Klare Worte:Traut euch!

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Bayerns ehemaliger SPD-Chef Franz Maget schwört die Landkreis-Genossen beim Maiempfang auf mehr Selbstbewusstsein ein.

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

An Monika Hohlmeier ließ Franz Maget kein gutes Haar. "Überheblich, wie sie war, hat sie natürlich angenommen, dass sie das Direktmandat kriegt", erinnerte sich der langjährige bayerische SPD-Chef an das Duell mit der CSU-Politikerin in den 1990er Jahren. Das ging zu seinen Gunsten aus. Für ihn war die Strauß-Tochter ein politisches Leichtgewicht: "Sie hat nur mit Wasser gekocht." Zum traditionellen Maiempfang hatte der SPD-Kreisverband am Freitag Franz Maget als Ehrengast eingeladen. Zugleich wurde das 111-jährige Jubiläum der SPD im Landkreis gefeiert, wie Kreisvorsitzender Wolfgang Gerner erwähnte.

Rund 70 Gäste - darunter zahlreiche lokale Politprominenz wie Landtagskandidat Robert Kühn, die Zweiten Bürgermeister von Wolfratshausen und Geretsried, Fritz Schnaller respektive Hans Hopfner, Ex-Bundestagsmitglied Klaus Barthel, der frischgebackene Bundestagsabgeordnete Andreas Wagner von den Linken, der langjährige Kreisvorsitzende der Europa-Union Jürgen Göbel und der Wolfratshauser Stadtrat Rainer Berchtold - wollten hören, was Maget zur Aufmunterung der Genossen zu sagen hatte. Denn Maget verfügt über eine unter bayerischen Sozialdemokraten rare Erfahrung: Er hat die CSU als besiegbar erlebt, als er sich in seinem Stimmkreis in München zwei Mal gegen Monika Hohlmeier durchsetzte. Allerdings musste der 64-Jährige auch krachende Niederlagen einstecken, denn Maget scheiterte mit der Kandidatur als Ministerpräsident: einmal an Edmund Stoiber, einmal an Günther Beckstein. Nach 23 Jahren im Landtag, davon neun Jahre lang als Fraktionssprecher, verabschiedete er sich 2013 in den politischen Ruhestand. Er blieb aber beruflich nicht untätig, denn er ging als Sozialreferent an die Deutsche Botschaft nach Tunesien und reiste mit seiner Frau durch Nordafrika. Maget hat dort "Polizei- und Militärstaaten" wie Ägypten kennengelernt und das Elend von 500 000 Flüchtlingen in den Zeltlagern von Jordanien, wie er in seiner Rede erwähnte.

Wer länger im Ausland war, dem tut oft die Erfahrung eines Perspektivenwechsels gut. So ging es offensichtlich auch Maget, denn er berichtete davon, dass er während seines Nordafrika-Aufenthalts immer wieder erlebt habe, wie sehr die Errungenschaften der Sozialdemokratie bewundert würden. Und wie die Menschen "mit großen Augen" auf die Gesellschaft der Bundesrepublik blicken würden. "Erzähl', wie konntet ihr das durchsetzen, was wir so gerne hätten", sei er häufig gefragt worden, wobei sie nicht den Wohlstand, sondern vor allem die politische Beteiligung gemeint hätten. "Die Sozialdemokratie wird im Ausland mehr geschätzt als hier", sagte er und diagnostizierte bei den Genossen "mangelndes Selbstbewusstsein". Sein Anliegen an sie: nicht immer alles schlechtzureden. Er rief einige der Erfolge der SPD ins Gedächtnis, wie den Ausbau der Kinderbetreuung, die die CSU als "sozialistisches Teufelszeug" verdammt hätte, nur um sie später als eigene Erfindung als präsentieren. Aber die Leistungen der SPD würden "vergessen oder schamhaft verschwiegen", kritisierte er und erzählte von Erfahrungen aus seiner aktiven Zeit: So oft sei es ihm als Gastredner bei einer Versammlung passiert, dass der Ortsvorsitzende unmittelbar nach seiner Ansprache aufgestanden sei und erst einmal aufgezählt habe, was die SPD alles falsch machen würde.

Immer wieder berief sich Maget auf die stabile Fundament der SPD mit ihrer 150-jährigen Tradition. Als wichtigste Grundwerte nannte er Demokratie, Freiheit, Frieden, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Für diese Grundsatzrede gab's von den Anwesenden viel Applaus, auch wenn der eine oder andere sich vielleicht mehr aktuellen Bezug zur Lokalpolitik gewünscht hätte, wie die Verlängerung der S-Bahn, den öffentlichen Nahverkehr oder sozialen Wohnungsbau.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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