Bootsfahrverbot:Die Sicherheit auf der Isar geht vor

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Landrat Niedermaier und Mitarbeiter der Kreisbehörde verteidigen das Verbot, den Fluss zu befahren. Am Montag wurde es teilweise aufgehoben.

Von Elena Winterhalter, Bad Tölz

Leuchtend gelbe Banner an den Isarbrücken weisen in Großbuchstaben und mit Ausrufezeichen darauf hin: Befahrverbot! Das Tölzer Landratsamt hat dieses Verbot am Freitagabend für den Verlauf der Isar unterhalb des Sylvensteinspeichers bis zur Dürnsteiner Brücke (Gemeinde Egling) verhängt. Das betrifft den gesamten Flussabschnitt der Isar im Landkreis. Zuvor hatte schon der Landkreis München den Fluss für den Bootsverkehr gesperrt. Die Stadt München verhängte auch ein Badeverbot.

Am Montag wurde der Abschnitt der Isar zwischen dem Sylvensteinspeicher und dem Isarstausee in Bad Tölz für den Bootsverkehr wieder freigegeben. Der Bereich unterhalb bleibt bis auf weiteres gesperrt. "Wir arbeiten an der Aufhebung des Verbots", sagte Cornelia Breiter, Sachbetriebsleiterin der Unteren Wasserrechtsbehörde, am Dienstag bei einem Pressegespräch im Tölzer Landratsamt. "Zunächst müssen wir aber genügend Informationen sammeln, um sicher zu sein, das keine erhöhte Gefahr besteht." Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) ergänzte: "Wir senden mit einer Aufhebung ein starkes Signal. Die Bevölkerung muss sich darauf verlassen können, dass es sicher ist."

Die größte Gefahr bestehe nach den heftigen Stürmen am Wochenende der Einschätzung der Rettungsorganisationen zufolge in Bäumen und Ästen, die in der Isar treiben und gerade für unerfahrene Bootsfahrer zur Gefahr werden können. Deshalb warnt unter anderem der Isartalverein vor einer zu frühen Freigabe der Isar.

Bereits am vorigen Donnerstag hatte der Deutsche Wetterdienst vor heftigen Unwettern und starken Regenfällen am Wochenende gewarnt: Hochwassergefahr! Es sei mit starken Pegelanstiegen zu rechnen. Niedermaier weiß, was Hochwasser und eine anschließende Schönwetterperiode bedeuten: "Land unter für die Rettungskräfte." Bei dem Pressegespräch am Dienstag machte der Landrat deutlich, dass es beim Thema Sicherheit für ihn keine Kompromisse mehr gebe.

Das Verbot hatte bei einzelnen Bootsfahrern und Verleihbetrieben starke Proteste ausgelöst. "Ich verstehe, dass das Befahren der Isar reizvoll ist", sagte Niedermaier. "Aber unsere Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigen, dass es immer wieder zu Unfällen und damit zu großen Rettungsaktionen kommt, bei denen sich Rettungskräfte und Wasserwacht selbst in Gefahr bringen, um Unvorsichtige aus der Isar zu bergen." Besonders ärgerlich finde er, dass die Warnungen teilweise einfach ignoriert worden seien.

Erst im Juli hatte das Landratsamt in einer ähnlichen Situation vor der Befahrung der Isar gewarnt. Ein Verbot gab es damals nicht. Die Folge: Mehrere Schlauchboote kenterten, einige der Geretteten waren unzureichend ausgerüstet und alkoholisiert. Viele Helfer waren im Einsatz. Anschließend landeten auf Niedermaiers Schreibtisch massive Vorwürfe der Rettungskräfte, die ein klareres Handeln der Politik forderten.

Wegen der Vorfälle im Juli entschied sich das Landratsamt an diesem Wochenende rasch für das Befahrverbot. Rund 20 Bootsbetreiber wurden am Freitag gegen 19 Uhr per Mail informiert. Das löste hitzige Diskussionen aus. Bei Niedermaier selbst und den Mitarbeitern der Unteren Wasserrechtsbehörde gingen Beschwerden ein, mit der vor allem Bootsbetreiber an den betroffenen Isarabschnitten ihrem Unmut Luft machten. Denn die Pegelstände des Flusses blieben, entgegen den Vorhersagen, niedrig.

Am Dienstag verteidigte Niedermaier das Verbot. "Die Isar ist nur vermeintlich harmlos", sagte der Landrat. "Die Beschwerden der gewerblichen Nutzer finde ich nicht ganz fair. Wer Natursport anbietet, muss mit Wetterkapriolen rechnen." Ob die Vorhersagen nicht eintreten, könne man nicht wissen. Die Diskussion, ob das Verbot gerechtfertigt sei oder nicht, werde er nicht führen. Auch Anton Stowasser, Sachgebietsleiter für Öffentliche Sicherheit und Ordnung und damit auch für den Bereich Katastrophenschutz zuständig, verteidigte das Verbot: "Das Prinzip ist das selbe wie in den Alpen, wenn vor Lawinen gewarnt wird. Man muss einfach abwägen, ob es sicher genug ist. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht."

Bei allen Meinungsverschiedenheiten und Diskussionsbedarf: Der intensive Austausch mit den Bootsverleihen sowie Naturschützern und Fischern ist für alle Verantwortlichen im Landratsamt ein wichtiger Faktor im richtigen Umgang mit der Isar. "Der Fluss soll von allen genutzt werden können. Und das vor allem sicher", sagte Niedermaier.

© SZ vom 23.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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