Schlussstrich:Penzberg kündigt Stadthallen-Wirtin fristlos

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Der Stadtrat beschließt in nicht öffentlicher Sitzung die Aufhebung des Vertrags. Begründet wird sie mit offenen Zahlungen von Miet- und Nebenkosten.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Stadt Penzberg hat zum 28. Februar den Pachtvertrag für die Stadthalle mit der R & G Dienstleistungs GmbH gekündigt. Die fristlose Kündigung wurde Geschäftsführerin Paula Maria Reisek noch am Mittwochabend von Rathaus-Bediensteten in der Stadthalle zugestellt. Am Donnerstagvormittag wurden vorsorglich die Schlösser an den Türen des denkmalgeschützten Gebäudes ausgetauscht. Grund für diesen Schritt sind offene Schulden in Höhe von etwa 46 000 Euro (Miete und Nebenkosten). Bis ein neuer Wirt für die Stadthalle samt Gaststätte gefunden ist, sollen die bereits geplanten Veranstaltungen über Catering-Anbieter mit Essen und Getränken versorgt werden.

Von Anfang an war das Vertrauensverhältnis zwischen Paula Maria Reisek und der Stadt belastet. Reisek hatte im November 2017 Rudolf Schall als Geschäftsführerin der R & G Dienstleistungs GmbH abgelöst. Von dem Verkauf der GmbH-Anteile und dem Wirte-Wechsel erfuhr die Stadt zufällig durch einen Artikel der Bad Tölz-Wolfratshauser SZ. Reisek hatte erklärt, sie habe damals nicht als hochschwangere Frau vor den Stadtrat treten wollen aus Sorge, dass man ihr den Job nicht zutraue.

In der Tat war man im Rathaus mehr als besorgt über die Vorgänge in der Stadthalle. Wie schon unter ihrem Vorgänger Schall gab es auch unter Reiseks Leitung Probleme vor allem im Service. Die Gäste im angegliederten Restaurant "Der Penzberger" blieben aus.

Der Stadtrat entschied am Dienstag in nicht öffentlicher Sitzung, den Pachtvertrag mit sofortiger Wirkung zu kündigen. Am Mittwoch kam das Gremium erneut nicht öffentlich zusammen, um unter anderem Details über das weitere Vorgehen zu besprechen. Weil Veranstaltungen für die Stadthalle gebucht sind, wie etwa an diesem Sonntag die Aufstellungskonferenz zur Bezirks- und Landtagswahl 2018 der SPD, wird ein Kümmerer befristet eingestellt. Einen Namen wollte Rathaus-Geschäftsführer Roman Reis nicht nennen. Die Aufgabe dieses Ansprechpartners ist es, zwischen Veranstaltern und Catering-Anbietern Kontakt herzustellen. Somit soll die Bewirtung in der Stadthalle gesichert werden. Nur so viel wollte Zweiter Bürgermeister Johannes Bauer (Grüne) verraten: Es handle sich um eine Gastronomie-affine Person. Das Restaurant "Der Penzberger" bleibt bis auf Weiteres geschlossen.

Ihre Mitarbeiter und sie stünden unter Schock, sagte Reisek auf Nachfrage. Für sie gehe es nun um Schadensbegrenzung. "Für alle Beteiligte. Hier geht es um Existenzen." Man müsse intern klären, wer für was haftet und aufkommt. Sie werde sicherlich das Gespräch mit ihrem Vorgänger Schall suchen. In seiner Zeit sind die Verbindlichkeiten aufgelaufen. Schall hatte die R & G Dienstleistungs GmbH gegründet für den Betrieb der Stadthalle. Die Begleichung der Schulden fordert die Stadt von dieser Gesellschaft ein. Vollstreckungsmaßnahmen liefen, so Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD). Notfalls treffe man sich vor Gericht.

Sie habe ihr Bestes gegeben, sagte Reisek. Konzeptionell sei noch nicht alles gut gelaufen, gibt sie zu und kritisiert die Stadt: "Eine gewisse Vorlaufzeit wäre schön gewesen. Bis Ende März . . . dann hätten sich die Mitarbeiter nach was Neuem umsehen können." Im Rathaus will man sich Zeit lassen mit der Suche nach einem neuen Wirt. Es soll eine "Brauerei-freie" Ausschreibung in Fachzeitschriften geben. Denn dieses Mal wolle man den Richtigen finden, sagte Bauer. "Ohne Zeitdruck."

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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