Mohammed-Karikaturen:Tote bei Demonstrationen in Libyen

Die libysche Polizei hat vor dem italienischen Konsulat in Bengasi mindestens zehn Demonstranten erschossen. Der Protest eskalierte, nachdem ein italienischer Minister in einem T-Shirt mit Mohammed-Karikaturen im Fernsehen aufgetreten war - er musste inzwischen seinen Rücktritt einreichen.

Der wegen seiner heftigen Angriffe auf den Islam umstrittene italienische Reform-Minister Roberto Calderoli hat seinen Rücktritt eingereicht. Calderoli beugte sich dem Druck seiner Kabinettskollegen.

Calderoli, AP

Provoziert: Roberto Calderoli. Ministerpräsident Berlusconi fordert seinen Rücktritt

(Foto: Foto: AP)

Calderoli hatte angekündigt, er werde ein T-Shirt mit Karikaturen Mohammeds tragen und war am Freitag dann tatsächlich mit einem solchen T-Shirt im staatlichen Fernsehen RAI zu sehen gewesen. Calderolis Ankündigungen hatten in Libyen für großes Aufsehen gesorgt.

Die Demonstranten in Bengasi warfen Steine und Flaschen auf das Konsulatsgebäude und legten anschließend Feuer. Die Polizei schoss mit scharfer Munition und Tränengas auf die mehr als 1000 Menschen. Trotzdem dauerte es rund sechs Stunden, bis sie die Menge aufgelöst hatten.

Ein italienischer Diplomat sprach von zehn Toten - alle seien Libyer. Die Behörden vor Ort bezifferten die Zahl der Toten und Verletzten auf insgesamt elf, darunter auch Polizisten. Genauere Angaben machten sie nicht.

Das italienische Konsulat ist die einzige westliche Vertretung in Bengasi. In der Hauptstadt Tripolis gab es keine Demonstrationen vor der italienischen Botschaft.

Unterdessen erklärte Ministerpräsident Berlusconi, man habe die Büros der Lega Nord in Italien unter besonderen Schutz gestellt.

Berlusconis Büro veröffentlichte am späten Freitagabend eine Erklärung, in der das Verhalten von Calderoli als unvereinbar mit dessen Posten bezeichnet wurde. Es stehe zudem in Kontrast zu der Haltung der italienischen Regierung. Deswegen habe man ihn aufgefordert, seinen Rücktritt anzubieten.

Der frühere EU-Kommissionspräsident und jetzige Oppositionsführer Romano Prodi machte Calderoli mit für die gewaltsamen Proteste in Libyen verantwortlich.

Proteste auch in Pakisten

In der ostpakistanischen Kleinstadt Chaniot schoss die Polizei am Samstag auf Demonstranten, die bei ihrem Protest gegen die Karikaturen versuchten, Geschäfte in Brand zu setzen. Polizisten seien mit Steinen beworfen worden, sagte ein Polizeisprecher in dem Ort, der 300 Kilometer nordöstlich von Multan liegt.

Ein Krankenhausarzt teilte mit, vier Personen seien mit Schussverletzungen eingeliefert worden, zwei davon befänden sich im kritischen Zustand. Bei Demonstrationen gegen die zuerst in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Karikaturen wurden in der vergangenen Woche mindestens fünf Menschen in Pakistan getötet.

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