Icking:Zweifel an Geothermieprojekt

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Die Ickinger CSU sorgt sich um die Auswirkungen des geplanten Erdwärmekraftwerks und bittet Bezirk und Landtag um Hilfe. Die Gemeinde hatte sich deshalb bereits ans Wirtschaftsministerium gewandt.

Von Claudia Koestler, Icking

Die geplante Geothermieanlage auf Ickinger Flur und ihre Auswirkungen sind in der Isartalkommune längst nicht ausdiskutiert. Sowohl unter den Bürgern als auch im Gemeinderat gibt es Sorgen wegen der möglichen Belastungen. Auch wachsen Ressentiments, weil noch immer signifikante Fragen offen sind. Wie sehr das Thema die Gemeinde umtreibt, wurde jüngst bei der Jahresversammlung des Ickinger Ortsverbandes der CSU deutlich. Natürlich standen auf der Tagesordnung ganz klassisch erwartbar Berichte, Aussprachen, Entlastungen und eine Delegiertenwahl. Doch thematisch beherrschte die geplante Geothermieanlage auf Ickinger Flur mit ihren Auswirkungen auf Umwelt und Gemeinde den Abend. Denn inzwischen zeichne sich ab, "dass die Anlage Dimensionen haben wird, die unsere Vorstellungskraft übersteigt", sagte der Vorsitzende Christoph Preuss. Seine Hoffnung: Unterstützung seitens der "großen Politik und Mandatsträger", wie er sagte - also der Landtagsabgeordneten und Minister, die Preuss zu einem Augenscheintermin einladen will. Ein Termin steht allerdings noch aus.

Die Ickinger Geothermieanlage soll das bundesweit größte Projekt seiner Art werden, mit einer erhofften Leistung von 30 Megawatt. Damit sollen von Mitte 2020 an bis zu 50 000 Haushalte mit Strom versorgt werden können. Allerdings wird die Anlage auf dem Höhenzug zwischen Dorfen und Attenhausen, offiziell "Claim Höhenrain" genannt, rund drei Fußballfelder groß. Verhindern kann sie die Gemeinde nicht, weil das Projekt als privilegiertes Vorhaben im Außenbereich gilt. Deshalb arbeitet die Kommune derzeit daran, einen Bebauungsplan aufzustellen, um zumindest einige Parameter zu regeln. Darunter fallen etwa Sicht- und Lärmschutz, die Einrichtung eines seismischen Messnetzwerks, Ausgleichsflächen und die Verpflichtung des Investors zum Rückbau, wenn nicht ausreichende Mengen Heißwasser gefunden werden.

In Icking soll auf einer Fläche von drei Fußballfeldern das größte Geothermiekraftwerks Deutschlands entstehen - und mit 30 Megawatt Leistung Strom für 50 000 Haushalte liefern. Die Ickinger CSU kritisiert die Dimensionen und warnt vor den Auswirkungen auf die Gemeinde. (Foto: Hartmut Pöstges)

Obwohl die Projektgesellschaft Erdwärme Isar jüngst eine Informationsveranstaltung in der Kommune abgehalten hatte, gibt es Preuss zufolge dennoch weiterhin deutliche Bedenken bei den Bürgern und auch unter den Gemeinderäten bezüglich der Geothermieanlage, etwa wegen des Flächenverbrauchs. Kritik übte Preuss an der erklärten Absicht der Erdwärme Isar, das geförderte Heißwasser lediglich zur Stromproduktion zu nutzen und nicht als Wärmequelle, etwa über ein Fernwärmenetz. Dass die Anlage zukünftig auch Wärme liefern könnte, hatte der Geschäftsführer Markus Wiendieck zwar nicht ausgeschlossen. Aber: "Ein Fernwärmenetz bauen und betreiben werden wir nicht - wir könnten nur Wärme liefern als Großhändler", hatte er erklärt. Das wiederum will Preuss nicht einleuchten: "Dass da so viel Energie rausgeblasen wird, was letztlich die Atmosphäre aufheizt, ist alles andere als sinnvoll." Zwar sei Icking zu klein für ein Nahwärmenetz, weiß der CSU-Vorsitzende. Wolfratshausen hingegen sei für die Abnahme prädestiniert. Pläne, diese Möglichkeit zu nutzen, treibe Wiendieck aber nicht voran.

Noch immer sei zudem die Trasse in der Schwebe, in der das Thermalwasser dann unterirdisch zum zweiten Bohrplatz bei Walchstadt fließt, wo es in die Erde zurückgeleitet werden soll. Was die Ickinger CSU klar ablehnt, sind Abwärmeleitungen, die über kommunale Straßen verlaufen. "Es kann nicht sein, dass Gemeindestraßen dafür aufgerissen, beschädigt, und dann Steuergelder für ihre Instandsetzung benötigt werden", sagte Preuss.

Unwohl ist der Ickinger CSU obendrein bei der Frage nach der Belastung der Ickinger Kanalisation während der bevorstehenden Spülbohrungen. Dafür wird das Wasser in einem Testbecken aufgefangen und anschließend in die Kanalisation abgelassen. Aufgrund dieser Fragen nutzte Preuss die Anwesenheit des Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber sowie des Bezirksrats Thomas Schwarzenberger in der Jahresversammlung für eine klare Forderung an die Politiker: "Wir brauchen Unterstützung."

© SZ vom 19.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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