Weiherer in Wolfratshausen:Brunsbüttel auf Bairisch

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Auftakt zum Festival D'Amato im Zelt: Der Weiherer und die Dobrindts servieren lustige Geschichten und ein umjubeltes Rockkonzert. Es wird viel gelacht.

Von Petra Schneider, Wolfratshausen

Die enttäuschende Nachricht zuerst: Edmund Stoiber ist nicht gekommen - trotz schriftlicher Einladung vom Weiherer. Auch Alexander Dobrindt war am Donnerstag nicht beim Eröffnungskonzert des Festivals D'Amato - obwohl der Weiherer seine Band nach ihm benannt hat. Dafür sind viele Zuschauer gekommen, das 400-Mann-Zelt ist gut gefüllt. Schirmherr des familiären Festivals ist Bürgermeister Klaus Heilinglechner, der das "private Engagement" der beiden Veranstalter Michel Amato und Christoph Bühring-Uhle lobt.

14 Jahre stand Christoph Weiherer alleine auf der Bühne, vor eineinhalb Jahren hat er sich "die Dobrindts" als Verstärkung geholt. Initialerlebnis zur Namensgebung sei jener "legendäre Satz" des damaligen CSU-Generalsekretärs und heutigen Bundesverkehrsministers beim CSU-Parteitag 2010 gewesen: "Wer gestern gegen die Atomkraft demonstriert hat und heute gegen Stuttgart 21, der braucht sich nicht wundern, wenn morgen in seinem Garten ein Minarett steht."

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Also hat der Weiherer, der in München im dritten Stock wohnt, eigens einen Schrebergarten angemietet - für das Minarett, das immer noch auf sich warten lässt. Viele Etiketten hat man dem langhaarigen Liedermacher, der eigentlich Chemielaborant gelernt hat, schon aufgedrückt: "Junger Hans Söllner", "Bayerischer Bob Dylan", "Niederbayerischer Brutalpoet". Beim Konzert am Donnerstag wirkt der 36-Jährige nicht gar so brutal revoluzzermäßig. Fröhlich erzählt er seine Geschichten. Dafür sind einige Songs erstaunlich düster: Liebes- und Weltschmerz, die Angst, dass "nach dem bisserl Leben" nix mehr kommt.

Sozialkritisch wird es natürlich auch. In den typischen Weiherer-Songs singt er zu Gitarre und Mundharmonika gegen Medien-Verblödung und virtuelle Scheinwelt an, gegen Kapitalismus und Nazi-Deppen. "Wo man aufs Auto so stolz ist, wie woanders auf die Kinder". Wo Wirtshäuser an Nazis verpachtet werden, "is des no mei Hoamat?", fragt er in einem seiner Hits.

Die Message wird in ein üppiges Rockkleid gepackt; wegen der Dobrindts, die mit E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug die Singer-Songwriter-Stücke aufpeppen. Frank Porzky (E-Bass, Mandoline), Max Breu (Schlagzeug) und Andreas Dombert (E-Gitarre), der die Weiherer-Songs neu arrangiert hat, sind eine echte Bereicherung. Allen voran der Jazzgitarrist Dombert, der die Stücke mit druckvollen Soli aufmischt und mal Balkan-Pop, mal karibische Rhythmen in die Arrangements mischt. Auch eine Melodika kommt zum Einsatz, Djembe, Cajon und Glockenspiel. Der musikalische Mehrwert steigt, was freilich in den Hintergrund rückt, sind die Texte, die im Zelt nicht mehr so gut zu verstehen sind. "Die Band hat mich nicht nötig, aber ich habe die Band nötig", bekennt der Weiherer, der mit seiner Wandlung zum Rockstar neue Wege beschreitet.

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Was bei seinen Konzerten unbedingt nötig ist, sind seine sympathischen, selbstironischen Geschichten. Seine Idee: Die Brunsbüttel-T-Shirts zum Beispiel. Weil ihn das so aufregt, dass er ständig beim Einkaufen nach der Postleitzahl gefragt werde, hat er sich eine Postleitzahl, die von Brunsbüttel, auf T-Shirts drucken lassen. 25541. "Noch nie hat sich eine Kassiererin gewundert, dass jemand aus Brunsbüttel so einwandfrei boarisch redet". Auch die Zuschauer können die Postleitzahl bald einwandfrei auswendig. Und kaufen sich nach einem bejubelten Konzert mit drei Zugaben am Merchandising-Stand vielleicht gleich noch den "Brunsbeutel".

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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