Oberbayern:Flüchtlinge sollen in leerem Schwimmbecken schlafen

Lesezeit: 1 min

Hier will Dietramszell Flüchtlinge unterbringen: Im inzwischen leeren Becken sollen Teppiche verlegt und Betten aufgestellt werden. (Foto: Hartmut Pöstges)
  • Die Gemeinde Dietramszell (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) will 30 bis 35 Flüchtlinge in einem leeren Schwimmbecken übernachten lassen.
  • Das Hallenbad soll besser geeignet sein als eine Turnhalle.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Das Schwimmbad steht nach einer Prüfung auf Platz eins

Die oberbayerische Gemeinde Dietramszell will mehr als 30 Flüchtlinge im leeren Becken eines Hallenbads unterbringen. Es handele sich dabei um eine Notlösung, die verzichtbar wäre, wenn Bürger genügend Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung stellen, erklären Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (Bürgerliste Dietramszell) und das Landratsamt.

Der 5000-Einwohner-Ort im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen soll gemäß einer Quotenregelung etwa 70 Zufluchtsuchende aufnehmen. Bei der Suche nach einer Notunterkunft hat die Verwaltung verschiedene Standorte geprüft, darunter auch Turnhallen, das Hallenbad im Ortsteil Ascholding aber auf Platz eins der Prioritätenliste gesetzt.

Eigentlich sollte das Schwimmbad nach der Sommerpause am 16. September wieder öffnen, blieb aber vorsorglich erst einmal geschlossen. Die Entscheidung, ob es tatsächlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, soll in der Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag fallen.

Im Becken sollen Teppiche verlegt und Betten aufgestellt werden

Die Planungen sind schon weit fortgeschritten. Wolfgang Krause, der zuständige Mitarbeiter des Landratsamts schilderte diese Woche in einer Bürgerversammlung, wie die Belegung des Hallenbads mit Flüchtlingen aussehen könnte. 30 bis 35 Männer - "wir wollen das keiner Familie zumuten" - könnten dort unterkommen, bis man geeignetere Wohnungen gefunden habe.

Ebersberg
:Kirche will lieber Geld als Flüchtlinge

Im oberbayerischen Parsdorf steht ein großer Gasthof leer. Ideal für Flüchtlinge. Doch das Gebäude gehört der Kirche - und die will es lieber verkaufen.

Von Christian Endt

Im Becken sollen Teppiche verlegt und Betten aufgestellt werden. Die Schräge zwischen dem flachen und dem tiefen Beckenbereich bleibt. Eine Absicherung des Beckenrandes soll Stürze verhindern. Im Damen-Duschbereich könnten Kochgelegenheiten und Waschmaschinen aufgestellt werden. "Das ist natürlich eine schlechte Lösung, aber besser als keine", sagte Krause.

Was gegen eine Turnhalle als Unterkunft spricht

Das Hallenbad sei nicht leichter zu belegen als eine Turnhalle. Dort müssten die Flüchtlinge aber über den Pausenhof zu ihrer Unterkunft, was den Schulbetrieb stören würde.

Einwohner, die in der Nähe des Schwimmbads wohnen, äußerten in der Bürgerversammlung Sorgen wegen neuen Nachbarn, die bald ankommen könnten. Krause versicherte ihnen, dass ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr zur Verfügung stehen werde. Der Leiter des Sozialamts, Thomas Bigl, ergänzte: "Die Polizei ist deutlich öfter wegen Nachbarschaftsstreitigkeiten unterwegs, als in Asylbewerberunterkünften."

In der Bürgerversammlung wurde auch bekannt, dass ein Teil der Zufluchtsuchenden im Pfarrheim von Dietramszell unterkommen soll. Zudem ist auch das Pfarrheim von Ascholding im Gespräch.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Willkommenskultur in Bayern
:Als die Ungarn Hilfe suchten

Vor fast 60 Jahren machten sich 200 000 Menschen nach dem gescheiterten Aufstand in Ungarn auf den Weg nach Westen - und wurden dort freundlich empfangen.

Von Hans Kratzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: