SZ-Werkstatt:Comic aus dem Knast

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Der Junkie Paul Ahorn wird aus dem Gefängnis entlassen. Hier erzählt die Designerin Yi Luo, wie ihr Youtube dabei half, Pauls Geschichte für die SZ zu illustrieren - und wie sie nach Deutschland kam, um Künstlerin zu werden.

Von Edeltraud Rattenhuber

Als Yi Luo den Auftrag bekam, für das Buch Zwei "Knast im Kopf" in dieser Ausgabe einen Comic anzufertigen, guckte sie erst einmal auf Youtube Dokumentarfilme über den Alltag im Gefängnis. Denn so ein Comic zu einer Geschichte über das Leben eines im Knast sitzenden Drogenabhängigen, seine Ängste, Wünsche, die Gefahren, die es birgt, zeichnet sich nicht aus dem hohlen Bauch heraus.

"Ich muss ja nicht nur wissen, wie spricht der Mann, das habe ich ohnehin über das Interview mitbekommen, sondern wie lebt er: Alltagsszenen, Details, Tagesablauf", sagt die 29-Jährige. Zum Beispiel habe sie sich gar nicht vorstellen können, dass Häftlinge im Gefängnis selbst kochen dürften. Über die Filme bekam sie Bilder im Kopf, die konnte sie verwenden.

Erst Bauingenieurwesen, dann Kommunikationsdesign

Für die Chinesin, die seit Februar für die Online-Redaktion der SZ arbeitet, war der Comic der erste große Auftrag für die Printausgabe. Geboren ist sie in Tianjin, ihr Vater ist Ingenieur, die Mutter Lehrerin. Als Luo nach Deutschland kam, studierte sie Bauingenieurwesen. Doch schon bald wechselte sie und schrieb sich in Augsburg in Kommunikationsdesign ein. Sie hat einen eigenen Blog, postet darauf Kurzgeschichten und zeichnet für Comic-Magazine, Künstlername: Yinfinity.

Ihre Eltern waren anfangs gar nicht glücklich über ihre Entscheidung, einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. "Sie meinten, ich ende als Besitzerin eines Copyshops und gestalte Visitenkarten, das verstanden sie unter Design", lacht sie. Von wegen: Derzeit arbeitet Luo an einem großen eigenen Comic, darin sollen unter anderem Szenen ihres Studentenjobs im Sushi-Restaurant vorkommen. Und im Herbst will sie weiterstudieren - Animation, an einer Filmhochschule.

Lesen Sie das ganze Interview mit Paul Ahorn mit SZ Plus:

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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