Schneechaos in den USA:Obama auf Eis

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Was der Sowjetunion nicht gelungen ist, haben zwei Blizzards geschafft: Die US-Regierung ist in die Knie gegangen - wegen heftiger Schneefälle. Die Republikaner nutzen die Gelegenheit und zweifeln am Klimawandel.

R. Klüver

Was der Sowjetunion in Jahrzehnten nicht gelungen ist, haben zwei Blizzards geschafft: Die amerikanische Regierung ist in die Knie gegangen. Am Mittwoch waren die Büros der US-Administration in Washington den vierten Tag in Folge wegen heftiger Schneefälle geschlossen. Auch der Kongress hat seine Sitzungen für Mittwoch abgesagt. Das Repräsentantenhaus will erst am Freitag wieder tagen. 230.000 Regierungsangestellte mussten nicht zur Arbeit. Viele Straßen waren unpassierbar, der Nahverkehr brach zusammen.

Auch das Weiße Haus ist eingeschlossen. Wegen des Wetters mussten zahlreiche offizielle Termine abgesagt werden. Auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sitzt derzeit irgendwo in Washington fest. (Foto: Foto: Reuters)

Der Ausfall der regierungsamtlichen Bürokratie kommt das Land teuer zu stehen: Nach Schätzung des Office of Personnel Management (OPM), sozusagen der Personalabteilung der US-Administration, kostet die Schließung der Ministerien und Regierungsbehörden pro Tag 100 Millionen Dollar. Einen Stillstand gebe es dennoch nicht, versichert zumindest Linda Springer, die in der Bush-Administration das OPM geleitet hat. "Alles, was wirklich wichtig ist, wird erledigt." 85 Prozent aller Angestellten der Bundesbehörden seien ohnehin nicht in der Hauptstadt tätig. Sie könnten ihre Arbeit machen. Das gelte vor allem für die Steuerbehörden.

Seit Beginn der offiziellen Niederschlagsmessungen in der US-Hauptstadt im Jahr 1884 ist dort in einem Winter noch nie so viel Schnee gefallen. 1898 wurden 136 Zentimeter verzeichnet. Am Mittwoch wurden in diesem Winter 139 Zentimeter gemessen, ein neuer Jahrhundertrekord.

Im Video: Innerhalb weniger Tage sind die Bewohner der US-Ostküste zum zweiten Mal von einem heftigen Schneesturm heimgesucht worden.

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Der Rekordwinter in der Hauptstadt hat - erwartungsgemäß - auch die politische Diskussion um den Klimawandel in den USA wieder belebt. Die Republikaner schalteten bereits einen Werbespot, in dem sie sich über zwei demokratische Kongressabgeordnete aus dem US-Bundesstaat Virginia südlich der Hauptstadt mokierten, die für ein Emissionshandelsgesetz gestimmt hatten - welches angesichts von mehr als einem Meter Schnee vorm US-Kapitol nun erwiesenermaßen unnötig sei.

Tatsächlich dürften die Schneestürme Zeichen der Klimaerwärmung sein: In den vergangenen 50 Jahren haben US-Meteorologen einen graduellen Rückzug der polaren Winterstürme nach Norden festgestellt. Dafür werden Stürme, wenn sie sich über dem US-Festland zusammenbrauen, intensiver: Es schüttet wie aus Kübeln - und im Winter schneit es eben mehr.

Auch in New York, Chicago und Philadelphia brachten die Schneemassen das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen. In New York hatten 1,1 Millionen Kinder schulfrei; viele Behörden machten dicht. Die meisten Flüge wurden gestrichen.

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