Starnberg/Herrsching:Ein Kino weniger

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Das Breitwand-Kino in Starnberg ist bis 2024 gesichert, Matthias Helwigs Lichtspielhaus in Herrsching muss hingegen im März nächsten Jahres schließen. Damit verliert das Café Blabla seine Heimat.

Von Michael Berzlund Otto Fritscher, Starnberg/Herrsching

Während die Herrschinger sich darauf einstellen müssen, dass ihr Kino in einem Jahr schließt, ist der Fortbestand der Breitwand-Filiale in Starnberg gesichert. Kinobetreiber Matthias Helwig hat dort nun Sicherheit für die nächsten sieben Jahre. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer, der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, läuft nach seinen Angaben bis 2024. Trotzdem hält die Sparkasse an ihrer Absicht fest, das Gebäude an der Ecke Wittelsbacher/Ludwigstraße zu verkaufen. Es gebe diverse Kaufinteressenten, heißt es, aber noch sei nichts spruchreif. Das Kino solle aber erhalten bleiben.

In dem Portobello-Haus, wie die Starnberger das Gebäude nach einem ehemals dort ansässigen Einrichtungsgeschäft nennen, befand sich lange Jahre die Immobilienabteilung der Kreissparkasse, die aber schon vor einigen Monaten ausgezogen ist. Sie wurde quasi auf die andere Seite der Wittelsbacher Straße verlagert und ist in das große Hauptgebäude am Kirchplatz gezogen. Das Obergeschoss des Portobello-Hauses ist leer.

Auch noch leer stehen die Räume der ehemaligen Eisdiele "Il Moro", die Ende Januar geschlossen hat. Die Scheiben sind zugeklebt mit Plakaten, auf denen Werbung für eben die Immobilienabteilung der Sparkasse gemacht wird. Gut möglich, dass diese dort ihr neues Domizil finden wird. Die Presseabteilung der Sparkasse will sich indes noch nicht zur künftigen Nutzung der Eisdielen-Räume äußern. "Es ist noch nichts entschieden", heißt es. Aber es ist stark anzunehmen, dass es keine neue Eisdiele geben wird, nachdem in dem Komplex mit der Starnberger Eis-Werkstatt soeben eine weitere eröffnet hat.

Breitwand-Betreiber Matthias Helwig im Foyer seines Starnberger Kinos. Dort kann er bis mindestens 2024 bleiben. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Unterdessen verliert Herrsching einen beliebten Treffpunkt und das Café Blabla seine Heimat. Die Initiatoren dieses Integrationsprojekts für Flüchtlinge haben in einem Gespräch mit Helwig erfahren, dass sie sich keine Hoffnungen mehr machen dürfen auf eine Verlängerung des Kinobetriebs. Dass die Tage des vergleichsweise kleinen Hauses gezählt sind, steht schon länger fest; spätestens mit dem Neubau in Gauting war für Kinochef Helwig klar, dass er seinen Standort am Ammersee aufgeben wird. Wie seit Jahren bekannt, endet der Vertrag für das alte Haus an der Luitpoldstraße im März nächsten Jahres. Ohnehin sind die Besucherzahlen dort im Vergleich zu Helwigs anderen Spielstätten sehr gering. In früheren Zeiten seien es etwa 4000 Besucher pro Monat gewesen, jetzt nur noch 1000 im Durchschnittm, sagte er in einem Interview mit der SZ.

Helwig hätte sich wohl mehr Unterstützung von der Gemeinde erhofft. "Wenn ein Kino wegfällt, gibt es meist keinen kulturellen Treffpunkt mehr, der jeden Abend offen ist", sagte. Ein Kino dürfe nicht unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden; in der Hinsicht wünschte er sich ein Umdenken bei den Kommunalpolitikern. In Gauting beispielsweise wurde extra die Stellplatzverordnung korrigiert.

"Herrsching verliert eine in seiner Bedeutung für den Ort kaum zu überschätzende kulturelle Einrichtung", bedauert Martin Hirte vom Agenda 21-Kinoteam. "Das ist ein großer Verlust, schließlich ist das Kino ein kultureller Mittelpunkt im Ort", sagte er am Freitag der SZ. Für das Café Blabla, in dem sich regelmäßig Flüchtlinge und Mitarbeiter von Helferkreisen austauschen, ist das Kinofoyer zum Treffpunkt geworden. Initiatorin Silvana Prosperi ist schon auf der Suche nach einem neuen Quartier.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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