Weihnachten:Zu gefährlich: Wolfratshausen darf keinen Christbaum haben

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Jahrzehntelang hat es dort am Christkindlmarkt einen Baum gegeben - ganz ohne Zwischenfälle. Doch dann schlägt die Verwaltung zu.

Von Konstantin Kaip

Er war das Schmuckstück der Marktstraße zur Weihnachtszeit: Der mehr als zehn Meter hohe Christbaum auf dem Marienplatz, der alljährlich zum ersten Adventswochenende anlässlich des Wolfratshauser Christkindlmarktes aufgestellt wurde. In diesem Jahr aber soll es dort keinen mehr geben. Aus Brandschutzgründen hat die Stadtverwaltung entschieden, auf den Weihnachtsbaum am Marienplatz zu verzichten. Der Christkindlmarkt, der am Freitag, 25. November, eröffnet, wird - wie es aussieht - ohne Christbaum auskommen müssen.

Das bestätigt der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD), der den derzeit in Japan weilenden Klaus Heilinglechner (BVW) vertritt. Wer die Entscheidung wann getroffen hat, dazu konnte Schnaller am Donnerstag keine Angaben machen. Ausschlaggebend waren Bedenken des Landratsamts, was die Sicherheit der Wolfratshauser Märkte betrifft. Nachdem der wöchentliche Grüne Markt an den Marienplatz gezogen war, gab es im Frühjahr eine Begehung mit Polizei, Feuerwehr und Vertretern des Landratsamts. Als Ergebnis seien die Rettungswege verbreitert worden, sagt der Marktmeister der Stadt, Peter Steinberger.

Das habe auch dazu geführt, dass es beim Christkindlmarkt nun weniger Buden geben werde: nur etwa 50 statt der bislang 80 Stände. "Die Feuerwehr hat einen Plan gemacht, was wir wo hinstellen dürfen, und nach dem muss ich als Marktmeister handeln." Der komplette Marienplatz müsse frei bleiben.

Schnaller verteidigt die Entscheidung. Schließlich gehe es um die Sicherheit, sagt er. Zwar habe er von dem Entschluss, dass heuer am Marienplatz kein Weihnachtsbaum mehr aufgestellt wird, erst am Dienstagnachmittag per Zufall erfahren. "Ich war total überrascht", sagt er. "Nach meinem Kenntnisstand ist das im Stadtrat nicht behandelt worden." Der Verzicht sei aber richtig. Der Baum, der weit auf den Gehweg geragt habe, sei schon immer ein gewisses Hindernis gewesen, sagt Schnaller. "Wir können froh sein, dass bis jetzt nichts passiert ist."

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Zwar habe es jahrzehntelang einen Christbaum auf dem Marienplatz gegeben, ganz ohne Zwischenfälle, räumt er ein. "Jetzt aber wurden die Mängel beanstandet. Nachdem das ausgesprochen ist, steht jeder in der Verantwortung." Speziell am Marienplatz sei "die Situation im Ernstfall äußerst kritisch", sagt Schnaller. "Passiert dann wirklich was, gibt's einen Riesenaufschrei."

Der Wolfratshauser Feuerwehrkommandant Andreas Spohn hingegen wundert sich über die Entscheidung. "Mit uns ist nie über den Christbaum geredet worden", stellt er klar - und betont, dass es beim Brandschutz auf dem Marienplatz nicht darum gehe, dass der Baum eventuell Feuer fangen könne. "Das können die Buden auch." Es gehe der Feuerwehr einzig um die Rettungswege.

Nach der von Landratsamt und Stadt initiierten Begehung habe die Feuerwehr einen Plan aufgestellt, wo bei den Märkten Buden stehen können, sodass die Rettungsfahrzeuge im Notfall durchkommen - im Fall des Marienplatzes mit Wendekreisen, die groß genug für ein Drehleiterfahrzeug seien. Dieser sei vom Landratsamt genehmigt und von der Stadt festgelegt worden. "Ich bin absolut nicht gegen den Christbaum", sagt Spohn. "Vom Bauchgefühl" könne er sich sogar vorstellen, dass der Weihnachtsbaum stehen bleiben könnte. Schließlich gebe es im Winter keinen Biergarten am Humplbräu und damit Platz für eine alternative Route.

Schnaller jedenfalls hat bei der ganzen Aufregung um den Christbaum bereits mit Marktmeister Steinberger eine "sehr schöne Alternativlösung" erarbeitet: einen Adventskranz um den Marienbrunnen, mit elektrischen Kerzen und Bändern zur Mariensäule. "Aus meiner Sicht", sagt er, "ist das sogar ein Gewinn."

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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