Friedensprozess in Afghanistan:USA und Kabul für direkte Gespräche mit Taliban

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Zu Gesprächen bereit: Afghanistans Präsident Hamid Karsai (Foto: REUTERS)

Ende des Boykotts: Afghanistan will zusammen mit den USA nun doch direkt mit den Taliban verhandeln. Es sei der sicherste Weg, um die Gewalt zu beenden. Erst am vergangenen Dienstag hatten Taliban in Kabul den Präsidentenpalast angegriffen.

US-Präsident Barack Obama und der afghanische Staatschef Hamid Karsai unterstützen Gespräche mit den islamistischen Taliban in deren Verbindungsbüro im Golfemirat Katar. Das gab das Weiße Haus in einer Erklärung bekannt. Demnach erklärten Karsai und Obama in einem Telefonat ihre "Unterstützung für das Büro in Doha zum Zwecke von Verhandlungen zwischen Afghanistans Hohem Friedensrat und autorisierten Vertretern der Taliban.

Beide Seiten seien sich der Erklärung zufolge außerdem einig, dass für 2014 vorgesehene "freie, faire und glaubwürdige Wahlen" in Afghanistan für die Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung seien. Obama und Karsai beteuerten, dass Friedensgespräche unter Federführung der Afghanen "der sicherste Weg zur Beendigung der Gewalt und Sicherstellung anhaltender Stabilität in Afghanistan und der Region" sind, teilte das US-Präsidialamt mit.

Bisher hatte die afghanische Regierung Gespräche in Doha boykottiert, unter anderem, weil in dem Büro die Insignien des alten Taliban-Regimes zur Schau gestellen wurden. Karsai hatte sich vor allem am Namen gestört, den die Taliban ihrem Büro gegeben hatten. Über den Titel "Islamisches Emirat Afghanistan" sei der Präsident "nicht glücklich", hieß es. Der Washington Post zufolge hatte US-Außenminister John Kerry die Taliban überzeugt, das umstrittene Klingelschild zu entfernen - auf der neuen Plakette steht nun "Politbüro der afghanischen Taliban".

Zudem ging es Karsai darum, dass eine Beziehung zu den USA nur auf Augenhöhe funktioniere. Afghanistan wollte sich an Friedensverhandlungen nur dann beteiligen, solange es sich um einen vollständig von den Afghanen geführten Prozess handle. Karsai war offensichtlich nicht damit einverstanden, dass die Amerikaner bereits direkte Gespräche mit den Taliban führten.

Obama und Karsai unterhielten sich den Angaben zufolge nun auch über die Übergabe der Sicherheitskontrolle an afghanische Streitkräfte. Die US-Truppen wollen das Land bis Ende kommenden Jahres verlassen.

Erst am vergangenen Dienstag hatten Taliban den Präsidentenpalast in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen. In einem etwa 90-minütigen Feuergefecht wurden die vier Angreifer und drei afghanische Soldaten getötet. Einige Detonationen hatten sich auch am Büro des US-Geheimdienstes CIA, dem Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe Isaf und der UN-Vertretung ereignet, berichtete ein örtliche Rundfunksender.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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