Prozess:Vier Jahre Haft für Missbrauch

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Ein vorbestrafter 66-Jähriger vergeht sich an seinem Enkel. Bei seiner Verhaftung erleidet er einen Herzinfarkt.

Ein 66-jähriger Mann aus dem südlichen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, der seinen erst sieben Jahre alten Enkel sexuell schwer missbraucht hat, muss für vier Jahre hinter Gitter. Außerdem verurteilte die 1. Jugendkammer am Landgericht München II den Mann wegen des Besitzes kinder-und jugendpornografischer Schriften. Die Vorwürfe aus der Anklage der Staatsanwaltschaft hatte der Mann erst nach längerem Zögern gestanden.

Der 66-Jährige ist bereits einschlägig vorbestraft. Vor zehn Jahren, Ende Februar 2006, war er ebenfalls vor dem Landgericht München II zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden, weil er sich an seinen leiblichen Töchtern sexuell vergangen hatte. Die beiden Mädchen war zum Zeitpunkt der Taten, Mitte der 80er- beziehungsweise Anfang der 90er-Jahre, zwischen sechs und zehn sowie zwischen elf und zwölf Jahre alt. Der Angeklagte hatte die Vorwürfe seinerzeit auch nach seiner Verurteilung bestritten. Er bezeichnete sich als "Justizopfer". Die Teilnahme an einer Sexualtherapie in der Haft erachtete er als überflüssig. Nach seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech stand der 66-Jährige unter Führungsaufsicht. Ihm war es verboten, Kinder bei sich zu beherbergen.

Dennoch hatte er Ende Mai vergangenen Jahres seinen Enkel für eine Woche bei sich wohnen lassen. In dieser Zeit kam es zu drei sexuellen Übergriffen. In einem der Fälle stand der 66-Jährige mit dem Kind auf dem Balkon seines Hauses und betrachtete mit ihm die Sterne, ehe er sich an ihm vergriff. Bei einer anderen Gelegenheit bastelte er mit dem Buben im Keller. Um sich den Siebenjährigen gefügig zu machen, schenkte er ihm ein Modell. Später vertraute sich das Kind seinen Eltern an und erzählte ihnen, was geschehen war.

Zwei weitere Herzinfarkte in der Untersuchungshaft

Im Verlaufe der Verhandlung vor dem Landgericht München II räumte der 66-Jährige ein, "Probleme zu haben". Er ist nunmehr bereit, sich therapieren zu lassen. Ebenso leugnet er auch nicht mehr die Übergriffe auf seine beiden Töchter. Zu einem Psychiater sagte der Angeklagte: "Es ist für mich wahnsinnig schwer, etwas zuzugeben."

Der Verteidiger des Angeklagten hatte vier Jahre Haft gefordert. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft sechs Jahre. Bei seiner Festnahme hatte der Mann einen Herzinfarkt erlitten. Zwei weitere nach dem Auftakt des Prozesses, der Ende Februar begonnen hatte. Vor der Urteilsverkündung sagte der 66-Jährige: "Mir ist klar geworden, wie meine Probleme liegen."

© SZ vom 24.03.2016 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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