Hass-Tweets:Chef des Deutschen Theaters beschimpft Özil und Gündogan

Werner Steer ist Chef des Deutschen Theater München.

Werner Steer leitet das Deutsche Theater München.

(Foto: Robert Haas)
  • Werner Steer hat unter anderem über Mesut Özil geschrieben: "Hallo du Idiot, du hast in der deutschen Nationalmannschaft nichts zu suchen. Verpiss dich nach Anatolien."
  • Später entschuldigt sich der Chef des Deutschen Theaters München für die Tweets und löscht die meisten davon.
  • Bürgermeister Josef Schmid (CSU) erteilt ihm eine scharfe Rüge, weitere Konsequenzen muss Steer aber nicht befürchten.

Von Franz Kotteder und Frank Müller

Werner Steer ist zusammen mit Carmen Bayer Geschäftsführer des Deutschen Theaters. Aber er ist - privat, wie er sagt - auch Fußballfan, und als solcher Anhänger einer drastischen Sprache. Besonders wütend hat ihn die Trikot-Affäre gemacht, wie man seinem Twitter-Account entnehmen kann. Die beiden deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan waren heftig kritisiert worden, weil beide dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan ein Trikot überreicht hatten.

Auf Twitter hat Steer zu Özil am Donnerstag dieser Woche eine klare Meinung: "Hallo du Idiot, du hast in der deutschen Nationalmannschaft nichts zu suchen. Verpiss dich nach Anatolien", und einige Tage davor, am 11. Juni, befand er: "So einer wie Özil, der nicht nur einem Verbrecher huldigt, sondern auch noch die Nationalhymne nicht mitsingt, weil er die Werte nicht teilt, muss sofort weg." Gündogan hatte er zuvor empfohlen: "Hau ab nach Anatolien", wiederum Özil bekam den Rat, er solle doch bei seinem "türkischen Hitler" spielen.

Von der SZ auf diese Tweets angesprochen, sagte Steer, es handele sich da um seine private Meinung und natürlich nicht um die der Geschäftsführung des Theaters. Er sei halt "ein Bolzer", was Fußball angehe, und neige da zu drastischer Sprache. Später entschuldigte sich Steer auf Twitter ausdrücklich für seine Äußerungen: "In meinen letzten Tweets zum Thema Ilkay Gündogan und Mesut Özil habe ich mich in meiner Wortwahl vergriffen und diese daher gelöscht." Allerdings klappte die Löschaktion nicht hundertprozentig. Den Tweet vom "türkischen Hitler" ließ er in seiner Timeline stehen, vermutlich versehentlich.

Weil das Deutsche Theater eine städtische GmbH ist, lief der Fall am Freitag auch bei der Stadtspitze auf. Bürgermeister Josef Schmid (CSU), zugleich Aufsichtsratschef des Theaters, beriet sich mit Oberbürgermeister Dieter Reiter, am Ende stand eine scharfe Rüge für den Theaterchef. "Hass-Mails oder -Posts von Führungskräften, die öffentliche Personen des Münchner Kulturlebens sind, sind inakzeptabel", erklärte Schmid. Sie widersprächen den Werten der Landeshauptstadt. Weitere Konsequenzen muss Steer allerdings wohl nicht befürchten. Da es sich um einen privaten Account gehandelt habe, fielen die Äußerungen unter die Meinungsfreiheit.

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