Proteste in Libyen:Ben Ali, Mubarak - und jetzt Gaddafi?

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In den Nachbarländern Tunesien und Ägypten haben Massenproteste bereits zur Absetzung der Regierungen geführt. Nun erheben sich auch die Menschen in Libyen und protestieren gegen das Regime von Revolutionsführer Gaddafi.

Die Protestbewegung gegen autoritäre Regime in der arabischen Welt hat nun auch Libyen erfasst: Mehrere hundert Menschen gingen in der Hauptstadt Tripolis auf die Straße, um den Rücktritt der Regierung von Revolutionsführer Muammar el Gaddafi zu fordern. Auch in Bengasi, der zweitgrößten Stadt des nordafrikanischen Staates, kam es zu Demonstrationen. Das berichtet die BBC.

Auslöser war offenbar die Festnahme eines Regierungskritikers. Nach unbestätigten Angaben machten etwa 2000 Menschen ihrem Unmut über die Verhaftung des Oppositionellen Luft. Die Demonstranten sollen Steine auf die Polizei geworfen haben. Die Beamten gingen demnach ihrerseits mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen gegen die Aufständischen vor. Später beteiligten sich auch Regierungsanhänger an den gewaltsamen Auseinandersetzungen. 14 Menschen sollen verletzt worden sein.

In der von Gaddafis Sohn Seif al-Islam gegründeten Zeitung Qurina wurden die Demonstranten als "Saboteure" bezeichnet. Im Internet tauchten gleichzeitig Amateurvideos auf, in denen Hunderte Männer und Frauen zu sehen sind, die rufen: "Das Volk will den Sturz des Regimes" und "Gaddafi, raus, raus!".

Im sozialen Netzwerk Facebook gibt es zudem einen Aufruf zu Großdemonstrationen in allen libyschen Städten an diesem Donnerstag. Die Kundgebungen sollen an die Ereignisse des 17. Februar 2006 erinnern. Damals war eine Demonstration gegen eine Mohammed-Karikatur in eine Protestaktion gegen die libysche Führung mit Toten und Verletzten ausgeartet.

Massenbewegungen haben seit Anfang des Jahres die Regime in Tunesien und Ägypten gestürzt. Demonstrationen gegen Regierungen gab es zudem im Jemen, in Jordanien und Bahrain.

Gaddafi kam bereits 1969 durch einen Militärputsch an die Macht in Libyen. Seit 1979 ist er nicht mehr offizielles Staatsoberhaupt - doch der mittlerweile 68-Jährige bestimmt immer noch weitgehend allein die Geschicke des Landes. Verfassungsmäßig ist Libyen seit Gaddafis Machtergreifung ein basisdemokratischer Staat auf Grundlage des Islam.

© sueddeutsche.de/dapd/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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