Landgericht München:Mit Pfeil und Bogen auf Menschen gezielt: Mann muss in die Psychiatrie

Lesezeit: 2 min

  • Ein 58-Jähriger hat mit Pfeil und Bogen auf Menschen gezielt, um sich "abzureagieren".
  • Der Mann ist an paranoider Schizophrenie erkrankt und hatte zur Tatzeit Probleme mit neuen Medikamenten.
  • Die Richterin ordnete die dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie an.

Von Christian Rost

Der Mann, der mit Pfeil und Bogen bewaffnet durch Giesing zog und wahllos auf Passanten zielte, muss dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung bleiben. Das hat die 3. Strafkammer am Landgericht München I am Montag entschieden. Eine Ärztin hatte dem an paranoider Schizophrenie erkrankten Nikolaus B. zwar attestiert, mit Medikamenten wieder gut eingestellt und stabil zu sein. Weil der 58-Jährige aber keinen sozialen Empfangsraum hat, also niemanden, der sich um ihn kümmert, verfügte das Gericht die Unterbringung.

Nikolaus B. war Anfang 2015 auf neue Medikamente eingestellt worden, die aber nicht richtig wirkten. Er entwickelte daraufhin Wahnvorstellungen, zum Beispiel sah er Bilder eines "Nazi-Erschießungskommandos" vor sich, und konnte nachts nicht schlafen. So auch am 12. Juli vorigen Jahres, als er nach Mitternacht mit seinem 1,70 Meter langen Sportbogen und einem Köcher mit fünf Pfeilen loszog, um sich "abzureagieren", wie er sagte.

Mit Pfeil und Bogen unterwegs zum "Abreagieren"

Er ging aber nicht in einen Park und schoss seine Pfeile auf Bäume ab, wie er es schon öfter gemacht hatte. Stattdessen tauchte er am Giesinger Bahnhofsplatz auf und zielte mit einem Pfeil auf Gäste, die dort vor einem Lokal saßen. Die Gäste brachten sich sofort in dem Restaurant in Sicherheit. Eine 48-jährige Frau sagte im Zeugenstand, sie habe Todesängste ausgestanden und sei noch immer traumatisiert. Nachdem B. niemanden mehr vor sich hatte, den er ins Visier hätte nehmen können, drehte er sich zur Seite und schoss den Pfeil auf einen Baum ab. Danach verschwand er.

In der Wallbergstraße begegnete er allerdings wenig später einer 38-jährigen Mutter und ihren fünf und 14 Jahre alten Söhnen. Wieder spannte der Mann seinen Bogen und richtete den Pfeil auf die Mutter und ihre Kinder. Erst als die Frau laut aufschrie, ließ B. von ihnen ab und verschwand. Eine von den zuvor bedrohten Restaurantgästen alarmierte Polizeistreife stöberte ihn auf und nahm ihn fest. Die Mutter berichtete vor Gericht, dass ihre Söhne nach der Begegnung mit B. schlaflose Nächte verbracht hätten. Angst vor ihm haben seit diesen Vorfällen offenbar auch seine früheren Mitbewohner und Betreuer in einer Wohngemeinschaft, in der er zuletzt gelebt hatte.

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Sie alle lehnten es jedenfalls ab, Nikolaus B. in der Einrichtung wieder aufzunehmen, obwohl dieser nach Einschätzung der sachverständigen Ärztin als nicht mehr gefährlich anzusehen ist. Auch das war ein Grund, weshalb das Gericht die Unterbringung in der Psychiatrie verfügte. Verteidiger Stefan Korn sprach sich in seinem Plädoyer ebenfalls für diese Maßnahme aus. Für Nikolaus B. ist die Entscheidung nachvollziehbar. Er selbst meinte ohnehin, dass er weiter im Isar-Amper-Klinikum bleiben wolle.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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