Stadtbäche:Wie München zu Klein-Venedig werden soll

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Der Glockenbach - das Gewässer, das dem ganzen Stadtviertel den Namen gab, könnte künftig direkt vor der östlichen Häuserreihe der Pestalozzistraße vorbeirauschen. (Foto: AndreasGregor.com)
  • Das Münchner Fluss-System besteht nicht nur aus Isar und Würm, sondern umfasst auch zahlreiche Bäche auf 175 Kilometern Länge.
  • Die Grünen im Rathaus wollen das Wasser wieder ans Tageslicht zu holen.
  • Das Baureferat hat aber bereits vor einem Jahr Bedenken angemeldet.

Von Dominik Hutter, München

Es soll wieder gurgeln und sprudeln in Münchens Straßen, zumindest, wenn es nach den Grünen geht. Unter dem Asphalt, teilweise auch unter den Gebäuden, fließen an vielen Stellen noch die in den Sechzigerjahren eingemauerten Stadtbäche - die Rathausfraktion findet es an der Zeit, das Wasser wieder ans Tageslicht zu holen.

Pläne dafür gibt es schon seit geraumer Zeit, die Grünen haben sich die langjährigen Bach-Aktivisten von Green City sowie dem Münchner Forum ins Boot geholt und die Vorschläge in einen Antrag gegossen. Stimmt der Stadtrat den Ideen zu, prüft das Baureferat, an welchen Stellen München wieder zum "Klein-Venedig" werden kann, wie der Grünen-Fraktionschef Florian Roth schon einmal schwärmt.

München
:Wo die Stadtbäche fließen sollen

Das Münchner Fluss-System besteht nicht nur aus Isar und Würm, sondern umfasst auch zahlreiche Bäche auf 175 Kilometern Länge. Nach einem ist sogar ein ganzes Stadtquartier benannt.

Das Münchner Fluss-System besteht nicht nur aus Isar und Würm, sondern umfasst auch zahlreiche Bäche auf 175 Kilometern Länge. Einer der bekanntesten davon ist der Glockenbach, der zwar Namensgeber eines ganzen Stadtquartiers ist, aber unbemerkt in einer Rinne unter der Pestalozzistraße gluckert. An einigen Stellen hat es bereits erste Bach-Revivals gegeben: am Auer Mühlbach etwa, an dem ein beliebter Spazierweg entlangführt, oder auch am namentlich den meisten Münchnern wohl unbekannten Köglmühlbach, der seit dem Bau der Staatskanzlei in offener Rinne den Altstadtring begleitet.

Bäche sind nicht nur hübsch fürs Stadtbild, sondern auch gut fürs Klima

Die Grünen, Green City und das Münchner Forum wollen dieses Modell nun an diversen Stellen fortsetzen. Nicht nur, weil es nett aussieht, wenn ein Bächlein durch die Großstadt plätschert - es gehe auch um Klima und Ökologie, betont Stadträtin Sabine Krieger. Der heiße Sommer 2015, in dem die Temperaturen oft auch nachts nicht mehr in den angenehmen Bereich fielen, habe gezeigt, dass die starke Versiegelung zum "Problem für die Lebensqualität" wird. "Wasser kühlt ab und reinigt die Luft", sagt Krieger. Es komme beim Stadtklima nicht nur auf große Frischluftschneisen an, sondern auch auf kleine Kälteinseln. Bäche zum Beispiel.

Im Baureferat hält sich die Begeisterung bislang in Grenzen. Die Behörde hat bereits vor einem Jahr Bedenken angemeldet - unter anderem, weil manche Bäche zu tief unter der Oberfläche liegen und weil die Pumpen, die das Wasser nach oben befördern sollten, zu laut wären.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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