Prozess:Attacke gegen Obdachlosen: Haupttäter muss ins Gefängnis

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  • Im Prozess gegen sieben Flüchtlinge, die ein Feuer neben einem Obdachlosen gelegt hatten, ist der Haupttäter zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.
  • Das Berliner Landgericht ließ den Vorwurf des versuchten Mordes fallen und sprach den 21-Jährigen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung schuldig.
  • Zwei Mitangeklagte wurden von der Jugendkammer des Gerichts zu jeweils acht Monaten Haft verurteilt, die restlichen Beschuldigten zu Jugendarrest.

Der Fall hatte deutschlandweit für Entsetzen gesorgt. In der Weihnachtsnacht hatten sieben jugendliche Flüchtlinge aus Syrien und Libyen an einem Berliner U-Bahnhof ein Feuer neben einem schlafenden Obdachlosen gelegt. Der Mann aus Polen blieb nur unverletzt, weil Fahrgäste die Flammen rechtzeitig gelöscht hatten.

Jetzt wurde der Haupttäter zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Das Berliner Landgericht ließ den Vorwurf des versuchten Mordes fallen und sprach den 21-Jährigen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung schuldig. Zwei Mitangeklagte wurden von der Jugendkammer des Gerichts zu jeweils acht Monaten Haft verurteilt, die restlichen Beschuldigten zu Jugendarrest.

Seit Anfang Mai hatten sich die Jugendlichen wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Berlin verantworten müssen. Überraschend waren am vergangenen Freitag fünf von ihnen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das Gericht hatte bereits angedeutet, dass auch eine Verurteilung wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung oder Beihilfe dazu in Frage kommen könnte. Der siebte Mitangeklagte war bereits zuvor zu zwei Wochen Jugendarrest wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft forderte für den Haupttäter vier Jahre Haft

Bei der Ermittlung des Tathergangs hatten die Bilder einer Überwachungskamera geholfen. Darauf sieht man, wie die Jugendlichen offensichtlich gelangweilt auf der Lehne einer Bank hocken. Auf der anderen Seite der Bank schläft ein Mann. Irgendwann zündet einer der Jugendlichen ein Papier an und steckt es neben den Kopf des Obdachlosen. Als sein Rucksack in Flammen aufgeht, flüchten die Jugendlichen in die U-Bahn.

Alle sieben jungen Männer hatten einen Tötungsversuch zurückgewiesen. Der 21-jährige Haupttäter hatte in einer durch seinen Anwalt vorgelesenen Erklärung im Prozess zugegeben, ein Taschentuch in Brand gesteckt zu haben. Er habe den Mann aber "nur durch ein kleines Feuerchen aufschrecken wollen". Seine Begleiter erklärten, sie hätten mit der Tat nichts zu tun. Der obdachlose Mann hatte vor Gericht nicht ausgesagt.

© SZ.de/AFP/dpa/fie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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