Tourismus in den Alpen:Wenn Sportler die Natur zerstören

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Ein Mountainbiker bei seiner Tour durch den Wald. (Foto: Manfred Neubauer)

Vor allem die Gemeinden Kochel am See und die Jachenau haben Probleme mit Mountainbikern.

Im Winter bleiben die Touristen immer häufiger aus, im Sommer macht die viel zu starke Beanspruchung der Alpen Probleme. "Die Berge werden von den Freizeitsportlern als Kulisse missbraucht", sagte Franz Steiger von der Unteren Naturschutzbehörde am Montag im Ausschuss für Umwelt und Infrastruktur des Kreistags. Durch Elektromotoren und neue Fahrrad-Technik erfahre das Bergradeln immer größeren Zulauf, heißt es im Landratsamt.

Dabei nutzten die Biker immer mehr bisher unbefahrene Strecken, selbst extrem ausgesetzte Wege und Steige seien vor ihnen nicht mehr sicher. Dabei zerstörten sie die Natur und bedrohten den Lebensraum gefährdeter Tiere. Darum hat der Ausschuss einstimmig 15 000 Euro für die Vorstudie eines Mountainbike-Konzepts für den Landkreis in den Haushalt 2016 eingestellt, die durch ein EU-Förderprogramm um die gleiche Summe aufgestockt werden soll.

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Von Marco Völklein

Bei der Hauptalmbegehung Anfang August klagten die Almbauern den Politikern und Behördenvertretern ihr Leid: Fast alle erwähnten schon bei der Vorstellung ihres Betriebs die Mountainbiker. Bereits im Mai hatte die Sendung "Bergauf-Bergab" im Bayerischen Fernsehen die Naturschützer und das Landratsamt alarmiert. Da seien Radfahrer in Gebiete vorgedrungen - teilweise mussten sie ihr Mountainbike bergauf schultern -, die nicht einmal von Jägern betreten würden, sagte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Vor allem die Gemeinden Kochel am See und die Jachenau haben Probleme mit Radlern. Steiger von der Naturschutzbehörde mochte den Freizeitsportlern zwar keinen bösen Willen unterstellen. Aber: "Es wird so viel kaputt gemacht", sagte er bei der Sitzung. "Wir sehen das mit ganz großer Sorge."

Die beschlossene Vorstudie soll nun skizzieren, wie der Landkreis der Entwicklung wieder Herr werden kann. Das Ziel könne darin liegen, gezielt geeignete Wege für die Extrem-Radler auszuweisen und auch zu bewerben, um andere, schutzbedürftige Gebiete zu entlasten. Die Gemeinden sollen auch zu den Kosten und der Kontrolle der Regelungen Stellung beziehen.

Ob die Kommunen überhaupt willens und so ein Konzept überhaupt durch den Landkreis zu leisten ist, das soll die Vorstudie aufzeigen.

© SZ vom 01.12.2015 / veca, dac - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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