Feuer am Falkenberg:Angst um den Schutzwald

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Forstleute bezeichnen Brand am Falkenberg als besorgniserregend. Sie fürchten um den 200 Jahre alten Baumbestand.

Suse Bucher-Pinell

Bis zum Einbruch der Dunkelheit haben die Feuerwehren auch gestern den Waldbrand bekämpft, der am Nordufer des Sylvensteinstausees am Sonntagnachmittag ausgebrochen ist. Nicht mehr aus der Luft wie am Vortag, sondern am Boden waren sie ganz gezielt mit Schlauch und Rucksackspritze unterwegs. 20 Feuerwehrmänner, jeder einzelne von jeweils einem Bergwachtler am Seil gesichert, waren im oberen Drittel des steilen Hangs eingesetzt, um Glutnester und Bodenbrände zu stoppen. Auch heute werden sie damit weitermachen.

Wie viel vom Bergwald, der am Falkenberg als Schutzwald dient, durch den Brand zerstört wurde, wird sich zeigen, wenn der Brand vollständig gelöscht ist. "Dann erst können wir uns die Flächen anschauen und feststellen, wie viele der Bäume geschädigt sind", erklärt Robert Krebs, stellvertretender Betriebsleiter des Forstbetriebs Bad Tölz, der für den Staatswald im Revier Fall zuständig ist.

Dass der komplette Bestand an Kiefern, Fichten und Buchen tot ist, müsse nicht sein. Bäume können sich regenerieren, selbst wenn sie mitten im Feuer stehen - solange ihre Wurzeln und ihre Kronen durch die Hitze nicht zerstört sind. "Selbst wenn Gras brennt und die Rinde des Stammes schwarz wird, kann der Baum überleben", sagt Krebs.

Dennoch bezeichnet er den Brand als besorgniserregend, auch wenn nicht wie oft in Fernsehbildern die Flammen weithin sichtbar lodern, sondern das Feuer hauptsächlich am Boden in der ausgetrockneten Humusschicht wütet. "14 Hektar sind eine große Fläche, die zudem in einem sehr extremen Gelände liegt", sagt der Forstmann.

Es ist sehr steil dort, die Felswände fallen an manchen Stellen fast senkrecht ab. Die Sonne tut an der Südlage ein Übriges und dörrt den Boden stark aus, so dass sich überhaupt nur eine magere Humusschicht bilden kann. "Sie ist für Waldwachstum eigentlich zu dünn", sagt Krebs. Trotzdem haben sich Bäume angesiedelt - und nun brennt es gerade dort, wo zudem ein über 200 Jahre alter Baumbestand steht.

Im Extremfall, wenn Regen auch noch den letzten Rest Humus weggespült hat, bleibt am Ende der nackte Fels übrig. Für Krebs eine schreckliche Vorstellung mitten im Schutzwald, der generell dazu da ist, Menschen und Infrastruktur vor Steinschlag, Erdrutsch und Lawinen zu bewahren. Er verhindert Erosion und reguliert auch den natürlichen Wasserhaushalt im Gebirge, zugleich speichert er klimaschädliches Kohlendioxid.

Wie der gesamte Sylvensteinstausee wird auch das Nordufer bei Fall im Bereich des Brandes im Sommer rege von Erholungssuchenden besucht, ein Forstweg führt dort entlang, der von Spaziergängern wie auch gern von Radlern genutzt wird. Schon deshalb wäre eine ungesicherte Felswand ein Risiko, auch wenn es nur eine Teilfläche beträfe. "Wir wollen jeden einzelnen Bereich des Schutzwaldes erhalten", betont Krebs.

Mit Schutzwaldsanierungsprogrammen, zu denen auch Flächen im Brandgebiet gehören, werden immer wieder ganz gezielt Bäume gepflanzt und Waldstücke aufgeforstet. Auch wenn das Brandgelände unwegsam und steil ist, könnte es laut Krebs teilweise wieder aufgeforstet werden. Dabei sei auf einen angepassten Wildbestand zu achten, damit die jungen Pflänzchen wachsen können und nicht gleich vom Wild verbissen werden mit der Folge, dass sie absterben. "Auch das ist eine Grundvoraussetzung für den Schutzwald", sagt Krebs.

Die Ursache des Brandes ist nach wie vor unbekannt. Die Kriminalpolizei Weilheim ermittelt. "Wir können zurzeit nur spekulieren", sagt ein Polizeisprecher. Gerüchte, dass Ameisenhaufen die Brandentwicklung nach Ausbruch begünstigt hätten, wies ein Feuerwehrsprecher nicht zurück. "Dass sie aber ein ausschlaggebender Aspekt sind, halte ich für fraglich."

© SZ vom 23.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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