Debatte um schärfere Waffengesetze:US-Firmen kündigen Zusammenarbeit mit NRA auf

Debatte um schärfere Waffengesetze: Pistolen auf einer Waffenshow in Las Vegas.

Pistolen auf einer Waffenshow in Las Vegas.

(Foto: AP)
  • Der Druck auf den Waffenverband NRA wächst: Mehrere US-Unternehmen beenden ihre Kooperation.
  • Floridas Gouverneur Rick Scott will das Alter zum Kauf einer Waffe auf 21 Jahre heraufsetzen.
  • Auch der Mormonen-Präsident Russel M. Nelson hat sich in die Debatte eingeschaltet.

Von Beate Wild, Austin

Nach jedem Schulmassaker diskutiert die USA über eine Verschärfung der Waffengesetze - zumindest ein paar Tage lang. Dass diese Diskussion nach dem Amoklauf an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida, nun schon länger als eine Woche andauert, ist durchaus ungewöhnlich. Bei Schülern, Lehrern und Eltern ist die Trauer in Wut umgeschlagen, was zu Demonstrationen und hitzigen Diskussionsrunden auf nationaler Bühne führte.

Nun rückt in der Debatte die NRA (National Rifle Association) in den Vordergrund, die in den vergangenen Tagen das Recht zum Tragen von Waffen aller Art vehement verteidigte. Ein Appell im Internet, der Unternehmen dazu auffordert, ihre Geschäftsbeziehungen mit der Waffenlobby abzubrechen, schlug am Freitag auf Twitter große Wellen - und zeigte Wirkung.

Mehrere Twitter-Nutzer schrieben: "Es gibt nur fünf Millionen NRA-Mitglieder, aber über 300 Millionen von uns! Unternehmen haben die Wahl, wessen Geschäft sie bevorzugen". Der Aufruhr im Netz kommt einen Tag nachdem die NRA behauptet hatte, Medien und die Demokraten hätten das Massaker an der Schule politisiert.

Unter dem Druck der Öffentlichkeit gaben am Freitag zahlreiche Firmen bekannt, die geschäftliche Zusammenarbeit mit der Lobbyorganisation aufzukündigen. Die NRA bietet ihren fünf Millionen Mitgliedern ein Bonusprogramm, an dem zahlreiche Unternehmen beteiligt sind, von Mietwagen-Verleihern bis Hotelketten. Die Waffenlobby gibt zudem eine eigene Kreditkarte heraus. Dabei arbeitete sie mit der "First National Bank of Omaha" zusammen, einer der größten Banken des Landes. Das Finanzhaus hat nun angekündigt, diese Kooperation zu beenden.

Weitere Firmen, die nun ihre Verbindung zur NRA kappen: Autovermietungen wie "Hertz", "Avis Budget" und "Enterprise Holdings Inc.". Sie kündigten an, NRA-Mitgliedern keine Rabatte mehr zu gewähren. Ebenso stellen etwa die "Wyndham Hotelgruppe", die IT-Sicherheitsfirma "Symantec2" und der Versicherer "MetLife" ihre Programme ein.

Weitere Rückschläge für die NRA

Auch auf politischer Seite gibt es unerwartet harsche Kritik an der NRA, der viele Republikaner wohlgesinnt gegenüberstehen. Floridas Gouverneur Rick Scott, Republikaner und lange überzeugter Gegner von Waffenregulierungen, will das Mindestalter für den Kauf von Schusswaffen auf 21 Jahre erhöhen.

Zudem soll es in Florida ein Verkaufsverbot an Menschen mit psychischen Krankheiten sowie ein Verbot von "Bump Stocks" genannten Schnellfeuervorrichtungen geben.

Scott plant außerdem, ab dem kommenden Schuljahr an jeder Schule in Florida ausgebildete Polizisten patroullieren zu lassen. Für die Schule in Parkland wäre das keine Neuerung. Vor dem Gebäude hatte in der vergangenen Woche ein bewaffneter Polizist gestanden. Dieser blieb allerdings während des vier Minuten andauernden Massakers außerhalb des Gebäudes und hinderte den 19-jährigen Attentäter nicht daran, 17 Menschen zu erschießen.

Die frühere Präsidentin der NRA, Marion P. Hammer, sagte der Nachrichtenagentur AP, Waffenbesitzer sollten sich nicht verantwortlich machen lassen für die Ereignisse in Parkland. Die NRA könne etwa eine "Abhärtung der Schulen" unterstützen, etwa Einsatzkräfte vor Ort beschäftigen und Aushilfslehrer im Waffengebrauch schulen. Hammer kritisierte die Vorschläge von Floridas Gouverneur Rick Scott als teils irrelevant und unfair.

Trump bleibt bei Vorschlag, Lehrer zu bewaffnen

Präsident Donald Trump verteidigte dagegen erneut seinen Vorschlag, Lehrer zu bewaffnen. Er wolle keineswegs allen Pädagogen Pistolen geben, sagte Trump auf der CPAC, einer Konferenz konservativer Aktivisten. Lediglich zehn oder 20 Prozent der Lehrerschaft sollte verdeckt Waffen tragen. Davon werde niemand sonst etwas wissen, bevor etwas passiere. Wären Pädagogen in Florida bewaffnet gewesen, hätte ein Lehrer den Angreifer in Parkland erschossen, "bevor er begriffen hätte, was passiert", so Trump.

Unterdessen hat die Debatte auch religiöse Gruppen erreicht. Der neue Präsident der Mormonen, Russell M. Nelson, sagte vor jungen Schülern in Las Vegas, das Gesetz erlaube Menschen den Besitz von Waffen, die eigentlich keine haben sollten. In den Gotteshäusern der Mormonen sind tödliche Waffen verboten. In der Debatte um Waffengesetze äußern sich Glaubensvertreter üblicherweise aber nicht.

Angesichts der wachsenden Kritik an der Schusswaffenindustrie sanken am Freitag die Aktienkurse der Waffenhersteller.

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