FDP:Wie Christian Lindner die FDP auf den Wahlkampf einstimmt

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Christian Lindner gibt sich in Stuttgart kämpferisch. (Foto: Franziska Kraufmann/dpa)

2017 ist das Schicksalsjahr für die Liberalen. Auf dem Dreikönigstreffen in Stuttgart gibt sich der Parteichef kämpferisch, sehr zur Freude der Anwesenden.

Von Benedikt Peters

Es gibt einen Moment in seiner Rede, da wirkt es, als sei Christian Lindner vor sich selbst erschrocken. "Wir machen nicht mit Angst Politik", sagt er. Kurze Pause. "Vor was sollten wir auch noch Angst haben?" Nur ganz kurz weiten sich die Augen des FDP-Chefs. Die Antwort auf diese Frage kennt Lindner selbst.

Die FDP hat in diesem Jahr allen Grund, sich zu fürchten, nämlich vor dem endgültigen Fall in die politische Bedeutungslosigkeit. 2013 flog die Partei aus dem Bundestag, 2017 soll die Rückkehr unbedingt gelingen. Wenn nicht, so mutmaßen einige, war es das wohl mit der Partei, die die Geschicke der Bundesrepublik so lange mitgeprägt hat.

Die Umfragen geben vorsichtigen Anlass zu Optimismus, sie sehen die FDP bei sechs, sieben Prozent. Andererseits, was heißt das schon, neun Monate vor der Bundestagswahl und nach einem Jahr wie 2016, in dem sich die Demoskopen etwa beim Brexit und der US-Wahl schwer geirrt haben?

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Heute trifft sich die Partei zum Dreikönigstreffen. Wenn sie es im September nicht zurück in den Bundestag schafft, ist sie am Ende. Parteichef Lindner hat das verstanden - und trotzdem Fehler gemacht.

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Christian Lindner steht an diesem Freitag auf der Bühne im Staatstheater in Stuttgart, die FDP hält hier ihr traditionelles Dreikönigstreffen ab. "Bereit für 2017", so steht es in pinken und gelben Buchstaben auf der Leinwand hinter ihm, während er spricht.

Lindner spricht laut, heiser, nachdrücklich

Tatsächlich kommt 2017 einiges auf die Partei zu. Vor der Bundestagswahl im Herbst stehen bereits die Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrheinwestfalen an. Dass das eine Kraftanstrengung wird, verdeutlicht schon, wie Lindner an diesem Tag spricht. Er stößt die Worte hervor, laut, nachdrücklich, kämpferisch. Zwischendurch klingt er fast heiser.

Immer wieder kehrt Lindner zu seiner Kernbotschaft zurück, sie handelt von der Freiheit. Die übrigen Parteien könnten sich zwar einen liberalen Anstrich geben, die vergangenen Jahre aber hätten gezeigt: "Deutschland hat nur eine liberale Partei. Und das ist die FDP." Die Botschaft ist zwar nicht neu, den anwesenden Parteimitgliedern aber gefällt sie sichtlich. Immer wieder unterbrechen sie Lindners Ausführungen mit Applaus.

Abseits der Wahlkampfrhetorik macht Lindner aber auch einige konkrete Vorschläge. Er fordert zum Beispiel, die deutsche Bildungslandschaft stärker zu zentralisieren. "Der Bildungsföderalismus ist zu einer Bremse der Entwicklung in Deutschland geworden. Diese Bremse müssen wir endlich lösen." Die Sicherheitsgesetze in der Bundesrepublik bezeichnet er als ausreichend, sie müssten nur richtig angewendet werden. Und er fordert einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Bundestag, der aufklären soll, ob Behörden im Fall Anis Amri, d em Attentäter von Berlin, versagt haben.

Am Ende seiner Rede erhält Lindner noch einmal Applaus, minutenlang dieses Mal, die Anwesenden im Stuttgarter Staatstheater erheben sich von den Sitzen. Die FDP-Mitglieder, so wirkt es, hat er an diesem Tag zufrieden gemacht, er konnte sie hinter sich scharen. Ob die FDP aber auch bei den Wählern ankommt, das muss sich in diesem Jahr erst zeigen.

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