Prozess:Mann zielt mit Pfeil und Bogen auf Menschen

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  • Ein 58-Jähriger ist vergangenen Sommer mit Pfeil und Bogen durch Giesing gezogen.
  • Er zielte auf mehrere Menschen. Zu Schaden kam niemand.
  • Der Mann leidet an paranoider Schizophrenie. Derzeit steht er vor Gericht.

Von Christian Rost

Er habe sich abreagieren, "einfach auf irgendetwas schießen" wollen, sagt Nikolaus B. Deshalb zog der 58-Jährige am 12. Juli vorigen Jahres in Giesing mit Pfeil und Bogen los und zielte auf Gäste vor einem Lokal sowie auf eine Mutter und ihre beiden Kinder.

Die Betroffenen waren schwer geschockt vom Auftritt des psychisch kranken Mannes. Zu Schaden kam glücklicherweise niemand. Für Nikolaus B. wird der Vorfall möglicherweise dennoch gravierende Folgen haben. Seit Freitag verhandelt die 3. Strafkammer am Landgericht München I unter dem Vorsitz von Anton Winkler darüber, ob der Mann dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht wird.

Der Schütze entwickelte Wahnvorstellungen

Der Sportbogen-Schütze, der seit fünf Jahren in einem Verein aktiv ist, leidet an paranoider Schizophrenie. Anfang 2015 waren seine Medikamente umgestellt worden, woraufhin er Wahnvorstellungen entwickelte. "Ich war völlig neben der Kappe", beschreibt B. seinen damaligen Zustand. Am Tattag habe er unvermittelt Bilder eines "Nazi-Erschießungskommandos" vor sich gesehen. Deshalb nahm er seinen 1,70 Meter langen Bogen samt Köcher mit fünf Pfeilen und zog los, um in einer Grünanlage auf Bäume zu schießen.

Am Giesinger Bahnhofsplatz nahm er dann gegen 0.30 Uhr aber nicht einen Baum aufs Korn, sondern eine 48 Jahre alte Frau, die mit einem Bekannten auf der Terrasse eines Lokals an einem Tisch saß. B. spannte seinen Bogen und zielte mit einem Pfeil direkt auf sie. "Ich hatte Todesangst", berichtet die Zeugin, die damals ohnehin schon große Probleme hatte, weil ein Stalker sie verfolgte.

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Mit ihrem Bekannten flüchtete sie ins Innere des Lokals und rief die Polizei. Ein Kellner habe nur gemeint: "Ja mei, so is halt Giesing." Auch drei junge Frauen, die neben dem Lokal auf einer Treppe gesessen hatten, suchten im Inneren Zuflucht. "Ich bin um mein Leben gerannt", sagt eine 19-jährige Schülerin. Der Auftritt des Mannes sei "gruselig" gewesen.

Nikolaus B. drehte sich dann in eine andere Richtung und schoss seinen Pfeil in Richtung eines Baumes ab. Danach zog er weiter Richtung Wallbergstraße. Als ihm dort eine 38-jährige Frau und deren fünf und 14 Jahre alte Söhne über den Weg liefen, holte er erneut einen Pfeil hervor und zielte. Erst als die Frau laut aufschrie, ließ er den Pfeil sinken und ging davon. Er wurde wenig später festgenommen. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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