Tierschutzverein München:Viel Ärger um vermittelte Hunde aus Griechenland

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Derzeit herrscht Krisenstimmung im Verein. (Foto: Catherina Hess)
  • Der Tierschutzverein München hat heute seine Jahresversammlung.
  • Im Vorfeld tobt ein Streit zwischen dem Beirat und dem Vorstand.
  • Es geht um Vermittlungsgebühren für Hunde aus Griechenland, die nach Auffassung des Beirats nicht ganz transparent abgewickelt wurden.

Von Anna Hoben

Rund 10 000 Mitglieder hat der Tierschutzverein München, an diesem Samstag treffen sich einige von ihnen zur Jahresversammlung. Doch im Vorfeld erscheint der Tierschutz zweitrangig, es tobt ein Streit zwischen Beirat und Vorstand, der mittlerweile auch auf juristischer Ebene ausgefochten wird.

Vor einigen Tagen ging den Mitgliedern ein Brief zu, der sich mindestens kurios liest. Der Vorstandsvorsitzende Kurt Perlinger empfiehlt, drei Anträge abzulehnen, die der Beirat nachgereicht habe. Unter anderem werde gefordert, "mittels eines Mitgliederentscheids eine bestimmte Beisitzerin aus dem Vorstand zu entfernen" und "dem Vorstand die Entlastung zu verweigern". Der Vorstand beantrage "die sofortige Auflösung des Beirates wegen Kompetenzüberschreitung und erheblicher Störung des Vereinsfriedens".

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Was war passiert? Auslöser ist ein Vorfall vom vergangenen September. Irmgard Passauer, Beisitzerin im Vorstand, ist in der sogenannten Auslandstierrettung aktiv und holte damals vier Hunde aus Griechenland nach Deutschland. Weil die Pflegestelle nur zwei nehmen konnte, brachte sie die anderen zwei vorübergehend auf dem Gnadenhof des Tierschutzvereins bei Erding unter. Nach einigen Wochen wurden die Hunde an Interessenten vermittelt, die insgesamt 500 Euro für die Tiere bezahlten - an Passauer.

Von da an gibt es unterschiedliche Versionen: Sie habe diese Vermittlungsgebühr dem griechischen Tierschutzverein zurückgezahlt, der die Hunde für die Reise nach Deutschland vorbereitet habe, sagt Passauer. Nach zwei Monaten sei dann im heimischen Verein "völlig überraschend" die Frage nach dem Geld aufgekommen. Sie habe also die 500 Euro "ein zweites Mal" bezahlt, diesmal an den Tierschutzverein München, als Gebühr für die Unterbringung auf dem Hof. Außerdem habe sie sich schriftlich beim Vorstand entschuldigt. "Mit Betrug und Unterschlagung hat das nichts zu tun." Genau davon sprechen indes die Beiratsmitglieder.

Mit Passauers Entschuldigung sei die Sache für Vereinschef Perlinger einfach erledigt gewesen, sagt Beiratssprecherin Petra Kern. Doch so einfach ist es nicht, finden die Beiräte. Laut Satzung berät das Gremium den Vorstand in tierschützerischen Fragen und wahrt die Rechte der Mitglieder. Zu diesen Rechten gehöre auch die finanzielle Transparenz. "Beim Tierschutz sind die Leute sowieso misstrauisch", sagt Kern, "unsere Spender wollen genau wissen, was mit ihrem Geld passiert". Sie ärgert sich, dass in Perlingers Schreiben nicht die Hintergründe der Geschichte erläutert sind. Außerdem beantrage man nicht, die Entlastung des Vorstands zu verweigern, sondern sie lediglich zu verschieben.

"Es gibt halt in jedem Verein so Tüpferlscheißer"

Eine weitere Beirätin hebt den Streit nun auf die juristische Ebene. Doris Dorschner-Walleitner stellte am Donnerstag zwei Strafanzeigen: gegen Irmgard Passauer, wegen Betrugs. Und gegen Vereinschef Perlinger, wegen Verleumdung. Und Perlinger selbst? Er kann die Aufregung nicht verstehen. "Es gibt halt in jedem Verein so Tüpferlscheißer", sagt er.

Die Hunderettung aus Griechenland sei Passauers privates Engagement gewesen, "die Hunde waren nie beim Tierschutzverein eingebucht". Allein die Unterbringung auf dem Gnadenhof hätte Passauer dem Vorstand melden sollen. Im Nachhinein habe sie aber die Gebühr bezahlt. "Ich schwöre beim Augenlicht meiner Tiere, dass das die Wahrheit ist." Dass jetzt juristische Schritte im Gang sind, "das sind alles Sachen, die wir im Verein nicht haben wollen". Er bekomme zurzeit viele Zuschriften von Mitgliedern, auch negative.

Im Vorstand vermutet man indes, dass persönliche Motive hinter der Sache stecken könnten. Die Beirätin Dorschner-Walleitner kandidierte im vergangenen Jahr für den Vorstand, verfehlte ihr Ziel aber wegen einer Stimme. Der Versammlung sieht der Vereinschef nun gelassen entgegen: Sollten sich die Mitglieder mehrheitlich gegen den Vorstand aussprechen, wolle er zurücktreten. "Wenn kein Vertrauen mehr da ist, muss ich nicht meine Freizeit opfern."

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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