München/Dachau:Konzertierte Aktion

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In Karlsfeld bauen die Stadt München und der Landkreis Dachau gemeinsam ein vierzügiges Gymnasium

Von Anita Naujokat, Wolfgang Eitler, München/Dachau

Die Landeshauptstadt München und der Landkreis Dachau streben ein gemeinsames vierzügiges Gymnasium in Karlsfeld an. Für den Landkreis Dachau wäre es das vierte Gymnasium, für die Landeshauptstadt München nach sehr langer Zeit wieder eine Kooperation mit dem benachbarten Landkreis im Norden: 1961 hatten beide Kommunen einen Schulverband für die heutige Verbandsgrundschule München-Karlsfeld gegründet, die vor 50 Jahren auf Karlsfelder Gebiet eröffnet worden ist. Gescheitert ist allerdings vor Jahren der Versuch Karlsfelds, den großen Nachbarn vom gemeinsamen Bau einer Realschule zu überzeugen.

Die Kooperation für ein gemeinsames Gymnasium sei in Arbeit, bestätigte Christina Warta, Sprecherin des Referates für Bildung und Sport. Mehr könne sie zur Zeit noch nicht sagen: "Wir stehen noch ganz am Anfang und müssen noch alles im Detail prüfen." So ist auch noch unklar, ob das Gymnasium als Ganztagsschule ausgerichtet werden könnte. Die Schulexperten in München und im Landratsamt Dachau neigen anscheinend dazu, nur einen Ganztagszweig neben dem gängigen Halbtagsunterricht einzurichten.

Der Schulbau auf Karlsfelder Gemeindegebiet direkt an der S-Bahn-Station könnte beispielhaft für andere Landkreise im Ballungsraum werden. Denn bisher hatte sich die Münchner Schulbehörde vom Umland eher abgeschottet. Profitieren könnten vor allem die Kinder aus den nördlichen Stadtbezirken; besonders in Moosach und Allach wird mit dem Zuzug vieler Familien gerechnet.

Karlsfeld ist zwar die zweitgrößte Kommune im Landkreis Dachau, ist aber bisher bei sämtlichen Schulbauten leer ausgegangen. Seit Jahren wird im Kreistag bereits über den Bau eines vierten Gymnasiums debattiert. Dabei resultiert der Andrang nicht aus enormen Übertrittszahlen, wie sie beispielsweise im Starnberger Bereich üblich sind. Er ergibt sich eher aus der Tatsache, dass der Landkreis Dachau eine Zuzugsregion ist, zumal sich der Münchner Norden zum wirtschaftlichen Motor für ganz Oberbayern entwickelt hat.

Allerdings war bisher fraglich, ob der Landkreis allein die nötigen Schülerzahlen für den Aufbau eines Gymnasiums mit mindestens vier Klassen pro Jahrgang erreichen könnte. An diesem Punkt kommt München ins Spiel. Seit den Kommunalwahlen im März 2013 und dem Oberbürgermeister-Wechsel von Christian Ude (SPD) zu Dieter Reiter (SPD) hat sich der Umgang zwischen der Landeshauptstadt und dem Umland geändert. Im März fand eine große Regionskonferenz in München statt, die mit dem erklärten Willen zur Kooperation endete. Vor wenigen Wochen bekräftigte Reiter auf einem SPD-Empfang des Dachauer Landtagsabgeordneten und Bildungsexperten Martin Güll den Willen zu einer gemeinsamen Schule. Reiter sei es ein großes Anliegen, stärker mit dem Umland zusammenzuarbeiten, sagte OB-Sprecherin Petra Leimer-Kastan. Das umfasse Schulen bis hin zu verkehrlichen Infrastrukturmaßnahmen.

Wie der Pressesprecher des Dachauer Landratsamtes, Wolfgang Reichelt, mitteilt, hatten sich Reiter und der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) getroffen und die Zusammenarbeit definitiv vereinbart. Beide hätten ihre Verwaltungen beauftragt, ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten. Als sicher gilt demnach, dass das Gymnasium auf Karlsfelder Grund errichtet wird. Die Gemeinde hat dafür bereits ein Grundstück in der Nähe des S-Bahnhofes reserviert. Der Schul- und Kreisausschuss des Dachauer Kreistags hat kürzlich bei den Schulhaushalts-Vorberatungen 2016 als einen Posten von vielen festgelegt, dass für die Planung des vierten Gymnasiums Geld bereitgestellt werden soll; eine konkrete Summe ist nicht genannt worden.

Fraglich ist, ob das Gymnasium als reine Ganztagsschule geführt werden soll. Bisher machte sich der Landkreis Dachau für eine komplette Ganztagseinrichtung stark, auch als Ergänzung zu seinen weiteren drei bestehenden Gymnasien. Fraglich ist auch, wie die Finanzierung ausschaut. Im Oktober hatten München und der Landkreis Dachau die Regierung von Oberbayern aufgefordert, die rechtlichen Erfordernisse zu klären. Am liebsten wäre dem Landkreis eine gemeinsame, anteilige Finanzierung, welche die beiden künftigen Schulträger aushandeln.

Im Fall der gemeinsamen Grundschule war das Gebäude seinerzeit hauptsächlich mit Mitteln der Landeshauptstadt München gebaut worden. Den Schuletat müssen beide Partner finanzieren, wobei die Kosten für den Erhalt des Schulhauses und der umliegenden Flächen die Stadt München trägt. 1993 war die Geschäftsstelle des Schulverbandes von München in das Karlsfelder Rathaus verlegt worden.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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