Reaktionen auf Bootsfahrverbot:"Sonst gibt es irgendwann Tote"

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Schwimmreifen sind auf keinen Fall geeignete Isar-Gefährte. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Flößer verstehen das Fahrverbot für die Isar. Bootsverleiher kritisieren es als "überhastet".

Von K. Kaip, E. Winterhalter, Bad Tölz

In einer Sache sind sich alle einig: Auf der Isar zu fahren - sei es mit Schlauchboot oder Kanu, organisiert oder privat - muss für Freizeitsportler und Profis so sicher wie möglich sein. Dennoch stieß das Verbot, welches das Landratsamt Bad Tölz am Freitagabend auf Grund der Unwetterwarnung ausgesprochen hatte, auf Unverständnis und Protest.

Besonders Bootsverleiher an der Isar hatten mit dem sehr kurzfristigen Fahrverbot zu kämpfen. Noch am Freitag mussten geplante Touren abgesagt werden. "Natürlich bekamen wir von einigen Leuten den Unmut zu spüren. Viele Urlauber kamen extra für eine Bootsfahrt hierher", sagt Martin Held, Geschäftsführer des Lenggrieser Rafting-Anbieters Montevia.

Laut Held standen einige etwas ratlos auf der Isarbrücke und wunderten sich über den niedrigen Pegel, der ganz und gar nicht nach Hochwasser ausgesehen habe. Viele kamen mit ihren Fragen zu Held. "Die letzten Tage haben uns sehr viel Energie gekostet", sagt der Geschäftsführer. Eine gute Zusammenarbeit mit dem Landratsamt ist ihm aber wichtig. "Wir hatten viele gute Gespräche." Er findet es schade, dass die Bootsverleiher nicht in die Entscheidungsfindung zum Fahrverbot miteinbezogen wurden. "Schließlich sind wir fast jeden Tag auf der Isar und kennen den Fluss sehr gut." Man hätte schauen sollen, wie sich der Wasserstand verhält, findet Held. Und dann über eine Sperrung entscheiden. Das Verbot am Freitag nennt er "überhastet".

Ähnlich sieht das Hennig Schleusener. Auch er bietet mit den Isar-Piraten Flusstouren an. Die Sperrung sei zu früh und nicht durchdacht verhängt worden, sagt er. Schleusener, selbst Mitglied der Wasserwacht, erkennt, wie schwierig es ist, einen Weg zu finden: "Es ist eine Gratwanderung zwischen den Interessen der Anbieter und den Einwänden der Rettungskräfte." Diesmal habe das Ganze in seinen Augen überhaupt nicht geklappt. Er gibt zu bedenken: "Ich würde niemals jemanden mit meinen Booten raus fahren lassen, wenn der Fluss nicht sicher wäre." Andere, die ebenfalls häufig auf der Isar anzutreffen sind, waren von dem Verbot nicht betroffen - die Flößer. Sie haben aus eigener Einschätzung seit Samstag aufs Floßfahren verzichtet. "Bei Hochwasser und Treibgut lassen wir die Finger davon", sagt Josef Seitner aus Wolfratshausen. Zu der Pause habe er sich mit seinem Cousin Franz Seitner und Michael Angermeier, den anderen beiden Flößereibetreibern, gemeinsam entschlossen. Erst am Dienstag sind die Flöße wieder nach München gefahren. "Wir haben uns die Strecke angeschaut, ob alles frei ist", sagt Seitner. Auch der Wasserstand sei wieder tief genug.

Das Landratsamt hat die Flößer in die Beratungen zum Bootfahrverbot einbezogen. "Wir sind ja jeden Tag auf der Isar und kennen sie genau", sagt Seitner. Obwohl die Profis verzichteten, hätten sich einige Laien dennoch auf den Fluss gewagt, erzählt der Flößer. Am Samstag habe er einen Vater mit einem Kleinkind im Schlauchboot entdeckt und ihn schließlich überreden können, die Fahrt nach München abzubrechen. "Die Schlauchbootfahrer, die sich beschweren, können froh sein, dass das Landratsamt das Verbot ausgesprochen hat. Sonst gibt es irgendwann Tote", sagt er.

© SZ vom 23.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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