Hochburg Geretsried:Evangelische Kirchengemeinde entsetzt über AfD-Erfolg

Die Partei hat in der Stadt ihr bestes Ergebnis im Landkreis erzielt und im Stadtteil Stein sogar 25 Prozent geholt. Der Kirchenvorstand reagiert mit einer Toleranz-Erklärung.

Die evangelische Kirchengemeinde Geretsried bezieht Position gegen Rechts: In einer Erklärung bekennt sich der Kirchenvorstand, vertreten durch Elisabeth Anton, zu einem "weltoffenen, toleranten und barmherzigen Miteinander" in der Stadt. Dies ist die Reaktion auf das Ergebnis der Bundestagswahl, bei der die AfD in Geretsried mit 14,3 Prozent ihr landkreisweit bestes Ortsergebnis und im Stadtteil Stein sogar 25,4 Prozent erzielt hat.

Geretsried habe seine eigene Geschichte von Menschen, die zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Gründen dort Zuflucht gefunden hätten, schreibt der Kirchenvorstand: "Die lebendige Vielfalt prägt den einzigartigen Charakter unserer Stadt und darf nicht durch Ausgrenzung und Intoleranz in Gefahr geraten."

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Jeder Vierte im Stadtteil Stein hat bei der Bundestagswahl sein Kreuz bei der Partei gemacht. Dort leben vergleichsweise viele Hartz-IV-Empfänger und Aussiedler - manche fühlen sich abgehängt.

Von Felicitas Amler

Die Kirchengemeinde gibt diese Erklärung auf der Grundlage der Geschichte - Geretsried ist nach dem Zweiten Weltkrieg von Vertriebenen aufgebaut worden - und vor dem Hintergrund der Bergpredigt ab. In dieser gehe es gerade nicht nur um die Liebe zur Familie, zur Heimat, zur eigenen Glaubensgemeinschaft. "Ausdrücklich ist die Rede von der grenzüberschreitenden Liebe sogar bis hin zur Liebe des Feindes".

Anton erklärt, der Kirchenvorstand habe nicht dazu schweigen wollen, "dass ein großer Teil unserer Mitbürger eine Partei wählt, die sich fremdenfeindlich und geschichtsvergessen zeigt und die Gesellschaft tendenziell spaltet".

© SZ vom 18.10.2017 / fam - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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