München/Aschheim:Salamitaktik

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Schlachthof-Investor verspricht Transparenz, will aber noch keine Namen nennen

Von Irmengard Gnau, München/Aschheim

Ein Vierteljahr nach Bekanntwerden der Pläne für einen Schlachthof in Aschheim, der womöglich den Münchner Schlachthof ersetzen könnte, gehen die Initiatoren in die Offensive. Grund ist der Bürgerentscheid, für den der Gemeinderat an diesem Donnerstag die Fragestellung festlegen wird und in dem die Aschheimer am 9. Oktober entscheiden werden, ob das Großprojekt gebaut oder gekippt wird. Letzteres wollen die Kommune und der Investor, die Firma Opus Munich, verhindern.

Angesichts des Protests in der Bevölkerung eröffneten beide am Mittwoch eine Kommunikations-Gegenoffensive. Mit der eigens gegründeten "Initiative Pro Metzgerei- und Schlachtgemeinschaft an der A 99" will Opus-Munich-Geschäftsführer Albert Oppenheim um Unterstützung für sein Projekt werben. Er wolle aufklären über zum Teil falsche Vorstellungen, sagte der Fleischgroßhändler aus dem Münsterland bei einem Pressetermin am Standort. Es seien Gruselbilder im Umlauf, die den Abläufen in einem modernen Schlachtbetrieb von heute nicht entsprächen. Nach Darstellung des Investors soll das geplante Aschheimer Fleischzentrum das modernste deutschlandweit werden.

"Es ist uns wichtig, Unwahrheiten mit Fakten zu widerlegen", sagte auch Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU). Zu diesem Zweck haben sich Oppenheim und die Gemeinde die PR-Agentur Engel und Zimmermann aus Gauting an die Seite geholt, die Kunden in der Lebensmittelbranche berät und mit Erfahrung in Krisenkommunikation wirbt. Zur Informationskampagne zählt die Internetseite www.metzgereigemeinschaft-a99.de, auf der die Befürworter ihre Pläne erläutern. Am 16. September soll es zudem einen Informationsnachmittag mit dem Investor geben. Oppenheim kündigte an, er werde auch mit Informationsständen mehrfach in Aschheim und Dornach sein. "Es werden alle Fragen beantwortet."

Dass der Aufschrei in Aschheim und den Nachbarkommunen so groß sein würde, damit hatte die Gemeinde offensichtlich nicht gerechnet. Noch immer wird das Projekt im Gemeinderat unterstützt, doch auch die Befürworter scheinen erkannt zu haben, dass es nicht leicht sein dürfte, die Anwohner von einem Schlachthof zu überzeugen. Die Mitglieder der Informationsinitiative betonen daher den regionalen Charakter des Projekts. Er könne sich "dafür verbürgen", dass kein Großkonzern nach Aschheim komme, versichert Oppenheim. 15 bis 20 mittelständische Metzgereien aus der Region München, darunter Metzger vom Münchner Schlachthof, sollen die Mieter werden. In etwa sechs Wochen, so hofft Oppenheim, sollen die laufenden Verhandlungen abgeschlossen sein. Dann werde man Namen nennen können.

Oppenheim versprach, dass dank eines modernen Baus weder Gerüche noch Lärm aus dem Schlachtzentrum dringen könnten. Die Viehtransporter - vorgesehen sind etwa 25 pro Schlachttag von Montag bis Freitag - sollen direkt von der A 99 zum Schlachthof geleitet und im Gebäudeinneren ausgeladen werden. Maximal können in dem Betrieb jede Woche 1500 Rinder und 7000 Schweine geschlachtet und verarbeitet werden.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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