Wiesn-Bilanz:"Botschaft an die Münchner: Kommt's wieder raus!"

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Mit 6,2 Millionen Besuchern kehrt also wieder eine gewisse Normalität ein auf dem Festgelände auf der Theresienwiese. (Foto: dpa)

Das Oktoberfest geht ohne Rekorde zu Ende - und trotzdem sind alle zufrieden. Die Wiesn-Bilanz.

Von Franz Kotteder

Ohne eine gewisse Kunstfertigkeit darin, immer neue positiv besetzte Begriffe für das Oktoberfest zu finden, ist der Job nicht zu machen. Und dann muss man auch noch betonen, dass man keineswegs einem übertriebenen "Superlativismus" das Wort reden wolle!

Aber der Zweite Bürgermeister und Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) kann das inzwischen hervorragend. Seinen vorläufigen Schlussbericht vor der Presse ließ er überschreiben mit den Worten: "A griabige Wiesn", was schon einmal darauf hindeutet, dass dieses Jahr nicht in jeder Hinsicht der Bär tobte. Auch wenn am mittleren und am letzten Wochenende sowie an diesem Montag und Dienstag fast schon die alten Verhältnisse mit überfüllten Zelten herrschten. Schmid fasste es zusammen mit den Worten: "Eine Wiesn zum Genießen, eine Wiesn zum Flanieren, eine wundervolle Wiesn."

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Es war aber auch die längste denkbare Wiesn - denn nur, wenn der Tag der Deutschen Einheit, der 3. Oktober, auf einen Dienstag fällt, dann ist sie volle 18 Tage lang und nicht nur die üblichen 16. Erstmalig auch fand während eines so langen Oktoberfests zusätzlich noch die Oide Wiesn statt, und zum zweiten Mal hatte man es mit einer Wiesn zu tun, bei der extrem verschärfte Sicherheitsvorkehrungen zum Zuge kamen.

Insofern lässt sich im Vergleich zum Vorjahr, als es wegen des Zentrallandwirtschaftsfests keine Oide Wiesn gab und das Fest 17 Tage hatte (der 3. Oktober war ein Montag gewesen), schon eine gewisse Steigerung beobachten. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt rund 5,6 Millionen Besucher gezählt und dafür vor allem das schlechte Wetter am Anfang und die gestiegene Angst vor Terroranschlägen verantwortlich gemacht. Die Furcht ist offenbar zurückgegangen, vermutet auch Josef Schmid, und er richtete auch "eine Botschaft an die Münchner: Kommts wieder raus!"

Darum freut sich das Rote Kreuz über das Glasflaschenverbot

Das Sicherheitskonzept greife offenbar, so sieht er das, und er betont auch: "Der Sicherheitsdienst hat sehr gut funktioniert, und es hat sich auch bewährt, auf das vergangene Jahr aufzubauen und die gleichen Kräfte wieder einzusetzen." Eine andere Interpretation würde auch verwundern, schließlich hat Schmids Referat für Arbeit und Wirtschaft den entsprechenden Vertrag ja ausgehandelt.

Mit 6,2 Millionen Besuchern kehrt also wieder eine gewisse Normalität ein auf dem Festgelände auf der Theresienwiese. Und auf der Oiden Wiesn wachsen die Besucherzahlen auch nicht in den Himmel, mit aktuell 480 000 sind es gut zehn Prozent weniger als beim letzten Mal vor zwei Jahren. Was daran liegen kann, dass es auf der normalen Wiesn auch etwas ruhiger zugeht und man sich vor dem Trubel nicht mehr so oft auf die Oide Wiesn retten muss. Der hat der leichte Besucherrückgang übrigens kaum geschadet, und mit dem neuen Volkssängerzelt hat sie sogar eine echte Bereicherung erfahren: Sowohl vom Publikum als auch vom Programm her gibt es kaum Überschneidungen mit den anderen Zelten.

So bilanziert die Polizei die Wiesn

Auf wenig Kritik stießen in diesem Jahr die Zugangskontrollen, tatsächlich befindet man sich auf der Wiesn ja mittlerweile in einem Hochsicherheitsgebiet. So macht das Rote Kreuz das Glasflaschenverbot dafür verantwortlich, dass es heuer deutlich weniger Schnittverletzungen zu behandeln hatte. Und Polizeipressesprecher Marcus da Gloria Martins gewann einer geringfügigen Steigerung der Straftaten um 4,6 Prozent auf 1161 Fälle Positives ab: Weil die Polizei die Videoüberwachung mit inzwischen 37 Kameras so intensiviert hatte, dass es für sie kaum noch einen toten Winkel gebe, seien viel mehr Sexualdelikte (67 statt 34 im vergangenen Jahr) und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (297 statt 241) frühzeitig erfasst worden. Da Gloria Martins: "Für diese große Menschenmenge ist das ein sehr friedliches Fest."

Noch ausbaufähig ist die Digitalisierung der Wiesn. Sehr gut angenommen wird die offizielle Oktoberfest-App mit Freundefinder und Zeltfüllstandsanzeiger; sie wurde laut Schmid mehr als 80 000 mal heruntergeladen. Die neue Bezahl-App hinkt etwas hinterher, 16 000 mobile Bezahlvorgänge sind bei 6,2 Millionen Besuchern nicht viel. Recht zufrieden ist hingegen Fischer-Vroni-Wirt Hans Stadtmüller mit seiner erstmals eingeführten Online-Reservierung. Mit ihr kann man am Vortag einen Tisch im Zelt buchen, diese Möglichkeit sei gut genutzt worden, sagt Stadtmüller, sie müsse sich aber wohl noch etwas mehr herumsprechen.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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