Münchner CSU:Spaenle: "Mit mir ist weiterhin zu rechnen"

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Bis Mittwochfrüh war Ludwig Spaenle Minister, dann flog er aus Söders Kabinett. (Foto: Stephan Rumpf)

Zwei Tage nachdem er aus dem Kabinett geflogen ist, meldet sich Ludwig Spaenle kampfeslustig zurück. Er will politisch aktiv bleiben - und womöglich in zwei Jahren als Oberbürgermeister-Kandidat der CSU antreten.

Von Dominik Hutter, München

Der geschasste Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sieht seine Zukunft auch weiterhin in der Politik und schließt keine Optionen aus - auch nicht das Amt des Münchner Oberbürgermeisters. "Mit mir ist weiterhin zu rechnen", erklärte der Politiker, der auch Münchner CSU-Vorsitzender ist, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Er sei "kampfbereit". Auf die Frage, ob er sich in zwei Jahren eine Kandidatur für den Chefposten im Münchner Rathaus vorstellen könne, antwortete Spaenle vielsagend mit einem Zitat seines verstorbenen Parteifreunds Rudi Hierl, der bis 2006 im Stadtrat saß: "Man soll dem Herrgott nie Grenzen setzen."

Spaenle, der nach seinem überraschenden Rauswurf aus dem Kabinett schon als Anwärter für das politische Abstellgleis galt, macht damit seinen Anspruch geltend, in der Politik auch künftig in erster Reihe mitzumischen. Der 56-Jährige will erklärtermaßen im Herbst sein Landtags-Direktmandat im Stimmkreis München-Schwabing verteidigen und als Bezirksvorsitzender seiner Partei dazu beitragen, dass die CSU insgesamt ein gutes Ergebnis bei den Landtagswahlen erzielt. Zudem bleibt er Mitglied des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann. Ein Rückzug aus der aktiven Politik komme nicht infrage, diese Botschaft ist Spaenle ganz wichtig.

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Spaenle war am Mittwoch nach zehnjähriger Mitgliedschaft im bayerischen Kabinett vom neuen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) nicht erneut als Minister berufen worden, obwohl er seit langer Zeit zu dessen eifrigsten Förderern gehört. Vielmehr stieg aus den Reihen der Münchner CSU sein bisheriger Staatssekretär Georg Eisenreich zum Minister für Europa, Digitales und Medien auf; die parteilose Münchnerin Marion Kiechle wurde Ministerin für Wissenschaft und Kunst. Auf Eisenreich, seinen Vize im CSU-Bezirksvorstand, will Spaenle nichts kommen lassen: Er sei froh, dass München mit einer derart starken Persönlichkeit im Kabinett vertreten sei.

Über Söder sagte er nur, dass ein Regierungschef seine Ministerriege selbst zusammenstelle und wissen müsse, was er tut. Spaenle wiederholte noch einmal sein vergiftetes Zitat vom Mittwoch, als er dem neuen Ministerpräsidenten alles Gute und "echte Freunde" wünschte. Der bisherige Kultus- und Wissenschaftsminister ist Taufpate von Söders Sohn. Politik sei aber nun einmal ein "Job auf Zeit", so Spaenle.

Indem Spaenle eine OB-Kandidatur bewusst nicht ausschließt, betont er den Willen seiner Partei, die Wahl 2020 noch nicht verloren zu geben. Die CSU verfügt nach dem angekündigten Rückzug von Bürgermeister Josef Schmid, der im Herbst für den Landtag kandidiert, über keinen natürlichen Kandidaten mehr. Die Wahl gilt für die CSU als außerordentlich schwierig, da ihr neuer Bewerber gegen den Amtsbonus des beliebten Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD) ankämpfen müsste. Bevor CSU und SPD 2014 ihr rot-schwarzes Rathausbündnis bildeten, hatte Spaenle kaum eine Gelegenheit ausgelassen, über den damaligen Münchner Rathaus-Chef Christian Ude (SPD) zu schimpfen.

Dass Spaenle sich für kommunale Themen interessiert, belegt nicht nur seine Mitgliedschaft im Bezirksausschuss. Der Landtagsabgeordnete engagierte sich jahrelang gegen die Trambahn durch den Englischen Garten, forcierte den Bau eines Gedenkorts an das Olympia-Attentat 1972 und will sich nun "offensiv als einfacher Abgeordneter" dafür einsetzen, dass im Münchner Kunstareal ein Museumsbau für die Graphische Sammlung entsteht. Spaenle hat dabei das Areal der sanierungsbedürftigen Universitätsbauten an der Theresienstraße 37 bis 41 im Auge.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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