"Sie dürfen uns nicht unseren Gott und unsere Waffen wegnehmen. Gott und Waffen, yeah, machen uns stärker." ("God And Guns" - Hank Williams Jr.)
Hank Williams Jr. ist der Traum der amerikanischen Waffenlobby. Der Country-Star singt gerne über Patriotismus, übers in der Natur sein, über Gott und oft auch über Waffen. Sein Song "God And Guns" etwa handelt davon, dass der "kleine Mann" es nicht zulassen dürfe, dass ihm die Politiker, die keine Ahnung haben, seine Waffen wegnehmen. "Das ist es schließlich, worauf unser Land gegründet wurde", geht der Songtext weiter.
Hank Williams Jr. ist einer der eifrigsten Waffenverfechter in der Country- Szene. Ein "true believer", einer, der das, was er verbreitet, mit voller Überzeugung in die Welt schickt. Er ist Mitglied der republikanischen Partei. 2012 spielte er mit dem Gedanken, für den US-Senat für Tennessee zu kandidieren, ließ es dann aber - vorerst.
Typen wie Williams Jr. könnten sie bei der National Rifle Association (NRA), Amerikas einflussreichster Lobby-Organisation für Schusswaffen, noch einige mehr brauchen. Die NRA hat seit längerem ein massives Imageproblem - nicht erst seit den vielen Massenschießereien in diesem Jahr. 12 000 jährliche Morde durch Feuerwaffen - Selbstmorde nicht mit eingerechnet - sind der Grund für das schlechte Ansehen.
Also Imagepflege durch PR. Vor ein paar Jahren haben die Verantwortlichen bei der NRA damit angefangen, offiziell Country-Musiker zu fördern. "Country" heißt schließlich "ländlich", "vom Lande". Und Leben auf dem Land bedeutete in den USA schon immer: jagen, fischen und auf Ziele schießen. Waffen gibt es zwar in allen Gegenden der USA, doch laut einer Umfrage des Pew Research Centers besitzen auf dem Land 46 Prozent der Erwachsenen eine Knarre, während es im städtischen Milieu nur 19 Prozent sind.
"Die Verbindung zwischen dem Country-Publikum und der NRA war immer schon stark", sagt Don Cusic, Country-Experte und Professor der Musikgeschichte an der Belmont University in Nashville, Tennessee. Country-Fans hätten demnach in der Regel "konservative Ansichten", und dazu gehöre das Befürworten der NRA und der Waffenkultur.
Auf der 2010 gelaunchten Webseite "NRA Country" werden also Sänger vorgestellt und gesponserte Veranstaltungen präsentiert. Es gibt einen "Künstler des Monats" und einen Merchandising-Shop mit NRA-Kappen, -Bechern und -Shirts. Einer von der NRA geförderten Künstler ist Drew Baldridge. Der 26-Jährige ist ein aufstrebender Country-Musiker aus Illinois.
Raue Kerle, wahlweise im Karohemd oder Muskelshirt
Sein aktueller Hit heißt "Guns and Roses". Die Waffen stehen in dem Song symbolisch für einen jungen Mann, die Rosen für eine hübsche Frau. Auf Facebook hat Drew Baldridge schon 43 000 Fans. Sogar das Musikmagazin "Rolling Stone", sonst eher nicht als Wegbereiter für Countrymusiker bekannt, lobte "Guns and Roses" als "treibenden Pop-Country-Song", der das "neue stilistische Terrain" von Baldridge zeige, zu dem der Sänger sich hin entwickele.
Die meisten Country-Musiker sind vom gleichen hemdsärmeligen Typ Mann: raue Kerle, wahlweise im Karohemd oder Muskelshirt, gerne tätowiert, fast immer mit Cowboyhut oder Baseballkappe, Dreitage- oder Vollbart. Im Video präsentieren sie sich oft als Helden mit Pferd, Truck oder Harley und einer gut aussehenden Frau im Schlepptau. Die Waffe als Accessoire spielt bei den Country-Sängern nicht selten eine Hauptrolle.
Ausschnitt aus Toby Keiths Musikvideo "Should've Been A Cowboy".
(Foto: Screenshot YouTube)Dass es die Fans genauso sehen, kann man den Kommentaren unter den Videos entnehmen. Einer schreibt etwa: "Hab' eine 40-Kaliber auf meinem Nachtisch, Baby". Ein anderer: "Verfluchte, blöde Liberale, ihr habt keine Chance uns unsere Waffen wegzunehmen. Nur über meine Leiche!". Und wieder ein anderer: "Trump Nation! Gott schütze Amerika! Machen wir Amerika wieder groß!"