Virtual Reality:In München unterwegs sein, ohne einen Schritt zu tun

Lesezeit: 2 min

  • München hat nun eine eigene Virtual Reality App, mit der jeder die Stadt erkunden kann.
  • Bisher sind acht Orte begehbar, bald sollen mehr folgen.

Von Pia Ratzesberger, München

Die Wellen schäumen, der Surfer schneidet durch das Wasser, am Rande warten schon die Nächsten auf ihren großen Auftritt. Wie jeden Tag am Eisbach eben, neben dem Haus der Kunst, wo die Touristen fotografieren, auch die Münchner verharren. Doch manche, die sich diese Surfer am Eisbach gerade ansehen, stehen gar nicht an der Prinzregenstraße. Sondern etwa vier Kilometer weiter am Odeonsplatz, im dunklen Saal des Filmcasinos. Sie haben sich schwarze Kästen vor die Augen geschnallt, sie wiegen ihre Köpfe hin und her. Sie sind gerade in der Stadt unterwegs, ohne sich zu bewegen, ohne auch nur einen Schritt zu tun.

München hat als erste Stadt in Deutschland nun eine eigene Virtual Reality App. Virtual Reality (VR) heißt nichts anderes als: virtuelle Wirklichkeit. Wer sich die Münchner Anwendung auf sein Smartphone lädt und das Telefon in eine Brille aus Pappe mit zwei Plastiklinsen steckt, der kann über den Viktualienmarkt flanieren und schon in der nächsten Sekunde von der Dachterrasse des Mandarin Oriental Hotels auf die Stadt hinab blicken. Um München zu erleben, muss man nicht mehr vor die Haustüre gehen, ja nicht einmal mehr in München sein.

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Drei Monate hat es gebraucht, bis die App entwickelt war, die 360-Grad-Videos gedreht. Die App habe ein paar Tausend Euro gekostet, die Filme seien deutlich teurer gewesen, sagt der Geschäftsführer von Muenchen.de, Lajos Csery. 10 000 bis 15 000 Euro habe man ausgegeben, um erst einmal acht Orte der Stadt virtuelle Wirklichkeit werden zu lassen. Weitere sollen folgen. Einen Bürgermeister könnte das erschrecken, gerade wenn er zugleich Leiter des Wirtschaftsreferats ist: Wenn die Leute gar nicht mehr in die Stadt reisen müssen, um sie kennenzulernen.

Doch Josef Schmid (CSU) hofft, dass Touristen, die schon einmal virtuell am Eisbach standen, den auch ohne Handy-Brille sehen wollen. "Mehr als nackte Zahlen können Emotionen das Lebensgefühl unserer Stadt wiedergeben, und Virtual Reality ist pure Emotion", sagt Schmid. Er sieht Potenzial für den Tourismus, aber auch für die Industrie. Münchner Unternehmen könnten virtuelle Verkaufsräume entwerfen. Ein Kunde aus Peking müsste nicht mehr in den Flieger steigen, sondern könnte allein mit der Brille deutsche Autos betrachten.

Außerdem sagt Schmid, sei die App auch etwas für die Münchner selbst. Warum die nicht einfach zum Viktualienmarkt radeln, sondern lieber einen virtuellen Spaziergang unternehmen sollten? Na ja, zum Beispiel an einem Sonntag, sagt Schmid, wenn er mit seinen Kindern diskutiere, was man heute unternehme. "Dann zeige ich denen ein paar Places mit der VR-App zum Ausprobieren" - dann hätte er anschließend keinen Ärger, wenn der Nachwuchs sich vor Ort beklage, dass das alles zum Gähnen sei. Sie waren vorher ja schon einmal da.

Die virtuellen Rundgänge sind unter www.muenchen.de/360grad zu sehen. Auch ohne Brille und App möglich, beides wird aber empfohlen. VR-Brillen sind ab etwa drei Euro im Handel erhältlich.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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