Stadtgründungsfest:Keine Ausnahme beim Ladenschluss: Weltfremd statt weltstädtisch

Stadtgründungsfest: Vor dem Stadtgründungsfest 2015 demonstrierten 450 Menschen gegen die Öffnung der Innenstadt-Geschäfte.

Vor dem Stadtgründungsfest 2015 demonstrierten 450 Menschen gegen die Öffnung der Innenstadt-Geschäfte.

(Foto: Robert Haas)

Einmal im Jahr ein Einkaufssonntag - davon könnte München nur profitieren. Es wird Zeit, dass die bayerische Politik das ermöglicht.

Kommentar von Nina Bovensiepen

Die Weltstadt mit Herz, die München immer gerne sein will, wird sich am 19. Juni so gar nicht weltstädtisch präsentieren. Am 19. Juni wird das Stadtgründungsfest gefeiert, die Menschen werden in die Innenstadt strömen - in der die Läden auch an diesem Tag geschlossen bleiben. Die Münchner Händler hätten an diesem einen Ausnahmesonntag gerne geöffnet. Doch auch hier kommt das bayerische Ladenschlussgesetz zur Geltung, das in seiner Strenge inzwischen seinesgleichen sucht und das Richter nun auch streng und formalistisch ausgelegt haben.

In der Konsequenz ist das nicht nur wenig weltstädtisch, sondern weltfremd. Das ist nicht die Schuld der Richter. Verantwortlich dafür ist die bayerische Politik, die zwar immer wieder Anläufe zur Liberalisierung der Ladenöffnung gemacht hat, sie aber nie vollbracht hat. Dabei ginge es nicht darum, das Sieben-Tage-rund-um-die-Uhr-Shopping durchzusetzen. Von 0 bis 24 Uhr wollen ohnehin die meisten Händler nicht öffnen, das hat sich längst in Städten wie Berlin oder Hamburg gezeigt, wo dies an sechs Tagen möglich wäre.

Nein, es geht darum, zu besonderen Anlässen ein besonderes Einkaufserlebnis zu bieten. Das Stadtgründungsfest kann dieser Anlass sein. Anderswo sind Adventssonntage oder Möbelhaussonntage inzwischen gewohnte Abwechslung geworden. Gewohnte Abwechslung übrigens auch für die Beschäftigten, von denen viele es durchaus schätzen, das Familien-Patchwork durch flexible Arbeitszeiten besser handhaben zu können. Als es einst darum ging, ob Geschäfte bis 20 Uhr offen haben sollen, wurde von den Gewerkschaften proklamiert, dass solche Arbeitszeiten nicht zumutbar seien. Sie haben sich geräuschlos etabliert.

Auch der eine oder andere offene Sonntag in München würde das tun. Den Münchner Händlern gäbe er zudem die Gelegenheit, an diesem besonderen Tag ein etwas anderes Publikum vom Wert eines guten innenstädtischen Angebots zu überzeugen. Vielleicht ja sogar manchen Internet-Shopper. Daran sollte eigentlich allen gelegen sein: Händlern und ihren Beschäftigten. Doch diese Möglichkeit bleibt der Weltstadt versperrt.

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