Verkehr:Deutsche Bahn eröffnet ein neues Zug-Werk in Pasing

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Vorhang auf, Nebelschwaden an: Lokomotiven, Reisezugwagen und Elektrotriebzüge werden künftig in der neuen Halle gewartet. Das, so preist es die Bahn an, komme vor allem den Passagieren zugute. (Foto: Robert Haas)
  • 207 Meter lang und 56 Meter breit, etwa 50 Millionen Euro teuer: Die Deutsche Bahn sieht ihr neues Zug-Werk in Pasing als Zukunftsprojekt.
  • 2010 fiel der Beschluss, die Anlage zu bauen, 2015 begannen die ersten Bauarbeiten - nun ist sie eröffnet.
  • Die Wartung der Regionalzüge soll schneller vonstatten gehen, um die Taktung einhalten zu können.

Von Maximilian Gerl

Schon der erste Boxenstopp beginnt mit Verspätung. Zehn Minuten, 15, 20. Kein Wunder, will man sagen, wenn die Deutsche Bahn einlädt, doch für diese Verspätung kann sie nichts. Es ist der Staatssekretär, der auf sich warten lässt. Dabei geht es um nichts weniger als ein Zukunftsprojekt des bayerischen Bahnverkehrs, wie später Redner betonen werden.

Das Zukunftsprojekt: Das ist ein neues Zug-Werk in Pasing. 207 Meter lang und 56 Meter breit, etwa 50 Millionen Euro teuer. 2010 fiel der Beschluss, die Anlage zu bauen, 2015 begannen die ersten Bauarbeiten, an diesem Mittwochnachmittag ist Eröffnung. Von Ende des Jahres an wird die DB Regio hier ihre Züge warten. Schneller und effizienter soll das in der neuen Werkstatt ablaufen - was wiederum den Passagieren zugutekommen soll.

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Denn der Regionalverkehr ist eng getaktet. Je schneller die DB Regio ihre Züge putzt und repariert, desto besser kann sie auf Verspätungen und Ausfälle reagieren. Oder wie es der nach fast 30 Minuten eingetroffene Verkehrsstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) formuliert: "Unterm Strich bedeutet das mehr Qualität."

Tatsächlich stieß die alte Pasinger Werkshalle, Baujahr 1938, an ihre Grenzen. Als Lösung kam letztlich nur ein Neubau in der Nähe in Frage. Die neue Halle ist übersichtlich und hell gestaltet, viele Lampen, Sonnenlicht fällt durch Deckenfenster. Auf fünf Gleisen können Instandsetzungs- und Reinigungstrupps parallel arbeiten.

Vier der Gleise sind mit Dacharbeitsbühnen ausgestattet, wie Galerien ziehen sie sich durch die Halle. Das fünfte Gleis, ein sogenanntes Langstehergleis, kommt ohne Arbeitsbühnen aus. Dafür wird es von hohen, knallgelben Hebeböcken gesäumt. Gemeinsam können die überdimensionierten Wagenheber einen ganzen Zug emporheben. Ein Verwaltungstrakt und ein Materiallager ergänzen das Werk.

Effiziente Wartung für die Einhaltung des Takts

Klaus-Dieter Josel, Bahnchef in Bayern, zeigt sich stolz über die neue Anlage. Topmodern sei sie, energieeffizient, "auf die Ansprüche der Digitalisierung vorbereitet". All das sei ein "großer Schritt" hin zu mehr Kundenorientierung. Eck spricht von einem Tag, der "das Bahnland Bayern" weiter stärke. Die DB Regio und ihre Töchter seien für 75 Prozent des bayerischen Regionalverkehrs verantwortlich, entsprechend wichtig sei eine effiziente Wartung, um die Taktung einhalten zu können.

Lokomotiven, Reisezugwagen und Elektrotriebzüge werden künftig in der neuen Halle gewartet. Dazu gehören unter anderem die Züge der Werdenfelsbahn oder die Schnellzüge, die von Ende 2018 an zwischen München und Ingolstadt pendeln werden. Die Anfahrt erfolgt über einen knapp zweieinhalb Kilometer langen Gleisstrang.

150 Arbeitsplätze sind gesichert

Ein Nebeneffekt: Der Erhalt des Werks sichert etwa 150 Arbeitsplätze in München. Außerdem können die Züge dank einer Stromschiene elektrisch in die Halle fahren statt mit Diesel - das geht schneller und leiser, weil Rangieren entfällt. Die Energie der Anlage wird aus Geothermie gewonnen, der CO₂-Ausstoß soll sich um bis zu 80 Prozent verringern.

Schluss mit den Reden. Rauch steigt aus Nebelwerfern, ein Tor öffnet sich. Leise rollt durch den Dunst ein Doppelstockzug des Main-Spessart-Express in die Halle. Statt nach Aschaffenburg geht es für ihn zum symbolischen ersten Boxenstopp. Gesamtprojektleiter Alfred Kolberg überreicht Josel und Eck einen riesigen roten Schlüssel, ebenfalls symbolisch. Kolberg wünscht gutes Gelingen. Für zunächst 50 Jahre ist der Betrieb im neuen Zug-Werk ausgelegt, viel Zeit für die Zukunft. Josel sagt: "Glück auf."

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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