Pardi:Eine Terrasse für Neuhausen

Türkisches Restaurant in München, 2007

In die Natursteinwand ist eine offene Feuerstelle eingelassen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ob zum mediterranen Frühstück oder zum Wein bei Sonnenuntergang - das Pardi ist für manchen Neuhausener Teil des Zuhauses. Bis in den November hinein saßen heuer die Gäste vor dem türkischen Lokal.

Paula Morandell

Beneidenswerte Adressen sind das, die Villen mit ihren Erkern und Türmchen. Doch wer als Normalsterblicher in Neuhausens Bestlage eine Wohnung ergattert, die auch noch bezahlbar ist, verfügt womöglich nicht einmal über einen Balkon. Für solche Leute entwickelt sich das Pardi in der Volkartstraße zu einem Teil ihres Zuhauses.

Vor allem an den Tischen auf der Freifläche, die sich ausladend ums Hauseck zieht, lassen sich die Stunden angenehm verbringen - ob schon zum mediterranen Frühstück oder zum Wein bei Sonnenuntergang. Bis in den November hinein saßen heuer die Gäste vor dem türkischen Lokal, gewärmt von Decken und Heizlaternen.

Zuletzt standen nur noch die Raucher vor der Tür. Der Wirt hatte sein Lokal vor kurzem renovieren lassen und beschlossen, sich die neue Einrichtung nicht mehr einräuchern lassen. So kam es, dass nicht nur das neue, zurückhaltend orientalische Dekor mit seinen sandfarbenen Natursteinen der darin eingelassenen Gas-Feuerstelle und den warmen Farben an den Wänden überraschte, sondern auch - Monate vor dem Rauchverbot - klare Luft. Der Kellner versicherte, dass das Rauchverbot keine Gäste verschreckt habe. Tatsächlich war das Lokal meist so gut besucht, dass auch an der langen Bar eingedeckt wurde.

Abenteuerliche Kreationen

Die Speisekarte bietet zwei Schwerpunkte: einmal eine traditionelle türkische Küche, die durch Einfachheit bestach - und die den anderen offensichtlichen Vorlieben der drei Köche klar vorzuziehen war. Sie neigen nämlich zu manchmal ziemlich abenteuerlichen Kreationen: Da traf sich dann orientalischer Kombinations-Eifer mit bisweilen leider arg dünnen Soßen mitteleuropäischer Machart. Im Ergebnis ergab das in jeder Hinsicht überbordende Teller.

Fast durchweg Freude bereiteten uns die Gemüse. Die gegrillten Auberginen (5,50 Euro), von der Yoghurt-Creme Cacik begleitet, waren gut durch und trotzdem von fester Konsistenz, aromatisch und nicht bitter - genau so, wie es im Selbstversuch nur selten gelingt. Die Kürbis-Curry-Suppe mit Ingwer (4,50) kam so schön kräftig daher, dass wir uns mit dieser im Herbst bis zum Abwinken allgegenwärtigen Vorspeise wieder anfreunden konnten.

Die Salate waren knackig, schade nur, dass sie bereits mit einem Balsamico-Dressing angemacht waren. Eine Flasche guten Olivenöls aus der Türkei auf dem Tisch hätte uns mehr begeistert. Bei den Hauptgerichten fiel das Sebzeli Karniyarik (12,30) auf: Wieder spielte die Aubergine die Hauptrolle, die mit frischem Spinat, Pinienkernen und Karotten gefüllt und mit etwas Käse überbacken war - ein harmonisches Zusammenspiel. Bei einer enormen Portion Patlican Börek (12,20), einer Art Gemüsestrudel, traten hingegen die Schwächen der Küche zutage: Ein See aus Tomatensoße hatte den Blätterteig von unten durchweicht, während ihn von oben eine Käsehaube erdrückte.

Fisch und Fleisch vom Grill machen einen guten Eindruck

Ähnlich überfordert waren wir bei Dana Sarma (13,50): Einmal war die Kalbsnuss-Roulade mit Trockenfrüchten, vor allem Aprikosen, und Nüssen gefüllt. Was eine Füllung mit interessanter orientalischer Note hätte sein können, fiel derart grob und üppig aus, dass die Fleischrolle von einer recht unangenehmen Süße durchdrungen war. Ein andermal hatten die Köche die Roulade mit Mangoldblättern, Kürbiskernen und Pistazien in den Ofen geschoben - eine diesmal durchaus gelungene Kombination, die jedoch in einer faden Soße schwamm, die nicht recht dazu passen wollte.

Einen positiven Eindruck hinterließen Fisch und Fleisch vom Grill: Der Adana-Kebap (13,70) bestand aus feinem Lammhack, gewickelt um zwei Spieße und mit einer deutlichen Paprika-Chili-Note versehen. Die mit Käse gefüllten, zarten Calamari (13,60) waren ausgewogen mit Knoblauch gewürzt. Der Lal, ein Rosé, und der rote Yakut (je 4,70) passten ausgezeichnet dazu. Es waren leider die einzigen türkischen Weine, die offen ausgeschenkt wurden. Pardi, Volkartstraße 24, Telefon 13 18 50. Geöffnet täglich von 9 bis 1 Uhr.

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