Mittelschule Geretsried:Die Stärken stärken

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Die Mittelschule beteiligt sich am Talent-Projekt des Bildungspakts Bayern. Lehrer und Schüler präsentieren ihre Ideen - zum Beispiel eine Firma für den Pausenverkauf oder Mode aus Abfall.

Von Sophia Joos und Ingrid Hügenell, Geretsried

In deutschen Schulen werden zu oft vor allem die Defizite der Kinder gesehen. Bei TAFF, einem Projekt des Bildungspakts Bayern, ist das anders: Hier geht es um die Stärken. "Talente finden und fördern" heißt TAFF ausgeschrieben. An dem Projekt, das auf vier Jahre angelegt ist, beteiligen sich bayernweit elf Mittelschulverbünde und eine einzelne Mittelschule. Zum Verbund Isar-Loisach zählen neben Geretsried auch die Volksschule Wolfratshausen sowie die Mittelschulen Waldram und Königsdorf. An der Mittelschule Geretsried wurden kürzlich nach einem Jahr die ersten Erfolge präsentiert.

Stolz und mit viel Enthusiasmus zeigten die Schüler der Arbeitsgemeinschaft "Recycling goes Fashion" ihre Mode, die sie aus Müllsäcken, Kaffeetüten, Kartoffelnetzen und glänzenden Folien geschneidert hatten. Am Laufsteg applaudierten Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich (CSU), Christof Prechtl, Geschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW), Ralf Kaulfuß, Geschäftsführer der Stiftung Bildungspakt Bayern, TAFF-Projektleiterin Funda Demir, der Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber, Bürgermeister Michael Müller und Schulamtsdirektorin Marianne Konrad. Sie wollte sich über das Projekt informieren, das von der VBW unterstützt wird.

Wichtig sei bei TAFF, dass man die Definition von Talent nicht zu eng sehen dürfe, erklärte Staatssekretär Eisenreich. Es gehe nicht nur um Kunst, Musik und Sport, sondern beispielsweise auch um Organisations- und Sprachtalente. Die individuelle Förderung führe zur Persönlichkeitsentwicklung, mehr Motivation und größerer Anstrengungsbereitschaft.

Konrektor Florian Kropius, der TAFF an der Geretsrieder Mittelschule koordiniert, erklärte, wichtig seien auch die Förderung des Selbstbewusstseins und des Zusammengehörigkeitsgefühles. Es gebe an der Schule zahlreiche Arbeitsgruppen, in denen Talente der Schüler entdeckt würden. Geplant ist eine Olympiade mit allen vier Schulen. Dabei solle es nicht nur um den Sport, sondern auch um Mathematik oder Lesen gehen. "Wenn einer besonders gut kopfrechnen kann, ist das auch ein Talent", sagte Kropius.

Für die Pädagogen geht es darum, den Blick auf die Schüler zu verändern. Nicole Bräunl-Mayer von der Nachmittagsbetreuung erzählte von einem Mädchen, das für einen Ausflug gebacken hat. Das habe ihr so viel Spaß gemacht und der Kuchen sei so gut gewesen, dass sie nun Konditorin werden möchte - eines von vielen Beispielen, wie unerwartete Talente entdeckt werden könnten, wenn man die übliche Unterrichtssituation verlasse. Bräunl-Mayer sagte: "Es gibt keine Rezept um Talente zu finden. Man muss auf seine Schüler hören, sie mit Experten in Kontakt bringen und eben aus der Unterrichtssituation herausgehen." Deshalb gibt es bei der Nachmittagsbetreuung eine Arbeitsgruppe, die sich über Berufsbilder informiert, etwa bei der Polizei, im Seniorenheim und bei einer Maschinenbaufirma. Ganz besondere Talente treten auch bei einer Veranstaltung zutage, die jährlich stattfindet: "Die Mittelschule Geretsried sucht das Supertalent". Von der Technik über die Moderation bis hin zu den Talenten auf der Bühne organisieren und gestalten die Schüler die Veranstaltung selbst. Der Sieger des Wettbewerbes, der Beatboxer Christian Schnorr, der Schlagzeug-Geräusche mit dem Mund erzeugt, zeigte sein Talent bei der TAFF-Präsentation. Auch die Cheerleader-Gruppe der Fünft- bis Siebtklässler und die Schulband der Neunt- und Zehntklässler wirkten mit. Um selbst Geld für Aktionen einzunehmen, haben die Buben und Mädchen eine Schülerfirma gegründet. Sie haben den Pausenverkauf erweitert und bieten selbst gekochtes Essen an. Als erste Aktion finanzierten sie ein Probetraining in einem Boxklub. Für Anfang Juli ist ein Schulfest geplant, dafür hat sich ein Chor gebildet. Die Bewirtung übernehmen die Schüler - es wird ein "Superkoch" gesucht, der das Menü gestalten soll. Die Band, die Cheerleader und die Recycling-Fashion-Gruppe werden wieder mit dabei sein.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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