Starnberg:Neubauer sticht Franke aus

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Starnbergerin besiegt in Stichwahl ihre Vorgängerin und zieht für die Grünen in den Landtagswahlkampf.

Christian Deussing

Die Grünen im Landkreis haben Martina Neubauer (rechts) aus Starnberg zu ihrer Landtagskandidatin gewählt. In der Stichwahl besiegte sie Anne Franke (links) aus Gauting mit 35:28 Stimmen. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Starnberg- Martina Neubauer ist die Landtagsdirektkandidatin der Grünen für den Stimmkreis Starnberg. Die 49-jährige Sozialpädagogin setzte sich am Donnerstagabend im "Bayerischen Hof" in Starnberg in der Stichwahl mit 35 zu 26 Stimmen gegen die bisherige Abgeordnete Anne Franke aus Stockdorf durch. Zuvor hatte auch der Feldafinger Anton Maier vor den 63 Delegierten seine Kandidatur erklärt - aber gegen die beiden Frauen trotz einer sehr engagierten und recht humorvollen Bewerbungsrede keine Chance. Der 49-jährige Berufsschullehrer und Experte für Radwegenetze und öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erhielt nur sieben Stimmen im ersten Wahlgang. Auch hier hatte Neubauer schon vorn gelegen. "Ich freue mich über euer Vertrauen", erklärte sie nach ihrer Wahl - und sagte später der SZ, dass sie mit der Stichwahl gegen Franke gerechnet habe. Die 58-jährige Stockdorferin Franke hatte der neuen Spitzenkandidaten sofort gratuliert und hofft nun, über das Zweitstimmen-Ticket im nächsten Jahr doch wieder ins Maximilianeum einzuziehen. Jedenfalls will Franke mit der Siegerin an einem Strang ziehen.

Diese Strategie ist auch nötig, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, die jetzige Staatsregierung abzulösen. Man habe bessere politische Konzepte als CSU und FDP - "die wir in die Opposition beziehungsweise Wüste schicken", wie Neubauer in ihrer selbstbewussten Rede ankündigte. Die Grünen-Sprecherin im Starnberger Stadtrat und Bezirkstag ist erfahren und kennt sich vor allem in der Sozialpolitik gut aus. Sie verkündete, Lust auf einen engagierten Wahlkampf zu haben.

Die neue Frontfrau kritisierte, dass in Bayern "die Schere zwischen Arm und Reich" deutlich auseinandergehe und insbesondere Migranten sowie Frauen im Alter und Alleinerziehende von Armut bedroht und betroffen seien. Neubauer fordert auch "gleichen Lohn für gleiche Arbeit", ein gerechteres Bildungssystem und eine bessere Kinderbetreuung statt Betreuungsgeld. Bei der Energiepolitik habe sie das Gefühl, dass der Gautinger FDP-Wirtschaftsminister Martin Zeil, "alles dafür tut, dass die Energiewende nicht gelingt". Er stehe auf der Bremse. Zeil ist der FDP-Konkurrent bei der Landtagswahl.

In mehreren Runden hatten sich die drei Kandidaten der Kreis-Grünen den Fragen der Delegierten gestellt und mussten wegen begrenzter Redezeit ihre Argumente auf den Punkt bringen. Dabei lagen die drei Bewerber ziemlich auf einer Linie - egal, ob es um die Ausweisung von Gewerbegebieten, Straßenbau, ökologisch-kleinteilige Landwirtschaft oder Bischofssitze, Religionsfreiheit und Beschneidungsdebatte ging. Die drei Grünen zeigten, dass sie pragmatisch orientierte Kommunalpolitiker sind. Nichts erinnerte an die frühere Kluft zwischen "Realos und Fundis".

Auf eine Kandidatur hatte übrigens Vorstandsmitglied Bernd Pfitzner verzichtet. Er sei "ein Teamplayer und andere hätten jetzt den Hut in den Ring geworfen", begründete er dies in der Versammlung. Gewählt wurde Kerstin Täubner-Benicke als Kandidatin für den Bezirkstag: Die 45-jährige Psycholinguistin aus Starnberg will sich besonders für den respektvollen Umgang und bessere Chancen von Behinderten in der Gesellschaft einsetzen.

© SZ vom 24.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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