Barrierefreiheit:Gilchinger Bahnhof wird zur Baustelle

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Der Freistaat investiert neun Millionen Euro in Modernisierung und Aufzug - der wird aber erst 2019 installiert. Im Sommer sind die Gleise zehn Tage gesperrt.

Von Blanche Mamer, Gilching

Ein Viertel Jahrhundert hat es gedauert von den ersten Forderungen bis zur Realisierung. Nun wird der Bahnhof in Gilching-Argelsried barrierefrei ausgebaut. Anfang des Monats wurde mit den umfangreichen Arbeiten begonnen, bis Ende des Jahres sollen sie abgeschlossen sein. Dann können die Fahrgäste den neuen Mittelbahnsteig erreichen, ohne Stufen steigen zu müssen. Der Freistaat investiere etwa 8,7 Millionen Euro in den Umbau, berichtete Ministerialdirigent Hans-Peter Böhner von der Obersten Baubehörde am Dienstag beim symbolischen ersten Spatenstich.

Ein Schmuckstück soll der Bahnhof Argelsried werden (das Foto entstand vor der Einrüstung). (Foto: Georgine Treybal)

Ausgerechnet am kältesten Tag des Jahres treffen sich die Vertreter der Bahn, der Baubehörde und der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter für den Spatenstich am Ende des Parkplatzes am Bahnhof. Dabei haben sie die Schwierigkeiten im Bahnverkehr bei eisigen Temperaturen mit zahlreichen Pendlern geteilt. Böhner, der aus Hausham kommt, ist etwas zu spät dran, denn die Bayerische Oberlandbahn hatte Verspätung, sodass er die vorgesehene S-Bahn verpasst hat. Die neue Münchner Bahnhofsmanagerin Mareike Schoppe hatte Verspätungen schon eingeplant.

Die Bauarbeiten kommen bisher langsam voran. Sieben dick eingemummte Arbeiter bewegen Bagger und schweres Gerät, für Kabelarbeiten sind die Temperaturen zu niedrig. "Unter null geht da nichts", sagt Projektleiter Moritz Pickel. In der Regel seien durchgehend im Schichtbetrieb 45 Mann auf der Baustelle beschäftigt, sagt Johannes Strauß von der Firma Kassecker. Der symbolische Spatenstich am südlichen Ende des Geländes markiert den Neubau einer zweiten Fußgängerunterführung, mit dem am kommenden Wochenende begonnen werden soll. Damit werden die Wege für die Pendler verkürzt, sie können direkt von Süden her zum Mittelbahnsteig gelangen, ohne den Umweg über den zentralen barrierefreien Zugang. Die Unterführung mit Treppenzugang werde bei laufendem Betrieb gebaut, sagt Pickel. Laut Plan soll die erste Bauphase am 22. März beendet sein.

Den symbolischen Spatenstich für den barrierefreien Ausbau machten (v. li.) Manfred Walter, Mareike Schoppe, Hans-Peter Böhner und Johannes Strauß. (Foto: Georgine Treybal)

In der zweiten Phase, die bis Anfang Mai vorgesehen ist, soll zunächst der bestehende Bahnsteig abgebrochen und ein neuer Mittelbahnsteig mit einem 57-Meter langen Dach gebaut werden. Als nächstes steht der barrierefreie Umbau der bereits bestehenden Unterführung auf dem Plan: Auf der Bahnhofnordseite wird neben der Treppe eine lange Rampe errichtet, außerdem wird ein Lift eingebaut. Der Fahrstuhlschacht soll bis Ende August fertig sein, allerdings wird der Fahrstuhl selbst voraussichtlich erst im nächsten Jahr eingebaut. In Stockdorf kommt der Aufzug mit mehr als einem halben Jahr Verspätung. Die Barrierefreiheit wurde dort bereits im vergangenen Oktober gefeiert, doch nach wie vor müssen alle Fahrgäste Treppen steigen. Der Lift soll wohl Anfang Juli installiert werden, sagte am Dienstag eine Bahnsprecherin.

Vom 31. August bis 9. September, also am Ende der Sommerferien, werden am Argelsrieder Bahnhof die Gleise gesperrt; in den zehn Tagen werden Busse eingesetzt. Spätestens bis dahin soll der Umbau des alten Bahnhofsgebäudes fertig sein. Bürgermeister Walter geht davon aus, dass der sogenannte Kulturbahnhof zum 1. Juli eröffnet werden kann. Dann werde es nicht nur einen Kiosk, sondern auch öffentliche Toiletten geben. Man habe lange genug darauf gewartet, sagt er und meint: "Ich bin so froh, dass es so gut vorangeht. Die Eröffnung werden wir richtig feiern."

Ministerialdirigent Böhner hofft auf die neue Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag sei ein Förderprogramm für den behindertengerechten Ausbau der Bahn durch den Bund vorgesehen, erklärt er. Bayern habe bisher freiwillig den barrierefreien Zugang von 28 Bahnhöfen finanziert, obwohl das Aufgabe des Bundes sei.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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