München/Unterhaching:Ganz schön schlau

Lesezeit: 2 min

In Unterhaching entsteht eine neue Hochbegabtenklasse

Von Iris Hilberth, München/Unterhaching

Leonardo da Vinci soll einen Intelligenzquotienten von 220 gehabt haben, für Johann Wolfgang von Goethe werden 210 notiert, und Albert Einstein ist auf der Liste der schlauesten Köpfe mit 160 auch vorne dabei. Alles Werte, mit denen man klar eine Hochbegabung attestieren würde. Seriös sind solche Rankings aber nicht. "Im Nachhinein lässt sich das nicht feststellen", sagt Petra Barchfeld, die Leiterin der Begabungspsychologischen Beratungsstelle der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). 300 Kinder werden an ihrem Institut jährlich auf Hochbegabung getestet, etwa ein Drittel von ihnen zählt tatsächlich zu den 2,3 Prozent der Bevölkerung, deren IQ 130 und mehr beträgt. Für solche Schüler hat der Freistaat in den vergangenen 20 Jahren insgesamt acht Förderklassen an acht Gymnasien in ganz Bayern eingerichtet. Im kommenden Schuljahr kommt eine weitere fünfte Klasse hinzu: am Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching (LMGU).

Der Grund ist laut Kultusministerium eine "anhaltend hohe Nachfrage" nach Aufnahme in eine Hochbegabtenklasse im Großraum München. Die bestehenden Standorte am Maria-Theresia-Gymnasium (MTG) in München und am Otto-Taube-Gymnasium in Gauting stoßen an ihre Grenzen. Etwa hundert Schüler bewerben sich jedes Jahr am MTG für einen Platz in der Hochbegabtenklasse, zwischen 20 und 25 können genommen werden. Zwar seien nicht alle Bewerber geeignet, "aber eine zweite Hochbegabtenklasse könnten wir schon brauchen, um bei manchen Kindern nicht nein sagen zu müssen", sagt Schulleiterin Birgit Reiter. Sie sei daher sehr dankbar, dass es künftig auch die Möglichkeit in Unterhaching gibt.

Die Wahl fiel auf das Lise-Meitner-Gymnasium, da es sowohl über eine sprachliche als auch eine naturwissenschaftlich-technologische Ausbildungsrichtung verfügt. Das Ministerium haben zudem "vielfältige Kooperationen und ein breites Zusatzangebot" in Unterhaching überzeugt. Bereits jetzt gibt es Angebote zur Förderung hochbegabter Schüler. Auch ist das LMGU mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowohl aus der Münchner Innenstadt als auch aus dem südöstlichen Landkreis München gut zu erreichen.

In Unterhaching freut man sich auf die neue Aufgabe. Begabtenförderung ist schon immer eine Herzensangelegenheit von Schulleiterin Brigitte Grams-Loibl gewesen, die selbst einige Jahre lang als Schulpsychologin für Hochbegabte in Stadt und Landkreis München zuständig war. Vor zehn Jahren rief sie am LMGU die Begabtenakademie für Schüler mit überdurchschnittlichen Leistungen ins Leben, für naturwissenschaftlich Interessierte gibt es die Mint-Akademie, Kreativ-Musische finden Zusatzangebote in Chören und Orchestern sowie Theatergruppen. Und für sportliche Talente ist das LMGU Stützpunkt für Fußball, Turnen und Klettern. Die Begabtenklasse ist demnach ein logischer weiterer Schritt.

Das Konzept für das LMGU sieht vor, dass die Kinder in der fünften Klasse mit zwei Fremdsprachen beginnen: Englisch und Latein. Während in den Regelklassen in der achten Klasse entweder der naturwissenschaftliche oder der sprachliche Zweig gewählt wird, fahren die Hochbegabten zweigleisig, lernen also eine weitere Fremdsprache und haben sämtliche naturwissenschaftlichen Fächer auf dem Stundenplan. Hinzu kommt ein Wahl- und Plusprogramm, das als "Enrichment" bezeichnet wird. Dazu zählen die Förderung von Kreativität, Sozialkompetenzen und individuelle Lernberatung. Die Klasse bleibt bis zur Oberstufe zusammen.

Um in die Förderklasse aufgenommen zu werden, reicht es nicht, einen Nachweis über die Hochbegabung zu haben. Die Bewerber werden Anfang Februar von der Schulpsychologin auf Hochbegabung getestet, im April folgt ein zweitägiger Testunterricht. Die Schule will sich bei der Auswahl nicht allzu sehr an den IQ-Wert 130 klammern. Dieser Wert sei nur numerisch.

Für Interessierte veranstaltet das Lise-Meitner-Gymnasium Unterhaching, Jahnstraße 3, am Montag, 22. Januar, 19 Uhr, einen Informationsabend.

© SZ vom 20.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: