Verkehrsbetriebe:MVG legt Spuren ins Nirgendwo

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Diese Markierungen enden genau an der Grundstücksgrenze zum Bereich der S-Bahn. (Foto: Andreas Frank/Pro Bahn)
  • Mit gelben Fußabdrücken am Boden wollte die MVG Fahrgäste am Münchner Hauptbahnhof zu den Ersatzbussen für die Trambahn lotsen.
  • Allerdings sind solche Markierungen im Bereich der S-Bahn nicht erlaubt.
  • Die Spuren enden deswegen nach einigen Metern im Nirgendwo.

Von Marco Völklein

Es kommt eher selten vor, dass Andreas Barth mal Lob verteilt. In diesem Fall allerdings findet der Münchner Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn eigentlich "vorbildlich", was sich die Planer der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) da am Hauptbahnhof haben einfallen lassen.

Seit einigen Wochen schon wird rund um den Romanplatz und an der Arnulfstraße auf Höhe des Augustiner-Biergartens an den Gleisanlagen der Trambahnlinien 16 und 17 gebaut; neue Gleise und Weichen ersetzen die alten Anlagen. Die Fahrgäste müssen deshalb auf Ersatzbusse ausweichen. Um die Umsteiger zur richtigen Bushaltestelle zu lotsen, haben die MVG-Leute im Zwischengeschoss unter dem Bahnhofsvorplatz gelbe Fußabdrücke auf die Böden geklebt. Dumm ist nur, dass diese nach einigen Metern plötzlich im Nirgendwo enden.

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Der Grund dafür: Die unterirdischen Verkehrsanlagen unter dem Bahnhofsvorplatz und der Arnulfstraße sind - obwohl baulich miteinander verbunden - eigentlich zweigeteilt. Die Anlage unter dem Bahnhofsvorplatz gehört dem MVG-Mutterkonzern, den Stadtwerken München (SWM).

Der S-Bahnhof und die Verteilerebene nördlich davon direkt unter der Arnulfstraße gehören der Deutschen Bahn (DB). Und genau an der Grundstücksgrenze enden nun die Fußabdrücke für die Trambahnumsteiger. "Bodenmarkierungen im Bereich des S-Bahn-Bauwerks werden von der DB grundsätzlich nicht zugelassen", heißt es dazu bei der MVG. Deshalb habe man auch die Fußspur nicht bis zum Ausgang an der Ecke Dachauer Straße und Luisenstraße weiterführen können.

Drei Kundenzeitschriften für den Münchner Nahverkehr

Bei Pro-Bahn-Sprecher Barth ruft das nun wiederum alles andere als Lob hervor. "Gibt es nun einen gemeinsamen Verkehrsverbund im Großraum oder nicht?", fragt er rhetorisch. Die Fahrgäste seien zwar schon in den Fahrzeugen der jeweiligen Unternehmen unterwegs, also in den Zügen der DB oder den Bussen der MVG. Und dennoch bilde der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) eine gemeinsame Klammer über allen Verkehrsbetrieben. Das Beispiel zeige einmal mehr, sagt Barth, dass die Zusammenarbeit zwischen den Betreibern alles andere als reibungslos laufe.

Tatsächlich kriegen sich die Firmen immer mal wieder in die Wolle. Am deutlichsten wurde dies vor Jahren, als das Handy-Ticket startete - seither unterhalten MVG, die MVV-GmbH und die DB als Betreiberin der S-Bahn jeweils separate Smartphone-Apps inklusive Ticketshop.

Wer dies Nahverkehrspraktikern aus anderen Städten erzählt, erntet oft Kopfschütteln. Zudem kann sich der Nutzer gleich in drei Kundenzeitschriften über den Münchner Nahverkehr informieren: Beim MVV alle sechs Monate im Heft conTakt, viermal im Jahr bei der DB in deren Kundenmagazin S-Takt, und die SWM-Tochter publiziert ebenfalls viermal im Jahr ihre MVGinfo.

Für Beobachter kurios ist außerdem, dass beim Umbau des Marienplatz-Untergeschosses durch die SWM vor nicht ganz einem Jahr große Monitore montiert wurden, auf denen die Fahrgäste sehen können, welche U-Bahn an welchem Bahnsteig in wie vielen Minuten abfährt. Direkt daneben hat die DB seit einiger Zeit nun eigene Bildschirme aufgehängt, die Infos zu den abfahrenden S-Bahnen auflisten. Eine gemeinsame Anzeige hatten die beiden Unternehmen nicht hinbekommen.

© SZ vom 08.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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