Obergiesing:Neues Leben in der University of Maryland

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Der etwas zahnlückige Schriftzug "University of Maryland" auf dem Gelände der inzwischen aufgelösten McGraw Kaserne in München. Der Bau der ehemaligen Reichszeugmeisterei beherbergte von 1945 bis 1992 das süddeutsche Hauptquartier der US-Army. (Foto: Claus Schunk)

"Durchbruch" für das Gelände der ehemaligen McGraw-Kaserne: 400 Wohnungen für Staatsbedienstete sollen entstehen

Von Birgit Lotze, Obergiesing

Auf dem Gelände der ehemaligen McGraw-Kaserne sollen 400 neue Wohnungen für junge Staatsbedienstete gebaut werden. Innenminister Joachim Herrmann, Finanzminister Markus Söder und der Landtagsabgeordnete Andreas Lorenz (alle CSU) haben darauf am Montag im Innenhof vor dem Gebäude der ehemaligen University of Maryland überraschend angestoßen. Herrmann und Lorenz sprachen von einem "Durchbruch". Mit dem Bau von 120 bis 140 Wohnungen könnte in diesem Jahr begonnen werden.

Damit ist jetzt klar, was mit dem ehemaligen Highschool-Gebäude für die Kinder der US-Soldaten geschehen soll, das seit beinahe einem Vierteljahrhundert leer steht: Die denkmalgeschützte University of Maryland soll zu Wohnungen und Apartments umgebaut werden. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) habe ihm vor wenigen Tagen signalisiert, dass die Stadt die Baugenehmigung noch in diesem Jahr erteile, falls der Bauantrag schnell eingebracht werde, sagte Herrmann.

Etwa 260 neue Wohnungen für Personal der bayerischen Verwaltung sollen auf dem brachliegendem Areal östlich des McGraw-Grabens entstehen - direkt gegenüber der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Auf dem drei Hektar großem Gelände parken derzeit Einsatz- und Privatwägen der Polizei. Im Süden dient der Platz als Container-Standort für Flüchtlinge. Es dauere mindestens drei Jahre bis zum Baubeginn, doch die Planung solle bald eingeleitet werden, hieß es. Laut Innenminister Herrmann ist kleinteilige Wohnbebauung im Gespräch. Sie soll sich an die östlich angrenzenden Häuser anlehnen.

Das Kasernengelände, das von 1945 bis 1993 von US-Soldaten genutzt wurde, ist eine Hinterlassenschaft der Nazis. Sie errichteten an der Tegernseer Landstraße die Reichszeugmeisterei, das zentrale Beschaffungsamt der NSDAP und riesige Fahrzeughallen. Bekannt ist vor allem die Halle 19 mit ihrer weit überspannenden Dachkonstruktion. Sie wird von der Polizei für sperrige Fahrzeuge und Material für den Einsatz bei Demonstrationen genutzt. Laut Innenminister Herrmann soll sich bei der Halle derzeit nichts ändern. Wo sie zerfalle, solle repariert werden, "aber sie soll noch 30 Jahre halten". Die Polizei möchte sie gerne weiterhin nutzen. Das Dach gilt als architektonisch besonders, damit ist es schwierig, die Halle zu verändern.

Bereits 1997 lag das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs vor, der eine Konzentration staatlicher Einrichtungen auf dem ehemaligen Kasernengelände empfahl. Geschehen ist seitdem nur wenig. Jahrelang wollte eigentlich die Polizei in das Gebäude der University of Maryland einziehen. Deren Absicht war, den Westteil der McGraw-Kaserne zu einem zweiten Hauptsitz neben dem Präsidium an der Ettstraße ausbauen. Einige der Gebäude auf dem Areal sind bereits in Polizei-Hand. Lorenz, der im Viertel aufgewachsen ist, sagte, dass die neuen Wohnungen vorrangig an junge Beamte aus Polizei und Justiz vermietet werden sollten - auch, um sie in München zu halten. Viele von ihnen verließen München bald wieder, weil die Stadt zu teuer für sie sei. Finanzminister Söder sagte, der Freistaat wolle bis 2020 in München mehr als 1000 Wohnungen auf den Weg bringen.

© SZ vom 21.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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