Münchner Nockherberg:"Genau in diesen Momenten wurde der Begriff Smalltalk erfunden"

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Double meets Original: In diesen Momenten ist Smalltalk gefordert, denn: "Politisch stehe ich ganz woanders", sagt Schauspieler Stephan Zinner. (Foto: dpa)

Schauspieler Stephan Zinner gibt beim Politiker-Derblecken zum 13. Mal Markus Söder. Was er nach der Vorstellung zum echten Markus Söder sagt.

Interview von Philipp Crone

Stephan Zinner war in den vergangenen Jahren der Schauspieler beim Derblecken auf dem Nockherberg, der mit Abstand den lautesten Applaus bekam. Er spielte den bayerischen Finanzminister Markus Söder so wunderbar schleimig, austeilend, eingebildet und blödelig, dass allein schon Zinners erster Auftritt beim Singspiel zu Jubelstürmen aus dem Publikum führte. Nun ist die Situation vielleicht ein wenig anders, denn Zinner muss einen Politiker imitieren, der gerade sehr konzentriert versucht, staatsmännisch zu wirken. Wie macht der 43-jährige Darsteller das?

SZ: Herr Zinner, was haben Sie gestern Vormittag gemacht?

Stephan Zinner: Ich war da noch beim Skifahren zusammen mit meinen Kindern, warum?

Sie haben nicht die Aschermittwochsrede von Söder verfolgt, um ihn in seiner neuen Rolle als künftiger Landesvater zu beobachten?

Ach, das macht er ja schon länger, er hatte da ja eine gewisse Vorbereitungszeit. Aber um Sie zu beruhigen, ich habe mir eine Zusammenfassung angesehen am Abend. Wie er da einmarschiert ist, das war schon gut, in der Position des Chief Brodys. Aber ich habe mir das nicht angeschaut: Was macht er anders?

Münchner Nockherberg
:"Das Nataschige in mir"

Sie war schon Ursula von der Leyen auf dem Nockherberg. In diesem Jahr spielt Nikola Norgauer die bayerische SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen - und das ist schwierig.

Von Philipp Crone

Bislang war die Rolle auf dem Nockherberg dankbar, Sie haben Söder als leicht irre Witzfigur gespielt, wie einen übermotivierten Streber, der sich beim Lehrer einschleimt. Das geht jetzt nicht mehr.

Man merkt, finde ich, dass er sich einfach aus Dingen mehr raushält im Vergleich zu früher und nicht mehr sofort seinen Senf dazugibt. Dafür gibt es ja mit Dobrindt und Scheuer andere Beißer. Ich spiele ihn in diesem Jahr so, wie es das Drehbuch will. Aber klar, wir diskutieren da gerade im Team, wie wir den Mann zeigen wollen.

Nämlich wie?

Indem man zeigt, wie er versucht, seine große Energie, die ihn immer nach vorne treibt, zu bremsen mit seiner staatsmännischen Art.

Sie haben ihn ja immer ganz schön herb derbleckt. Anschließend gibt es immer das Double-Original-Foto auf der Bühne. Wie hat er da reagiert?

Ich glaube, dass genau in diesen Momenten der Begriff Smalltalk erfunden wurde. Es ist sehr banal, was man da bespricht. Inhaltlich gibt es auch nicht viel zu sagen, politisch stehe ich ja ganz woanders.

Nicht, dass Markus Söder dann so staatsmännisch geworden ist, dass er gar kein Foto mit dem Double mehr macht.

Nein, das glaube ich nicht. Bislang haben wir immer eins gemacht bis auf einmal, aber da habe ich es vergessen.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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