James Bond, Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, ist der Inbegriff des virilen Frauenverführers. Mehr Hetero geht kaum. Aber wer weiß, welche Eigenschaften Ian Fleming seiner Romanfigur James Bond gegeben hätte, wenn er ihn bei der Schwesterorganisation, dem Inlandsgeheimdienst MI5, angesiedelt hätte. Ein Problem wäre es zumindest nicht, wenn James Bond eher auf Männer stünde. Oder transsexuell wäre. Denn der MI5 ist gerade in der Kategorie "Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender" zum vorbildlichsten Arbeitgeber des Landes gekürt worden.
Die Organisation Stonewall, die sich für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen, englisch kurz LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender) einsetzt, ermittelt jedes Jahr anhand freiwilliger Fragebögen, wie sehr sich britische Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen um die LGBTs bemühen. In der daraus erstellten Rangliste, dem Arbeitsplatz-Gleichstellungs-Index (Workplace Equality Index) von 400 Arbeitgebern landet der MI5 in diesem Jahr auf Platz 1. In der Begründung lobt Stonewall die Personalpolitik des Geheimdienstes. Außerdem gebe es im MI5 eine von der Geschäftsführung unterstützte aktive LGBT-Netzwerk-Gruppe.
"Viel von dem, was der MI5 tut, ist notwendigerweise geheim, deshalb freuen wir uns, auf diese Art als inklusiver und einladender Arbeitgeber in der Öffentlichkeit zu stehen", sagte MI5-Chef Andrew Parker. "Diversität ist für uns unverzichtbar, denn wir brauchen die Fähigkeiten der talentiertesten Menschen, egal wer sie sind."
Das war nicht immer so: Bis in die 1990er Jahre sei es Homo- und Bisexuellen gar nicht erlaubt gewesen, für den Geheimdienst zu arbeiten, schreibt Stonewall. In der Tat hat der MI5 in Sachen LGBT einen rasanten Aufstieg hinter sich: Vor sechs Jahren landete er noch auf Platz 134. Und auch die Chancen für einen schwulen James Bond stehen nicht schlecht: Der MI6 kommt in diesem Jahr auf Platz 36.