Straßenbauprojekt:Baustelle am Isarring: Von Juli an droht ein Verkehrschaos

Mittlerer Ring in München

Zahlreiche Fahrzeuge sind auf dem Mittleren Ring im Bereich des Isarrings zu sehen.

(Foto: dpa)
  • Für 5,6 Millionen Euro soll eine dritte Spur an den Isarring angestückelt werden.
  • Von Ende Juli an droht deshalb ein gigantisches Verkehrsducheinander mit erheblichen Rückstaus.

Von Marco Völklein

Wenn Robert Fricke mit seinen Kollegen aus dem Baureferat zusammensitzt und ihnen berichtet, was er da so plant für den Sommer und den Herbst, erntet er mitunter Kopfschütteln. Ein Kollege, sagt Fricke, habe bereits angekündigt, sich ein Elektrofahrrad zu kaufen, "mit dem er dann auf seine Baustellen fahren kann."

Mit dem Auto jedenfalls wird sich dieser Kollege von Ende Juli an nicht mehr vom Technischen Rathaus hinter dem Ostbahnhof, dem Sitz des städtischen Baureferats, aufmachen in den Münchner Nordosten. Selbst Menschen, die für Bauarbeiten und die damit verbundenen Behinderungen Verständnis aufbringen, sind Frickes Pläne zu heftig.

Autofahrer müssen sich auf einiges gefasst machen

Tatsächlich droht vom 24. Juli an ein gigantisches Verkehrsdurcheinander. Denn Fricke und seine Leute werden für 5,6 Millionen Euro eine dritte Spur an den Isarring anstückeln. Dank dieser Einfädelungsspur kann dann die Ampelanlage an der Einmündung der Ifflandstraße verschwinden, die trotz der Fertigstellung des Richard-Strauss-Rings im Jahr 2009 den Verkehr immer wieder stocken lässt. Mit der zusätzlichen Einfädelspur auf den Isarring, so hoffen die Planer, wird das ein Ende haben. Doch bis dahin sollten sich Autofahrer auf einiges gefasst machen.

Beginnen werden die Baufirmen bereits kommende Woche mit ersten Vorarbeiten. So müssen 26 Bäume entlang des Isarrings gefällt werden. Außerdem liegen im Boden Gas- und Wasserrohre der Stadtwerke sowie Telefonleitungen. "Die müssen zum Teil in neue Gräben südlich des Isarrings umgelegt werden", erklärt der städtische Baustellenkoordinator Richard Bartl.

All das soll bis Anfang Juni erledigt sein. Bartl rechnet bis dahin mit "allenfalls geringen Auswirkungen" auf den Straßenverkehr. Die Firmen werden vor allem nachts arbeiten, tagsüber könne es sein, dass kurzzeitig eine Fahrspur gesperrt wird. "Mehr aber auch nicht", sagt Bartl.

Rückstaus bis weit in den Richard-Strauss-Tunnel hinein

Ähnlich geringe Auswirkungen gibt es auch von Anfang Juni bis Ende Juli: Dann müssen Arbeiter an der "Seehaus-Überführung", also der Brücke über die Gyßlingstraße erste Bohrpfähle setzen, um später die Brücke verbreitern zu können. Die beiden Fahrspuren in Richtung Schwabing werden leicht nach Süden verschwenkt. "Auch das ist noch harmlos", versichert Bartl.

Anders sieht es aber vom 24. Juli an aus, wenn die Hauptbauarbeiten beginnen. "Dann wird es heftig", warnt Armin Brunner vom Kreisverwaltungsreferat (KVR). Denn dann stehen zahlreiche Arbeiten an, für welche die Ingenieure ausreichend Platz benötigen.

Dann müssen die Straßenbauer nicht nur die dritte Spur an die bestehende Fahrbahn anstückeln. Vielmehr noch muss die Seehaus-Brücke verbreitert, entlang des Schwabinger Bachs eine Stützmauer in den Boden betoniert und ein Betonriegel vor einem Pumpwerk in der Erde errichtet werden. "All das können wir nur bauen, wenn wir eine Fahrspur sperren", sagt Projektleiter Fricke. Und nur so könnten die Arbeiter geschützt werden.

Für die Autofahrer bedeutet das: Wer aus dem Richard-Strauss-Tunnel kommt und weiter über die Isar nach Schwabing will, der wird kurz vor dem Abzweig zur Ifflandstraße auf eine Verengung stoßen. Dort werden die zwei Spuren auf eine zusammengeführt. "Ja", sagt Projektleiter Fricke, "wir schaffen dort einen Pfropfen."

Ifflandstraßen-Einmündung gen Westen wird komplett gesperrt

Brunner, der im Auftrag des KVR die Verkehrsströme zu lenken hat, rechnet mit langen Rückstaus bis weit in den Richard-Strauss-Tunnel hinein, "vielleicht sogar über den Leuchtenbergring und den Innsbrucker Ring hinaus bis zur Einmündung der A 8" am alten Ramersdorfer Ortskern. Schon jetzt rät er: "Wer diesen Abschnitt irgendwie meiden kann, der sollte ihn meiden." Insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten könnte es dort sehr eng werden.

Aber nicht nur auf dem Mittleren Ring wird es zu Staus und Behinderungen kommen. Denn parallel zu den Arbeiten an der Brücke über die Gyßlingstraße und dem zusätzlichen Fahrstreifen schicken Fricke und seine Planer Ende Juli weitere Bautrupps an die Einmündung der Ifflandstraße in den Isarring. Dort wird die bestehende Auffahrt leicht nach Osten verschwenkt, sodass die Autofahrer künftig einige Meter mehr Platz haben, um sich in den Verkehr auf dem Isarring einzufädeln.

Während der Bauzeit allerdings bedeutet dies für den Verkehr: Die Ifflandstraßen-Einmündung gen Westen wird komplett gesperrt - und zwar ebenfalls vom 24. Juli an bis weit in den Oktober hinein. Wer also auf der Isarparallele nach Norden fährt und am Isarring Richtung Schwabing will, wird in der Zeit, in der die Baufirmen werkeln, großräumig ausweichen müssen.

Ampelanlagen werden während der Bauzeit umprogrammiert

Das Problem dabei ist: "Es gibt keine wirklich adäquate Umleitungsstrecke, auf die man die Autofahrer verweisen könnte", sagt KVR-Planer Brunner. Die Planer wollen deshalb versuchen, den Verkehr frühzeitig abzuleiten. So soll der Verkehr auf der Isarparallele mittels großer Schilder gewarnt werden - und beispielsweise bereits an der Maximilianstraße und der Prinzregentenstraße zum Altstadtring und weiter über Ludwig- und Leopoldstraße in Richtung Schwabing geleitet werden.

Die Ampelanlagen will das KVR während der Bauzeit so umprogrammieren, dass den Linksabbiegern, beispielsweise von der Widenmayerstraße in die Prinzregentenstraße, eine längere Grünphase bleibt. An der Tivolibrücke schließlich werden Schilder die Autofahrer gen Osten den Montgelasberg hinauf zum Effnerplatz leiten.

Dort allerdings wird die Abfahrt vom Effnerplatz auf den Isarring hinab Richtung Westen gesperrt. Nur noch die Linienbusse der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) werden dort durchgelassen, Pkw oder Lkw aber nicht. So soll verhindert werden, dass weitere Autos in den dann ohnehin schon vollgestauten Mittleren Ring reindrücken. Wer also vom Effnerplatz aus nach Schwabing will, dem bleibt nur der Weg über die Herzog-Heinrich-Brücke im Norden.

Um zu verhindern, dass der Verkehr auf dem Effnerplatz kollabiert, nähmen die KVR-Leute dort die Vorrangschaltung für Busse und Bahnen raus, kündigt Brunner an: "So versuchen wir, den Verkehr einigermaßen flüssig zu halten." Dennoch warnen alle drei Planer die Autofahrer schon mal: "Die Baustelle am Isarring stellt einen riesigen Stöpsel dar", sagt Projektleiter Fricke. Dieser Stöpsel werde sich weit über den Mittleren Ring hinaus auswirken. Und er wird erst wieder gezogen, wenn die Baufirmen Ende Oktober fertig sein werden.

Schmalspur-Lösung

Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2010 passierten damals etwa 109 000 Fahrzeuge täglich den Isarring in beide Richtungen. Mittlerweile dürfte die Verkehrsbelastung weiter gestiegen sein. Regelmäßig kommt es an der Einmündung der Ifflandstraße, die per Ampel geregelt ist, zu Staus. Die zusätzliche Einfädelspur soll diese künftig verhindern. Allerdings werden die Spuren von jetzt 3,50 Meter auf drei Meter verschmälert, auch die neue Einfädelspur wird nur noch drei Meter breit. Dieses Provisorium hatte der Stadtrat beschlossen, weil so der Eingriff ins Grün des Englischen Gartens nicht zu heftig ausfällt. Zudem wollten sich die Räte die Möglichkeit für einen Tunnel an der Stelle offenhalten. Ob der aber jemals kommt, ist fraglich. Seit Jahren streiten Stadt und Freistaat über die Finanzierung. Eine Initiative Schwabinger Architekten beziffert die Kosten für den Tunnel mit 70 bis 80 Millionen Euro, das Baureferat kalkuliert mit 125 Millionen Euro. mvö

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