Spende an TU:"Lidl sollte lieber seine Angestellten ordentlich bezahlen"

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Das Gebäude der TU in der Arcisstraße. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Stiftung des Lidl-Gründers schenkt der TU München 20 neue BWL-Professuren.
  • Solche Unterstützungen aus der Wirtschaft gibt es an Unis immer wieder, aber selten in einem solchen Ausmaß.
  • Bei Politikern stößt die Finanzierung auf geteilte Meinungen: Die einen sind dagegen und wollen eine klare Trennung, die anderen freuen sich; wieder andere sehen die Finanzierung als notwendiges Übel, weil der Staat sich zurückziehe.

Von Ulrike Schuster, München

Darf sich die TU München über den Geldsegen von Lidl freuen? Oder macht, wenn Lidl zahlt, Lidl auch die Ansagen? Dazu gibt ganz unterschiedliche Ansichten. Michael Piazolo, hochschulpolitischer Sprecher der Freien Wähler im Landtag, beglückwünscht TU-Präsident Wolfgang Herrmann zur erfolgreichen Akquise. "Anderes bleibt ihm auch nicht übrig", wolle Hermann die Exzellenz-Stellung seiner Universität erhalten, sagt Piazolo. Die staatliche Grundfinanzierung der Universitäten sinke seit langem. Verabschiede sich der Staat immer mehr von seinem Steuerungswunsch in der Hochschulpolitik, dann wachse die Motivation, um die Gelder der Unternehmen zu werben.

Piazolos Bildungskollegin von der SPD, Isabell Zacharias, hält dagegen wenig von der Vereinbarung zwischen Lidl-Stiftung und TU: "Mir schmeckt das überhaupt nicht." Die Stiftung sei kein Samariter-Club, der die Weihnachtswünsche der Uni erfüllen wolle. "Ein Discounter ist für mich ein Discounter." Wo stecke da das Interesse an Bildung, fragt sich Zacharias. Viel besser fände die Landtagsabgeordnete eine klare Trennung: "Lidl sollte lieber seine Angestellten ordentlich bezahlen" - und die TU sich um ihre Studenten kümmern.

Verena Osgyan von den Grünen hält es für möglich, "dass Vertragsinhalte nicht öffentlich gemacht werden". Denn eine Stiftungsprofessur erfordere Transparenz nicht zwingend. Was geforscht und gelehrt wird, könnten am Ende also Lidl und die TU allein wissen. "Das geht gar nicht", sagt Osgyan. Umso wichtiger sei es, das Vertragswerk "ganz genau zu untersuchen."

Elke Hahn, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), nennt die Kooperation einen "Witz". Die Dimension und die Einseitigkeit des "Geschenks" findet sie "verdächtig". Das Sponsoring von 20 Professorenstellen bis zur Pensionierung mit vielen Millionen Euro ist für Hahn das "Einkaufen in die Universität", was sich einmal an den 13 Professoren zeige, die sich Lidl an seinen Stiftungsort nach Heilbronn hole; zweitens an der Entscheidung, nur einen Studiengang, nämlich die Betriebswirtschaftslehre, fördern zu wollen, "nicht gerade die kritischste aller Wissenschaften".

Der Sprecher des Wissenschaftsministeriums, Ludwig Unger, hingegen bewertet die Lidl-Stiftungsprofessuren als "Ausweis von Leistungsfähigkeit". Dass es der TU gelungen sei, Drittmittel aus der Wirtschaft zu ergattern, verdiene "höchste Anerkennung". Als unproblematisch bewertet auch TU-Asta-Sprecher Benedikt Retsch die Finanzierung. Er freue sich, dass ein erfolgreicher Studiengang auch außerhalb Bayerns gut ankommt, "eine Bereicherung für die Studierenden". Zwar habe die Dieter-Schwarz-Stiftung das Forschungsfeld "Mittelständische Unternehmen" vorgegeben, eine Einflussnahme sieht er darin aber nicht. Schließlich sei der Mittelstand das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Protokolle von Charlotte Bastam

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