Halle steht leer:Vorerst keine neuen Flüchtlinge im Kreis

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Wie schon 2015 und 2016 soll die Turnhalle des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums zur Notunterkunft werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Halle des Tölzer Gymnasiums kann wieder für Sport genutzt werden - sie ist nach fünf Monaten als Asyl-Unterkunft in einem guten Zustand.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Nach den Osterferien wird den Schülern am Gabriel-von-Seidl-Gymnasium die Dreifachturnhalle wieder für den Sportunterricht zur Verfügung stehen. Am Freitag vergangener Woche wurden die letzten Flüchtlinge aus der Notfalleinrichtung verlegt. Der Landkreis muss auf Anordnung der Regierung von Oberbayern jedoch weiter 300 Plätze vorhalten, sollte erneut der Notfallplan in Kraft treten.

Derzeit sei die Lage entspannt, betonte Landrat Josef Niedermaier (FW) am Dienstag bei einem Rundgang durch die Sportstätte. Für die Osterferien hat die Regierung von Oberbayern angekündigt, dem Kreis keine weiteren Asylbewerber zuzuweisen, weil er seine Quote selbst nach Schließung der Hallen-Unterkünfte in Bad Tölz und Geretsried noch um elf Prozent übererfülle. Doch beim Landratsamt fragt man sich: Bleiben die Grenzen dicht oder suchen sich die Tausenden Menschen auf der Flucht einen anderen Weg? "Es kann sein, dass wir unsere Entscheidungen im Kreistag nachjustieren müssen", sagte Niedermaier. Es geht um die Einstellung von zusätzlichem Personal, das die Asylsuchenden betreuen soll, und um die Unterkünfte, die derzeit im Auftrag des Kreises und der Kommunen geplant werden.

Nach fünf Monaten ist der Zustand der Halle gut

Vom 19. Oktober 2015 bis 18. März dieses Jahres lebten in der Schulturnhalle insgesamt 341 Schutzsuchende - nicht alle auf einmal: Die Halle bietet maximal Platz für 150 Personen; die Flüchtlinge blieben im Schnitt für sechs bis acht Wochen. Der Zustand der Turnhalle sei nach den etwa fünf Monaten Belegung gut, sagte Thomas Bigl, Sozialamtsleiter im Tölzer Landratsamt. Die auf dem Boden ausgelegten Matten werden gereinigt und können danach wiederverwendet werden. "Auch für schulische Veranstaltungen. Oder beim Abitur." Ebenso abgebaut und eingelagert wird die übrige Einrichtung. Die Trennwände werden im Gymnasium verstaut, Betten und Spinde in Containern eingelagert und nach Geretsried gebracht. Was kaputt ist oder fehlt, wird ersetzt.

Alles in Ordnung: Sozialamtsleiter Thomas Bigl sagt, die Halle sei nach den fünf Monaten als Asyl-Unterkunft in einem guten Zustand. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Leben mit so vielen Menschen unterschiedlicher Nationen auf begrenztem Raum sei sehr gut verlaufen, berichtete Bigl. Der Regierung von Oberbayern gelte die Tölzer Halle als Paradebeispiel für eine gelungene Unterkunft. In der Sporthalle lebten Syrer, Afghanen, Pakistaner sowie Flüchtlinge aus Afrika. Der Sicherheitsdienst habe kaum eingreifen müssen, sei eher im partnerschaftlichen Sinne Betreuer und Begleiter gewesen.

Zweifel an der Jahresprognose von 5000 Flüchtlingen

Er sei froh, dass die Notaufnahmeeinrichtung zunächst einmal passé ist, sagte der Landrat. "Im Bewusstsein, dass es wieder passieren kann." Das Landratsamt tue sich schwer, eine Strategie in Sachen Asyl zu fahren. "Wir bekommen keine Vorgaben, weder vom Bund noch vom Land." Ob es die für das Jahresende prognostizierten 5000 Flüchtlinge im Landkreis geben werde, sei offen. Was hinsichtlich der zweistelligen Millionensumme, die der Kreis für neue Unterkünfte ausgibt, durchaus Fragen aufwerfe. "Wir müssen aus dem Bauch heraus agieren. Das ist eine Verwaltung nicht gewöhnt." Niedermaier kündigte an, dass der Kreistag noch vor der Sommerpause seine Beschlüsse bezüglich Personal und Unterbringung wird überdenken müssen. Bigl erklärte, aus diesem Grund hätten Initiativen wie in der Stadt Bad Tölz, die selbst Unterkünfte bauen möchte, Charme: Die Gebäude sollen langfristig als Sozialwohnungen dienen und hätten somit eine sinnvolle Nachnutzung.

© SZ vom 23.03.2016 / veca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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