Prozess zu Juwelenraub:Die Angeklagten schweigen

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Beim Prozess schweigen die Angeklagten, sie werden verdächtigt, Handlanger einer Räuberbahnde zu sein. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Auf spektakuläre Weise überfallen Vermummte im Februar 2014 ein Juweliergeschäft in der Maximilianstraße. Der Verdacht fällt auf die Juwelierräuberbande Pink Panthers.
  • Jetzt steht in München ein Trio vor Gericht, das nach dem Überfall verhaftet worden war.
  • Die Beweislage ist jedoch dünn.

Von Christian Rost, München

Auf spektakuläre Weise überfielen Vermummte am 12. Februar 2014 ein Juweliergeschäft in der Maximilianstraße. Sie gingen brutal und zielgerichtet vor, weshalb gleich der Verdacht aufkam: Es handelt sich um Mitglieder der weltweit operierenden Juwelräuberbande Pink Panthers. Sieben Verdächtige konnten unmittelbar nach dem Überfall festgenommen werden. Doch jetzt zeigt sich, wie schwierig es ist, den Männern ihre mutmaßliche Bandenzugehörigkeit nachzuweisen.

Es war ein Mittwochnachmittag, als fünf Täter in die Filiale des Juweliers Chopard in der Maximilianstraße eindrangen: Mit einer Axt schlugen sie die gläserne Eingangstür ein, zertrümmerten mit einem Vorschlaghammer die Vitrinen und räumten ihre Rucksäcke voll mit Uhren und Schmuck. Auf der Flucht konnten vier Beteiligte gefasst werden, der fünfte entkam mit der Hälfte der Beute im Wert von immerhin noch 400 000 Euro. Am 6. März beginnt vor der Jugendkammer am Landgericht München I der Prozess gegen die vier 17 bis 21 Jahre alten Rumänen, die die Polizei zum Netzwerk der Pink Panthers zählt.

Die tschechische Polizei gibt den Münchnern einen Tipp

Drei weitere Männer, die ebenfalls als Handlanger der Bande angesehen wurden, stehen bereits seit diesem Dienstag vor Gericht. Auch sie waren nach dem Chopard-Überfall festgenommen worden. Ihre direkte Beteiligung an der Tat konnte die Staatsanwaltschaft nicht nachweisen. Dennoch geht sie davon aus, dass sich die drei Männer für einen Überfall in München getroffen hatten, weswegen ihnen trotz dünner Beweislage der Prozess gemacht wird. Der Vorwurf: Verabredung zum Begehen des Verbrechens des schweren Raubes.

Nach Überfall auf Juwelier
:Ein böses Geschäft

Sechs Wochen nach dem Überfall auf den Juwelier Chopard in der Maximilianstraße ist klar: Einer der Täter konnte mit Uhren und Schmuck im Wert von 400.000 Euro entkommen. Die anderen vier Räuber sitzen in Haft. Aber das könnte auch kalkuliert gewesen sein.

Von Till Krause und Susi Wimmer

Dejan A., ein 33 Jahre alter Kroate, sowie der Serbe Marko T., 28, waren eine Stunde nach dem Überfall mit einem Mietwagen am Thomas-Wimmer-Ring unterwegs. Die tschechische Polizei hatte ihren Münchner Kollegen einen Tipp gegeben, wonach ein BMW zur Flucht nach einem Raubüberfall benutzt werde. Der Wagen wurde gestoppt, A. und T. kamen in Untersuchungshaft. Im Navigationsgerät des Autos war die Adresse einer Wohnung in der Boschetsrieder Straße gespeichert. Dort trafen Polizisten den dritten im Bunde an, den Serben Milos S., 26, der falsche Ausweispapiere vorzeigte. Beute aus dem Juwelenraub konnten die Ermittler in der Wohnung nicht finden, die den Männer als Stützpunkt gedient haben soll. Lediglich einige Pelzmützen, Handschuhe und Schals lagen herum sowie ein mit Klebeband umwickelter Holzstock, der zum Blockieren von Türen verwendet werden könnte.

Verdächtiger soll Polizist von Raubplänen erzählt haben

Aus diesen Fundstücken ließ sich keine Verbindung zu den eigentlichen Juwelenräubern herstellen. Dass die drei Männer aber nicht als Touristen in der Stadt waren, davon ist die Staatsanwaltschaft nach wie vor überzeugt. Ankläger Nikolaus Lantz sagte zum Prozessauftakt vor der 7. Strafkammer am Landgericht München I, die drei Angeklagten hätten sich spätestens im Juli 2011 mit weiteren unbekannten Mittätern zu einer Bande zusammengetan.

Im Fall von Dejan A. steht das sogar fest. Er ist bereits zwei Mal nach Überfällen auf Juweliere in Serbien und Berlin zu drei und sechs Jahren Haft verurteilt worden, die er noch nicht abgesessen hat. Dass er in München Ähnliches vorhatte, dazu schweigt er ebenso wie seine Mitangeklagten. Nur Marko T. hat sich bislang einmal dazu geäußert. In der Untersuchungshaft soll er einem Polizisten erzählt haben, wegen eines Raubes nach München gekommen zu sein. Wie viel diese Aussage, die nicht protokolliert wurde, letztlich zählt in diesem Verfahren, wird sich zeigen. Und auch die Tatsache, dass mehrere Zeugen aus dem Umfeld der Männer nicht von Tschechien beziehungsweise Serbien nach München kommen wollen, um auszusagen, erschwert den Tatnachweis.

© SZ vom 11.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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