Neugründung Pakx:Der nette Nachbar als Geschäftsidee

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Ran an die Pakete: Patrick Rexroth und Elias Kuby haben Pakx im Herbst des vergangenen Jahres gegründet. (Foto: Claus Schunk)

Ein neues Start-up nimmt Pakete in Empfang und bringt sie abends zum Wunschtermin.

Von Franziska Gerlach

Als Christian Pohle im Dezember aus einer kleinen Stadt in Oberbayern nach München zog, hatte er eine große Sorge: wer in dem neuen Haus mit 14 Stockwerken wohl seine Pakete entgegen nehmen würde, wenn er tagsüber arbeitet.

"Ich habe mich schon jeden Abend kreisen sehen auf der Suche nach meinen Paketen", sagt der 51 Jahre alte IT-Berater. Immerhin erhält er jede Woche drei bis fünf davon. Doch dann erfuhr er kurz vor seinem Umzug von einer neuen Firma, die gewissermaßen im gesamten Münchner Stadtgebiet als netter Nachbar fungiert: Pakx.

Und offenbar gibt es noch mehr Münchner, die nicht so recht zufrieden waren mit der Zustellung ihrer Pakete. Inzwischen haben sich fast 1000 Leute bei der Paketstation mit persönlichem Bringservice registriert, die Elias Kuby und Patrick Rexroth, 31 und 37, im Herbst 2015 gegründet haben.

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Wer sich bei Pakx ein Benutzerkonto anlegt, der kann bei Online-Bestellungen künftig nicht mehr nur die eigene Adresse angeben, sondern auch jene vom Pakx-Lager in Taufkirchen. Und zwar unabhängig davon, ob ein Paket mit Hermes, DHL oder DPD verschickt wurde.

Ein freundliches Dankeschön reicht irgendwann nicht mehr

Sobald es dort ankommt, wird es in einem System erfasst. Der Kunde erhält daraufhin eine E-Mail - und kann dann wählen, wann der Kurier ihm seine Lieferung zustellen soll. Eine Auslieferung ist noch am selben Tag möglich. Wer will, kann seine Paket aber auch bis zu 30 Tage bei Pakx lagern.

Die Geschichte des Start-ups, das vom anhaltenden Boom des Online-Handels profitiert, ist eine klassische Gründungsgeschichte: "Die Lücke war da und wir schließen sie", sagt Rexroth. Denn: Keiner der großen Zusteller liefere Pakete abends aus, wenn der berufstätige Städter auch zu Hause sei.

Wer allerdings nie da ist, wenn seine Pakete kommen, der weiß: Irgendwann reicht ein freundliches Dankeschön dafür, dass der Friseur im Erdgeschoss jede Woche Pakete annimmt, einfach nicht mehr aus. Und auch die Zustellkarte im Briefkasten kenne sicher jeder, sagt Rexroth. "Dann muss man zur Post latschen, ewig in der Schlange stehen und das Paket dann noch durch die Stadt schleppen." Auch von Boten, die gar nicht erst klingelten, sondern die Karte einfach in den Briefkasten werfen, höre er häufig.

Anfangs fuhren die Firmengründer von Pakx die Pakete selbst aus. Als sie die Nachfrage zu zweit nicht mehr bewältigen konnten und es zu eng wurde in Kubys Schwabinger Wohnung, wo sich kleine und große Päckchen in der Küche und auf dem Flur stapelten, suchten sie ein Logistikunternehmen als Partner. Interkep heißt die Firma, die den beiden einen Teil ihres Lagers vermietet und deren Mitarbeiter nun auch die Auslieferungen übernehmen.

Deutsche Post betrachtet den neuen Anbieter nicht als Konkurrenz

München sei quasi ihr "Testlauf" gewesen, erklären Kuby und Rexroth, die ihr Konzept flexibel halten wollen. Weil Kunden immer wieder danach fragten, wird demnächst nicht mehr nur zwischen 19 und 21 Uhr oder zwischen 21 und 23 Uhr zugestellt, auch die Option zwischen 20 und 22 Uhr wird dann möglich sein. Noch in diesem Frühjahr soll es Pakx auch in Berlin geben, über kurz oder lang wollen die Unternehmer ihren Service in mehreren deutschen Großstädten anbieten.

Als Christian Pohle noch im oberbayerischen Dorfen lebte, stellten die Boten die Pakete einfach in einem Schuppen neben seinem Haus ab. In München müsste er verpasste Sendungen in der Postfiliale in der Angererstraße abholen, diese sei aber "drei, vier Kilometer" von seinem Haus entfernt.

Nach der Arbeit noch zur Post hetzen, sich dort womöglich in die Schlange stellen? Da bezahlt Pohle den Preis von 4,90 Euro gerne, den eine Zustellung bei Pakx kostet. Meist lässt er sich alle Pakete, die in einer Woche in Taufkirchen eingetroffen sind, an einem Abend bringen. "Das macht das Leben schon irre einfach", sagt er.

Die Deutsche Post betrachtet den neuen Anbieter nicht als Konkurrenz. "Wenn der Kunde sagt, wir sollen das nach Taufkirchen liefern, dann tun wir das gerne", sagt Sprecher Klaus-Dieter Nawrath. Allerdings habe auch die Post in der Vergangenheit auf die zunehmende Zahl an Online-Bestellungen reagiert.

So seien zum Beispiel in den vergangenen zwei bis drei Jahren etliche Paket-Shops entstanden, also Kooperationen mit Einzelhändlern, die Pakete entgegen nehmen. Außerdem gebe es in München inzwischen knapp 150 Packstationen. Den Vorwurf, dass deren Fächer zu knapp bemessen seien, weist er zurück: "Die Masse der Pakete passt da rein."

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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