München/Garching:Der Traum vom Startplatz

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Seit Jahren will Arantxa Dörrié einen Zeppelin-Hangar samt Erlebniswelt bauen - bislang vergeblich. Nun laufen Gespräche mit München und Garching, um das Projekt in Hochbrück zu verwirklichen

Von Gudrun Passarge, München/Garching

Kommt die Hangarworld doch noch nach Hochbrück? Arantxa Dörrié hat den Traum noch nicht aufgegeben, zwischen Autobahn und U-Bahntrasse für circa 50 Millionen Euro eine Erlebniswelt rund um einen Zeppelin aufzubauen. Die Unternehmerin verhandelt derzeit mit der Stadt München, der das Grundstück gehört, und der Stadt Garching, die die Planungshoheit hat. Nicht-öffentlich habe sie bereits ihr Projekt in Garching vorgestellt, berichtet Dörrié, und dort Zustimmung erfahren, dennoch gehe nichts voran. "So ganz können wir es nicht nachvollziehen", sagt die Unternehmerin.

Seit etwa sieben Jahren schon arbeitet Dörrié an ihrem "Baby". Angefangen hat sie bei Zeppelin, dort sollte sie sich einfallen lassen, wie das Luftschiff wirtschaftlich betrieben werden könnte, denn die Tickets für 14 Passagiere pro Fahrt reichen dafür nicht aus. So entstand das Konzept für einen "Edutainmentpark" rund um den Hangar: "Es soll wie eine Zeitreise sein." Die Besucher könnten nicht nur mit dem Zeppelin fahren, sie könnten auch etwas über die Pioniere von damals erfahren - von Graf Zeppelin über Carl Benz bis hin zu anderen Visionären der Technik. Das Wissen könnten die Besucher gleich in einem Quiz unter Beweis stellen. Doch Dörrié will nicht in der Vergangenheit bleiben, eines der Herzstücke des geplanten Parks ist auch das Thema "Pioniere und Visionen des digitalen Zeitalters".

Schöne Aussichten: So könnte der Edutainmentpark, den Hangarworld Muc plant, eines Tages aussehen. (Foto: Hangarworld)

Als Mitarbeiterin der Zeppelin GmbH, die ihren Hauptsitz in Garching hat, schied Arantxa Dörrié allerdings 2010 aus, denn die Firma, die inzwischen hauptsächlich Baumaschinen vertreibt, verabschiedete sich von den Hangarplänen. Dabei gab es bereits einen Aufstellungsbeschluss für den Park in Hochbrück. Dörrié entschied sich deswegen, es auf eigene Faust zu versuchen, aber: Sie musste Investoren suchen, um das 50-Millionen-Euro-Projekt zu stemmen. Das ist ihr inzwischen gelungen, Andreas Dünkel ist nun mit an Bord. Zusammen haben sie 2014 die Hangarworld AG gegründet, beide sind Gesellschafter. Dörrié bezeichnet Dünkel als einen Glücksfall für das Projekt. Der schwäbische Familienunternehmer ist in München kein Unbekannter. Er ist Betreiber der "Motorworld" in Böblingen, ein Konzept, das er so ähnlich auch in Freimann umsetzen möchte. Dort hat er sich einen Teil des ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerks an der Lilienthalallee gesichert und will dort, gegenüber dem Kongresszentrum MOC, rund um das Thema Oldtimer ebenfalls einen Entertainment-, Gastronomie- und Beherbergungsbetrieb ansiedeln. "Er hat Expertise im Immobilien- und im Eventbereich", sagt Dörrié. Und er hat auch in München über viele Monate seine Pläne beharrlich vorangetrieben - von der ersten Idee bis zur Realisierung über einen Bebauungsplan.

Zwar steht jetzt das Konzept und es gibt den Investor, aber Hangarworld hat kein Grundstück, und der Aufstellungsbeschluss ist auch nicht mehr gültig. Deswegen versucht die Unternehmerin seit einem Jahr, mit München und Garching wieder ins Gespräch zu kommen. Von München hätte sie gerne ein acht Hektar großes Teil des insgesamt etwa 27 Hektar großen Grundstücks, das Hangarworld in Erbpacht übernehmen würde. Von Garching bräuchte sie wiederum die Überplanung des Grundstücks. München sage nun, es müsse erst ein Ja des Garchinger Stadtrates vorliegen, damit die Verhandlungen über die Erbpacht geführt werden könnten; Garching sage, es wolle die Bestätigung von München, dass das Grundstück bereitstehe. "Wir drehen uns im Kreis", sagt Dörrié. Tatsächlich sieht sie die Garchinger nun am Zug, "sie müssten den ersten Schritt machen".

Spielend lernen: Die Hangarworld führt die Besucher durch die Welt der Technik. (Foto: Hangarworld)

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) allerdings möchte das Thema noch unter der Decke halten. Als der CSU-Fraktionschef Jürgen Ascherl im Stadtrat danach fragte, "wie das Interesse besteht, dass das Projekt Hangarworld weiterverfolgt wird", reagierte er unwillig: "Ich will hier nicht über ungelegte Eier diskutieren". In diesem Fall gehe es auch um die Erschließung und die Grundstückssicherung. Die Antragsteller müssten erst noch ihre Hausaufgaben machen und nachweisen, dass die Landeshauptstadt das Grundstück zur Verfügung stelle. Dörrié sagt, sie habe dem Bürgermeister mittlerweile ein Schreiben zugeleitet, in dem München seine Gesprächsbereitschaft signalisiere, und was die Erschließungsstraße angehe, so sieht sie Hangarworld nicht als den richtigen Ansprechpartner. Ein Verkehrsgutachten von Harald Kurzak belege, dass die Bundesstraße 471 wegen des Parks nicht ausgebaut werden müsse. Die Firma sei jedoch bereit, sich nach dem Verursacherprinzip an der Verkehrsinfrastruktur zu beteiligen. Dörrié fürchtet allerdings, dass sich die Entscheidungsprozesse noch lange hinziehen könnten, was das Projekt gefährde. "Im Sinne der Wirtschaftlichkeit müssen wir sagen können, wir kommen da weiter oder nicht." Momentan seien sie gezwungen, aktiv nach Alternativen zu suchen. "Wir würden uns aber nach wie vor freuen, wenn's in Garching klappt."

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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