Naturschutz:Der Biber ist zurück in München

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Vor allem Landwirte klagen über Schäden, die Biber verursachen. Beim Bund Naturschutz heißt es: "Da wird stark aufgebauscht." (Foto: dpa)
  • Der Biber ist streng geschützt, dennoch wird er wieder gejagt und erschossen.
  • Vor allem Landwirte klagen über Schäden, die die Tiere verursachen.
  • Allerdings: Von 20 bis 30 Bibern, die ein Landwirt innerhalb einer Stunde bei Ismaning gesehen haben will, finden die Jäger kein einziges Tier.

Von Isabel Meixner, München

Der Biber ist wieder heimisch in und um München, und längst macht seine erfolgreiche Rückkehr nicht alle glücklich. Im Gegenteil: Er wird wieder gejagt und erschossen. Im Landkreis Fürstenfeldbruck etwa wurden im vergangenen Jahr 16 der geschützten Tiere erlegt, 2016 waren es schon 26. Im Landkreis München, in dem es vor allem in Ismaning zu Konflikten zwischen Mensch und Nager kommt, wurde im Frühjahr viermal eine entsprechende Erlaubnis erteilt - allerdings trafen die Jäger in der Zeit auf keinen Biber, weshalb die Abschussgenehmigung verfiel. Und auch im Landkreis Freising lässt man derzeit prüfen, ob Biber in dem ein oder anderen Fall etwa aus der Abens entfernt werden können.

Das darf freilich nicht einfach nach Gutdünken geschehen. Einem Antrag auf Entnahme, wie es im Behördendeutsch heißt, kann nur stattgegeben werden, wenn eine Gefahrenlage besteht - der Biber also zum Beispiel Kläranlagen oder Hochwasserschutzanlagen untergräbt - und keine andere Präventivmaßnahme ihn an seiner Bautätigkeit hindern kann. Denn der Biber ist streng geschützt.

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Ende des 19. Jahrhunderts war er wegen seines Fells und Fleischs fast ausgerottet. Der Bund Naturschutz begann in den Sechzigerjahren, ihn nach und nach wieder anzusiedeln. Weil Fressfeinde fehlen und dank des Jagdverbots wächst die Population kontinuierlich auch in Amper, Würm, Moosach, Isar und anderen Flüssen rund um München. Im Landkreis Fürstenfeldbruck gehen die Experten davon aus, dass inzwischen alle Fließgewässer mit Biberfamilien besetzt sind.

"Das Ende der Fahnenstange ist langsam erreicht", sagt auch Michael Wagner, in der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts München für das Bibermanagement zuständig. Im Landkreis gibt es mehr als 60 Reviere, die vor allem im gewässerreichen Norden liegen. Nicht nur dort steigen die Beschwerden von Landwirten über Schäden. "Ja, es gibt Probleme", gibt der für dieses Gebiet zuständige Biberberater Peter Martin zu. In drei von vier Fällen sind die Reaktionen für ihn aber "eine totale Übertreibung".

Von 20 bis 30 Bibern, die ein Landwirt innerhalb einer Stunde bei Ismaning gesehen haben will, bekamen die zwei Jäger, die im Frühjahr in dem Bereich unterwegs waren, innerhalb von vier Wochen keinen einzigen zu Gesicht; die Überflutung, die der Nager bei einem Feldweg angeblich verursacht hatte, war auf Mäuselöcher zurückzuführen. Ähnliches ist von Angelika Burkhardt-Keller, Referentin für Baumschutz im Bund Naturschutz, zu hören: "Da wird stark aufgebauscht." Und es würden Schäden ins Feld geführt, die nicht vom Biber kommen.

"Das würde wahnsinnig viel Feuer rausnehmen"

Der Biber decke Probleme an Gewässern auf, sagt Berater Martin. Wenn Pegelstände zu stark schwanken, baut er Dämme, um den Eingang zu seinem Bau unter Wasser zu halten. In München selbst, wo die Flüsse reguliert sind, gibt es deshalb kaum Konflikte. Zumindest nicht mit Überschwemmungen, mit angenagten Bäumen etwa entlang der Würm dagegen schon. Im Pasinger Stadtpark und in Obermenzing haben Baureferat und Bund Naturschutz Stämme deshalb mit Drahthosen gesichert, damit die Nager nicht ausgerechnet die wertvollen alten Bäume anknabbern.

Dass der Biber immer kritischer gesehen wird, beobachtet Burkhardt-Keller mit Sorge. Die Bejagung "halten wir natürlich nicht für sinnvoll", sagt sie. "Mit gutem Willen ist einiges möglich." Aber sie nimmt auch den Freistaat in die Pflicht: 90 Prozent der Konflikte betreffe die Uferrandstreifen. In anderen Bundesländern gebe es deshalb ein Randstreifenprogramm, das Landwirte entschädigt, die zwischen Fluss und ihren Feldern zehn Meter Abstand und dem Biber so Platz zum Leben lassen. In Bayern sind Landratsämter da auf die Freiwilligkeit von den Bauern angewiesen, entsprechend gering ist die Zahl der Einigungen, berichtet Wagner für den Landkreis München. Doch ob Pufferstreifen allein reichen würden, den Konflikt Mensch/Natur zu entschärften? "Auf jeden Fall", findet er. "Das würde wahnsinnig viel Feuer rausnehmen."

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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